Das berühmteste Verkehrsschild der Welt ist jetzt offiziell ein Dokument deutscher Zeitgeschichte. Das Haus der Geschichte in Bonn wünschte sich und bekommt auch eines der 35 Ortsschilder aus „Swiftkirchen“, die die Stadt Gelsenkirchen zum Deutschland-Auftakt der „Eras-Tour“ des US-Über-Superstars Taylor Swift anfertigen und aufstellen ließ. Die Zigtausenden Swifties hierzulande finden das wohl angemessen, waren die Konzerte in Deutschland für ihre Fans doch mindestens lifechanging. Derweil bestaunten Unbeteiligte das Ganze eher wie interessierte Museumsgänger. Aha, oh, soso.
Die Sängerin hat übrigens bayerische Vorfahren, aber das nur am Rande.
Die anderen 20 Swift-Schilder wurden gerade versteigert, 1400 Gebote gingen ein, das höchste lag laut Stadtverwaltung bei 3000 Euro. Moment, 35 Schilder Minus 20 Schilder ergibt nicht null, sondern 15. „Ein Teil davon ist verschwunden. Einige wurden geklaut“, sagte der Stadtsprecher der dpa.
Dass knatschgelbe Ortsschilder sogar begehrte Trophäen sind, wenn kein pinkes Sängerinnen-Antlitz darauf prangt, ist bekannt. Immer wieder beklagen sich im Freistaat Bürgermeister und Landräte darüber, dass Ortsschilder verschwinden. Meist steht die Jugend im Verdacht, Schindluder getrieben zu haben.
Im mittelfränkischen Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim schraubten Spaßvögel 2022 erst die Ortsschilder von Ipsheim und Ippesheim ab, berichtete die Mainpost, um sie dann zu tauschen und im 30 Kilometer entfernten anderen Ort wieder anzubringen.
Ja, wo samma denn, fragten sich auch im vergangenen Winter einige: Als Zeichen des Protests hatten die Bauern in Bayern wie in Frankreich Ortsschilder abmontiert und kopfüber wieder aufgehängt.
2023 wurde Unterfranken sogar zum Schilderklau-Hotspot ausgerufen, besonders betroffen war der Landkreis Kitzingen. 20 verschwundene Tafeln registrierte man dort zwischen 2019 und 2023. Allein das Ortsschild von Gaibach soll fünf Mal gestohlen worden sein. Und dass, obwohl die Schrauben am Schluss sogar verschweißt worden waren. Im Bauhof war man verzweifelt.
Dagegen ist der Landrat des unterfränkischen Landkreis Miltenberg sogar dankbar: Ein siebenjähriger Bub hatte sich im Schulbus darüber gewundert, dass die Entfernung zwischen Amorbach und Schneeberg auf zwei Schildern nicht zusammenpasste. Der Zweitklässler schrieb dem Landrat, dieser ließ das Bauamt nachrechnen. Und, in Zeiten von Pisa-Schlappe und anderem Abgesang auf die Kinder von heute, stimmt das nahezu euphorisch: Der Bub hatte recht. Diesmal montierte das Bauamt selbst die Ortsschilder ab und hängte die korrekt beschrifteten auf.