Tegernsee:Hochwasserschutz wegen zu hoher Kosten verworfen

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Nach einem schlimmen Hochwasser im Jahr 2013 sollte der Tegernsee eigentlich für den nächsten Ausnahmezustand gerüstet werden. Nun wurde das Millionenprojekt abgesagt.

Von Matthias Köpf, Tegernsee

Der Pegel bei St. Quirin pendelte in den vergangenen Tagen stets um 725,40 Meter über Normalnull. Ungefähr 40 Zentimeter tief war der Tegernsee dort an der maßgeblichen Stelle, so wie meistens im Winter, stärkeren Regenfällen und zwischenzeitlichem Tauwetter in den tieferen Lagen zum Trotz.

Doch der Tegernsee stand auch schon mal zwei Meter höher, zuletzt im Juni 2013, als das bisher letzte wirklich große Hochwasser nicht nur die Seegemeinden heimsuchte, sondern auch das ganze Mangfalltal bis hinunter nach Rosenheim. Dazu, dass das so schnell nicht wieder passiert, sollte auch der See selbst beitragen, doch die Behörden haben die Pläne dafür inzwischen als zu teuer verworfen.

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2004 hatte es die ersten Überlegungen gegeben, danach folgten etliche Einwände und Umplanungen. Die Kosten stiegen fast so wie der See damals im Juni 2013. In der letzten Version hätte eine 600 Meter lange Druckleitung aus Beton im Flussbett der Mangfall vergraben werden sollen. Hätte sich ein Hochwasser angekündigt, dann hätte durch diese Druckleitung beizeiten zusätzliches Wasser aus dem Tegernsee abgelassen werden sollen, damit der See entsprechend mehr Wasser fassen kann und nicht so schnell über seine Ufer tritt.

Laut der letzten Berechnung hätte all das rund 14,3 Millionen Euro gekostet, fast dreimal so viel wie anfangs gedacht. Angestellt hatte die Berechnung ein Wirtschaftsstudent der Hochschule Rosenheim als Abschlussarbeit. Dass er dafür die Bestnote bekommen hat, beruhigt nicht alle Anwohner am See, aber das zuständige Wasserwirtschaftsamt Rosenheim hat sich laut Behördenleiter Paul Geisenhofer alles von einem ausgewiesenen Experten bestätigen lassen - und dann die Notbremse gezogen.

Denn mit all dem Aufwand hätte sich der Seespiegel bei Hochwasser laut Geisenhofer höchstens um 20 Zentimeter senken lassen. 2013 hätte das Hochwasser rund um den See also einige Häuser weniger erwischt, aber der Preis dafür ist laut der Nutzen-Kosten-Analyse zu hoch, als dass er mit Steuergeld bezahlt werden dürfte.

Auf den Schutz für die mehr als 40 000 Menschen, die im hochwassergefährdeten Gebiet am Unterlauf der Mangfall wohnen, hat der Verzicht laut Geisenhofer keine große Auswirkung. Dem wird vor allem der riesige Flutpolder dienen, den der Freistaat derzeit an der Mangfall bei Feldolling im Landkreis Rosenheim bauen lässt. Er soll im Idealfall rund 55 Millionen Euro kosten und 2024 fertig werden.

© SZ vom 10.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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