Terrorverdächtiger aus der Rhön:"Bogenschießen und so ein Druidenzeugs"

Von Olaf Przybilla, Bischofsheim an der Rhön

Gerhard Nägler hat Burghard B., den mutmaßlichen Kopf einer rechtsextremistischen Terrorvereinigung, flüchtig kennengelernt. Nägler leitet die Tourismus-Büro im unterfränkischen Bischofsheim an der Rhön und kümmert sich um das Stadtfest. Bei diesem Fest habe B., ein selbst ernannter "keltischer Druide", mitgewirkt. Das letzte Mal 2010: Da kümmerte sich B. um das Bogenschießen. Er brachte Figuren mit, auf die Kinder schießen durften, pro Schuss verlangte er "eine symbolische Aufwandsentschädigung", erinnert sich Nägler. Etwa 2011 dürfte B. aus Bischofsheim fortgezogen sein, danach hat Nägler den Mann aus den Augen verloren. Am Mittwoch erst sah er den "Rhöner Neo-Druiden" wieder. Diesmal in den Fernseh-Hauptnachrichten, als Hauptverdächtigen einer mutmaßlichen Terrorvereinigung, die Anschläge auf Juden und Asylbewerber geplant haben soll. Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen Burghard B. Offenbar ist der 62-Jährige in der Zwischenzeit nach Baden-Württemberg umgezogen, in die Nähe von Heidelberg. "Sehr verwundert" habe ihn diese Nachricht, sagt Nägler. Immerhin sei der Mann zwar auffällig gewesen, "ein seltsamer Typ, schon allein des langen weißen Bartes wegen". Auch folkloristisch angehauchte Fernsehberichte gab es über den "Druiden aus der Rhön". Und 2008 habe er mal auf der Liste der SPD für den Stadtrat kandidiert - ohne Erfolg. Von da scheint der Weg zum gefährlichen Rechtsextremisten dann schon sehr weit zu sein. Was auch der Leiter der Polizeiinspektion in Bad Neustadt, Georg Bieberich, bestätigt: Burghard B. sei zwar eine "auffällige Person" gewesen, "etwas politisch oder strafrechtlich Relevantes" aber habe es nie gegeben.

Ewald Simon, zweiter Vorsitzender der SPD in Bischofsheim, ist schockiert. "Ich bin entsetzt, einfach unglaublich", sagt er. An einen "Sonderling mit Spleen" erinnere er sich. Und daran, dass B. tatsächlich 2008 "unter ferner liefen" auf der SPD-Liste für den Stadtrat kandidiert hat. Ohne allerdings je in die Partei eingetreten zu sein. Für die Genossen habe B. mal "Bogenschießen und so ein Druidenzeugs" veranstaltet. "Mittelalter oder Keltenkult, das machen ja jetzt viele", sagt Simon. Rechtsextreme Äußerungen seien da aber nicht im Entfernten gefallen. "Da bin ich sehr sensibel, so was würde mir sofort auffallen", sagt der SPD-Mann.

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