Tag des offenen Denkmals:Wo sich die Tür zur Geschichte Bayerns öffnet

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Am Sonntag kann man zum Beispiel die Votivkapelle St. Ludwig zu Ehren von König Ludwig II. besuchen, der ganz in der Nähe ums Leben kam. (Foto: Anton Brandl)

Am Tag des offenen Denkmals können Besucher am Sonntag faszinierende Gebäude besuchen. Zum Beispiel den höchsten bewohnten Punkt Mittelfrankens, eine uralte Dorfschule oder die historische Straßenbahn-Halle in Augsburg.

Von Franziska Jahn, Sara Rahnenführer

Denkmäler gibt es in Bayern viele. Etwa 160 000 sind quer über den Freistaat verteilt. Zum „Tag des offenen Denkmals“, der größten Kulturveranstaltung Deutschlands, werden einige davon zu besichtigen sein. Eine Auswahl aus den sieben Regierungsbezirken Bayerns, die am Sonntag zu bestaunen sind:

Oberfranken: Fichtelgebirgsmuseum in Wunsiedel

In Wunsiedel im Fichtelgebirge beherbergt ein ehemaliges Hospital seit 1908 das Fichtelgebirgsmuseum. Am Sonntag können Besucherinnen und Besucher von 10 Uhr bis 17 Uhr auf 3000 Quadratmetern und in 56 Ausstellungsräumen erleben, was das Fichtelgebirge historisch und kulturell ausmacht.

Das ehemalige Hospital wurde in den 1450er-Jahren gebaut und beherbergt seit 1908 ein Museum. (Foto: Fichtelgebirgsmuseum)

Das Hospital wurde in den 1450er-Jahren vom wohlhabenden Wunsiedler Handelsherren Sigmund Wann erbaut, den man als den Fugger Oberfrankens bezeichnete. Zunächst diente das Spital als Unterkunft für zwölf in Not geratene Handwerker, die dort in klosterähnlicher Gemeinschaft mit Pfarrern zusammenlebten und jeden Tag für das Seelenheil von Sigmund Wann beten mussten. Im heutigen Museum erinnern die Schwarze Rauchküche oder die Brüderschlafstube an diese Zeit.

Am Tag des offenen Denkmals findet im Innenhof außerdem ein Foto- und Kameraflohmarkt statt und das Museumscafé ist geöffnet. Für Familien und Kinder gibt es eine Rallye über das Museumsgelände oder sie können beim Schmied das Handwerk live miterleben. Der Eintritt ist kostenlos.

Mittelfranken: Burg Hohenstein in Kirchensittenbach

In Kirchensittenbach über dem fränkisch-oberpfälzischen Jura thront Burg Hohenstein und ist mit 634 Metern über dem Meeresspiegel der höchste bewohnte Punkt Mittelfrankens. Als Ritterburg lässt sich Burg Hohenstein nicht bezeichnen. Seit sie vermutlich in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts erbaut wurde, diente sie als Verwaltungsburg und Vogtsitz.

Burg Hohenstein, der höchste bewohnte Punkt Mittelfrankens. (Foto: Jürgen Dorner)

Heute ist der Verschönerungsverein Hohenstein Eigentümer der Burg und setzt sich dafür ein, dass die Anlage auch weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Im Frühjahr 2000 stürzte die äußere Schale der Palassüdwand wegen Frostschäden ein und hinterließ ein 40 Quadratmeter großes Loch. Um die Schäden beseitigen zu können, wurde eigens eine Baustraße gebaut. Nur so konnte der erforderliche Baukran zur Baustelle gebracht werden. Trotz aller Schwierigkeiten wurde Burg Hohenstein im Sommer 2001 für Besucher wiedereröffnet.

Am Tag des offenen Denkmals ist die Burg von 11 bis 17 Uhr für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Der Eintritt ist kostenlos. In der Oberburg bietet der Verschönerungsverein Führungen zur Geschichte der Burg an und Mitglieder der Kampfkunstschule zeigen einen historischen Schwertkampf mit anschließender Fragerunde. In der Unterburg können sich Kinder und Erwachsene im Bogenschießen ausprobieren und durch den Kräutergarten mit heimischen Heilpflanzen schlendern. An handwerklichen Ständen aus der Region gibt es Mitmachaktionen für Kinder.

Unterfranken: Klosterkirche Schönau in Gemünden am Main

Die Klosterkirche Schönau in Gemünden am Main wurde im gotischen Stil erbaut und 500 Jahre später von Franziskaner-Minoriten dem Barockstil entsprechend umgebaut. Sie hat eine bewegte Geschichte und lag (fast) immer im Trend.

Ende des 12. Jahrhunderts veranlassten die Grafen von Rieneck und die Freiherren von Thüngen die Errichtung des Klosters. Der erste Orden im Kloster waren die Zisterzienser-Nonnen. Nach fünf Jahren wurde das Kloster bereits geschlossen – es gab zu wenig „Klosterpersonal“. Über drei Jahrhunderte schickten die Adelsfamilie von Rieneck und andere Adelsfamilien aus der Umgebung dann ihre unverheirateten Töchter in das Kloster. Der sogenannte „Nonnenpfad“, den diese Töchter vom Schloss Rieneck bis ins Kloster Schönau gingen, ist ein Relikt aus dieser Zeit.

Die Klosterkirche Schönau hat viele Umwandlungen hinter sich. (Foto: Gerhard Köhler)

Im Jahr 1564 wurde das Kloster dann ganz aufgegeben. Erst 135 Jahre später nahm sich der Franziskaner-Orden des Klosters wieder an und nahm den letzten großen Umbau vor. Seither hat sich am Stil und der Inneneinrichtung der Kirche nichts verändert. Das Kloster jedoch wurde 1975 abgerissen und komplett neu erbaut.

Am Sonntag können Besucher auch einen Blick in den Raum des Mönchschors werfen, der sonst nicht zugänglich ist. Geöffnet ist die Kirche bereits ab dem Gottesdienst um 10 Uhr. Um 14 Uhr und um 16 Uhr wird jeweils eine kostenlose Führung angeboten.

Oberbayern: Gedächtniskapelle St. Ludwig in Berg

Im Schlosspark von Berg am Starnberger See steht die Gedächtniskapelle St. Ludwig. Die sogenannte Votivkapelle wurde von 1896 bis 1900 zur Erinnerung an König Ludwig II. erbaut. Er wurde 1886 am nahen Seeufer tot aufgefunden. Dieselben Künstler, die davor für König Ludwig an Schloss Neuschwanstein bei Füssen gearbeitet hatten, erbauten auch die Votivkapelle im byzantisch-romanischen Stil.

Die Kapelle St. Ludwig am Starnberger See wurde zur Erinnerung an König Ludwig II. erbaut. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Heute ist der Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF) Eigentümer der Kapelle. Am Sonntag zwischen 10 und 15 Uhr können Besucherinnen und Besucher die Votivkapelle besichtigen. Um 14 Uhr beginnt eine rund 45-minütige Führung unter dem Motto: „Wahrzeichen – Zeitzeugen der Geschichte – Eine Kapelle zum Gedächtnis an Ludwig II.“ mit der Kunsthistorikerin Claudia Wagner.

Oberpfalz: Schulmuseum Fronau in Roding

Mitten im Bayerischen Wald liegt die alte Dorfschule von Fronau. Das kleine Holzblockhaus, auch „Waldlerhaus“ genannt, wurde 1756 erbaut. Fast 100 Jahre lang wurden die Kinder aus dem Dorf und Umgebung dort in einem etwa 35 Quadratmeter großen Raum unterrichtet. Das Inventar: eine Schiefertafel und massive Holztische mit Tintenfässern.

Das „Waldlerhaus“: Die ehemalige Schule Fronau wurde 1756 erbaut. (Foto: Karin Hirschberger)

Eine Schulpflicht gab es noch nicht, und so war auch die Voraussetzung für die Lehrer sehr niedrigschwellig. Meistens unterrichteten Handwerker, die vom Pfarrer der angegliederten Kirche (aus dem 12. Jahrhundert und ebenso denkmalgeschützt) als geeignet abgesegnet wurden. Die Handwerksfamilien lebten damals selbst auch in der Schule, das Schlafzimmer lag auf dem Dachboden. Viel Geld kam beim Unterrichten nicht rum, deshalb gingen die Handwerker auch ihrem richtigen Beruf nach. Im Waldlerhaus ist eine Schusterwerkstatt aus dieser Zeit ausgestellt.

Im Jahr 1805 wurde die Schulpflicht eingeführt – erst 45 Jahre später gab es ein neues Schulhaus, in dem die Kinder unterrichtet wurden. Zwischen 1850 und 1960 war die alte Dorfschule dann in Privatbesitz, wurde anschließend vom Landkreis gekauft und 1981 denkmalschutzgerecht renoviert. Das Schulzimmer, die Küche, ein nachgestelltes Schlafzimmer, die Werkstatt und auch die Kirche sind am Sonntag zwischen 14 und 17 Uhr zu besichtigen. Von 14 Uhr an gibt es eine einstündige Führung. Der Eintritt und die Führung sind kostenlos. Zu erreichen ist Fronau am besten über die Bundesstraße B16 über Neubäu.

Schwaben: Straßenbahnwagen-Halle in Augsburg

1930 wurde die alte Straßenbahnwagen-Halle gebaut, die heute noch immer in Augsburg-Lechhausen an der Haltestelle „Schlößle“ steht. Bis 1994 war die Halle in Betrieb und Endstation als Gleisdreieck. Dann wurde die Linie 1 in Augsburg verlängert und die Halle wurde nicht mehr benötigt. Seitdem lag die Halle im „Dornröschenschlaf“, sagt Walter Nusser, Vorsitzender des Vereins Freunde der Augsburger Straßenbahn. Dieser renoviert die alte Wagenhalle und will ein Museum für Nahverkehr daraus machen.

Die alte Halle wird seit 1994 nicht mehr gebraucht. Ein Verein will ein Museum darin einrichten. (Foto: Walter Nusser)

Schon jetzt stehen in der Halle alte Straßenbahnen aus den Jahren 1898 bis 1968 oder Omnibusse, die über 50 Jahre alt sind. „Es gibt viele Anekdoten, die wir zur Wagenhalle erzählen können“, meint Nusser. Einmal sei ein Wagen durch das geschlossene Tor der Halle hindurch gefahren, weil er nicht rechtzeitig bremsen konnte.

Besucher können am Sonntag die Wagenhalle in der Blücherstraße 65 kostenlos von 11 Uhr bis 16.30 Uhr besichtigen. Führungen kosten sechs Euro für Erwachsene, drei Euro für Kinder und dauern ungefähr eineinhalb Stunden. Außerdem gibt es Kaffee und Kuchen, einen Souvenirverkauf und einen Bücherflohmarkt.

Niederbayern: Felsenkeller in Bad Abbach

Im Kurort Bad Abbach liegt zwischen Donau und dem Burgberg, auf dem der Heinrichsturm thront, ein Felsenkeller. Von einem Parkplatz aus ist er durch eine graue Stützmauer begehbar. Wann der 70 Meter lange und acht Meter breite Felsenkeller erbaut wurde, lässt sich nicht exakt datieren. Sicher ist aber, dass er seit dem 18. Jahrhundert vor allem zur Lagerung von Bier genutzt wurde. Im Zweiten Weltkrieg diente das unterirdische Gemäuer wohl auch als Schutzbunker und Unterrichtsraum für Schüler. Der Boden des Kellers ist mit Solnhofener Platten ausgelegt, einem Naturwerkstein, der in der Fränkischen Alb gewonnen wird.

Wann genau der Felsenkeller in Bad Abbach angelegt wurde, ist unklar. Seit dem 18. Jahrhundert wurde er zum Beispiel für die Lagerung von Bier genutzt. (Foto: Tonia Lohr)

Am Sonntag wird der Felsenkeller für Besucher von 10.30 Uhr bis 17 Uhr kostenlos zugänglich sein. Begleitend werden Führungen um 10.30 Uhr, 12.30, 14.30 und 15.30 Uhr angeboten. Der Besuch des Felsenkellers kann auch noch mit einem Abstecher auf den Heinrichsturm und zum Archiv verknüpft werden. In diesem Jahr sogar zu einem ganz besonderen Anlass: Der Tod Kaiser Heinrichs jährt sich zum tausendsten Mal. Am Samstag, 19 Uhr, wird es einen Vortrag über Kaiser Heinrich im Felsenkeller geben (begrenzte Platzanzahl). Die Kunstausstellung „Multiple Mythen“ zur Bedeutung Heinrichs wird auch noch am Sonntag im Felsenkeller zu sehen sein. Auch im Turm werden zu jeder vollen Stunde von 12 bis 16 Uhr Führungen stattfinden. An der Marktkirche wird zudem ein Dokumentarfilm über die Geschichte des Ortes Bad Abbach gezeigt.

Wem das noch nicht genug Programm ist, der kann sich zu drei weiteren Denkmälern im Nachbarort Dünzling chauffieren lassen: das alte Schulhaus, die Mariensäule und die Mariengrotte. Vom Felsenkeller aus fährt von 11 Uhr an ein Shuttle-Bus nach Bedarf.

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