"Tatort" in Franken:Der Fall ist gelöst

Tatort in Franken

Sieht so das neue Anfangsbild der Sendung aus? Ein Fadenkreuz aus Bratwurst.

(Foto: Illustration: Dennis Schmidt)

Was haben die Regionalpolitiker für ihre Städte geworben: Gibt es ein besseres Leichenversteck als Würzburger Weinfässer? Hat Erlangen nicht die tollste Gerichtsmedizin? Und Nürnberg hätte einen speziellen Gaststar parat. Jetzt ist das "Tatort"-Geheimnis gelüftet - offene Fragen bleiben.

Von Katja Auer

Es hat beinahe politische Verwerfungen gegeben damals . "Wiedergutmachung an Franken", forderte ein gewisser Markus Söder, 2003 noch CSU-Medienpolitiker, aber im Ton schon ganz der Generalsekretär, der er wenig später werden sollte. Warum so harsch? Nun ja, es ging um den Tatort.

Längst noch nicht um den fränkischen, von dem war da noch keine Rede, sondern um den aus München, in dem allerdings ein fränkischer Austausch-Kommissar aufgetreten war. Und jener Wolfgang Hackl, gespielt von Thomas Schmauser, war ein solcher Hornochse, dass man sich für jeden einzelnen weichen Konsonanten hätte schämen wollen. Von da an waren die Franken in ihrer Forderung nach Krimi-Gerechtigkeit und dem Ende der Verarschung durch die Oberbayern endgültig vereint. Abbitte sollten die Altbayern leisten.

Es hat zehn Jahre gedauert, aber nun ist alles gut: Der Bayerische Rundfunk dreht - entgegen langjähriger Abwiegelung - vom kommenden Jahr an einen Franken-Tatort. Und zwar überall, nicht nur in Nürnberg, nur in Würzburg, nur in Bamberg. "Überregional in ganz Franken" soll vom kommenden Jahr an ermittelt werden, gab der BR am Dienstag bekannt. Damit endet ein fast einjähriges Rätselraten um den Drehort des neuen Krimis.

Seit BR-Intendant Ulrich Wilhelm vor knapp einem Jahr ankündigte, dass es einen Franken-Tatort geben werde, erbebt der Landstrich vor ungeduldiger Vorfreude. Endlich, hat es geheißen, das wurde auch höchste Zeit. Schließlich hatte man den Dadord jahrelang gefordert, partei- und bratwurstrezeptübergreifend.

Dadord oder Tatort?

Seitdem wurde in Internet-Blogs heftig diskutiert, ob sich die Nürnberger Lochgefängnisse oder die Weinfässer der Würzburger Winzer besser als Leichenablageort eignen, welchen Mantel der Kommissar tragen sollte und ob er nun einen Dialekt sprechen muss oder nicht.

In dieser Frage herrscht immer noch keine Einigkeit, befürchtet doch der eine oder andere, dass der fränkische Akzent bei den nicht-fränkischen Zuschauern negative Assoziationen hervorruft. Krimiautoren entwarfen schon ganze Drehbücher, und die lokale Prominenz pries scharenweise die Vorzüge der eigenen Stadt als Drehort. Da hörte es freilich auch schon wieder auf mit der Gemeinsamkeit.

Einen Franken-Tatort wollen sie alle - aber jeder bei sich daheim. So wünschte sich Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) einen Nürnberg-Dadord, gespielt "mit der glutäugigen Leidenschaft der Franken". Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) wollte einen "nicht allzu blutigen" Würzburg-Krimi, und Erlangens Oberbürgermeister Siegfried Balleis (CSU) wollte in seiner Stadt zwar keinen Mord, aber die Leiche müsse unbedingt in der bekannten Erlanger Gerichtsmedizin untersucht werden. Inge Aures, die Franken-Tatort-Beauftragte der SPD, forderte wiederum oberfränkische Ermittlungen. Natürlich nirgendwo anders als in Nürnberg könne der Tatort spielen, verkündete Finanzminister Markus Söder (CSU), der keine Gelegenheit ausließ, Gerechtigkeit für Franken zu fordern. Jetzt müssen sie wenigstens nicht streiten, jetzt kommt jeder mal dran.

Bitte einen "coolen Kommissar"

Und die Diskussion kann sich ganz dem noch zu erwählenden Ermittler widmen. Einen "coolen Kommissar" bestellte Söder beim Bayerischen Rundfunk, einen, "der was reißt", dafür dürfe der Mörder gerne ein Münchner sein.

Ob Söder eine Gastrolle angeboten bekommt, ist noch nicht bekannt, ausschlagen würde er sie wohl kaum. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ist mit seiner Fernsehkarriere schon einen Schritt weiter, denn das Dadord-Fieber hat in Franken längst um sich gegriffen und allerlei Auswüchse hervorgebracht. So hat auch Komiker Oliver Tissot einen Krimi gedreht, als Ansporn eigentlich, so sagte er, damit der Bayerische Rundfunk endlich positiv entscheiden möge.

Gut, das hat sich inzwischen erledigt, seinen Film drehte Tissot trotzdem. "Murggs", heißt der, und ist viel weniger ein Tatort als höchstens eine Tatort-Parodie. Das gesamte Personal der fränkischen Fastnacht in Veitshöchheim spielt darin mit. Und der Innenminister - als Innenminister.

Sogar im Wahlkampf wird schon kriminalisiert in Franken. SPD-Landesgruppenchef Martin Burkert drehte statt eines Wahlvideos einen Krimi, darin ermittelt er beim Club. Mit dabei der Bundestagsabgeordnete und frühere Staatsminister Günter Gloser als Platzwart und der Landtagsabgeordnete Stefan Schuster als Polizist.

Ein Kommissar oder ein Ermittlerteam fehlt noch für den Franken-Tatort. Auch da kursieren allerhand Vorschläge im Internet. Die einen wünschen sich den Fürther Kabarettisten Matthias Egersdörfer, der so wunderbar cholerisch sein kann, die anderen sind für Frank-Markus Barwasser alias Erwin Pelzig. Beides eher unwahrscheinlich. Nur eins steht für die Franken fest: Es darf auf keinen Fall ein Oberbayer sein.

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