Vogelschützer haben nach eigenen Angaben in diesem Jahr so viele Uhus in der Fränkischen Schweiz gesichtet wie noch nie. Mit 102 besetzten Uhu-Revieren sei in diesem Jahr ein neuer Höchststand im Klettergebiet nördliches Frankenjura erreicht worden, teilte der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) in Hilpoltstein mit. Das seien 19 Reviere mehr als im bisherigen Rekordjahr 2021. Bei den Jungvögeln gebe es mit mindestens 97 flügge gewordenen Uhus ebenfalls einen Rekord. Auch im südlichen Frankenjura zwischen Weißenburg und Regensburg seien Höchststände bei Revieren und Jungvögeln gemeldet worden.
„Früher war es ein seltenes Glück, einen Uhu zu hören oder sogar zu sehen“, sagt der Biologe Torben Langer, der beim LBV für die Vogelart zuständig ist. „Dank intensiver Schutzmaßnahmen der vergangenen Jahrzehnte konnte sich der Bestand dieser Eule jedoch wieder erholen.“ Noch in den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts waren Uhus in weiten Teilen Deutschlands ausgestorben. Nur noch in den bayerischen Alpen, in Nordbayern, in Thüringen und in Sachsen gab es Restvorkommen. Inzwischen gibt es wieder so viele Exemplare, dass die Art 2016 aus der Roten Liste gestrichen werden konnte.
Der Grund für die positive Bestandsentwicklung bei Europas größter Eulenart im zurückliegenden Winter war nach LBV-Angaben ein gutes Nahrungsangebot an Mäusen und anderen kleinen Säugetieren. Die Eulen brüten nämlich am erfolgreichsten, wenn das Nahrungsangebot bereits im Winter groß ist. „Uhus und andere Eulen brüten nämlich schon ab Februar, deutlich eher als viele andere Vogelarten“, sagt Langer. „Ist im Winter zu wenig Nahrung verfügbar, beginnen viele Uhus erst gar nicht mit der Brut oder brechen sie frühzeitig ab.“
Ein anderer Grund dürfte Langer zufolge das seit 2001 laufende Artenhilfsprogramm für Uhus und andere Felsbrüter im Frankenjura sein. Seither stimmen sich die Fachleute mit den Kletterverbänden und lokalen Behörden ab, um die Felsen in der Region rechtzeitig vor der Balz- und Brutsaison zu sperren. Dass die Vögel während ihrer Brutzeit nicht gestört werden, ist für den Fortpflanzungserfolg der beiden Arten ebenso wichtig wie eine hohe Nahrungsverfügbarkeit.
Uhus sind dämmerungs- und nachtaktive Jäger, die sich tagsüber in Baumkronen oder an Felswänden verstecken. Außer kleinen Säugetieren jagen Uhus auch Vögel wie Raben, Tauben oder Krähen. Dabei können sie hohe Fluggeschwindigkeiten erreichen und sind ziemlich wendig, wenn sie einen Vogel etwa zwischen dicht stehenden Bäumen verfolgen. Ein Uhu-Gelege besteht meistens aus zwei oder drei Eiern. Im Durchschnitt überleben nur drei von zehn Jung-Uhus das erste Lebensjahr.