SZ-Kuckuck:Käpt'n Kuck juckt's im Flügel

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Zurück zu den Wurzeln: In Bayern geschlüpfte Kuckucke sind bereits auf dem Rückflug in ihre Heimat.

(Foto: Imago)

Käpt'n Kuck hat das Reisefieber gepackt. Bis vor Kurzem schwirrte der SZ-Kuckuck in seinem Überwinterungsgebiet am Fluss Kongo herum - nun legte er in wenigen Tagen gut 1700 Kilometer zurück. Und wappnet sich jetzt für die schwierigste Etappe seiner Reise.

Von Christian Sebald

Ekiti ist einer von 36 Bundesstaaten der Bundesrepublik Nigeria und zählt knapp drei Millionen Einwohner. Er liegt im Südwesten des westafrikanischen Staates, wo die Regenwaldzone in eine weitläufige Savannenlandschaft übergeht. Derzeit herrscht in Ekiti ziemlich heißes Wetter, untertags können die Temperaturen auf 30 Grad und mehr steigen. Demnächst beginnt die Regenzeit. Das ist gut für die Landwirtschaft. Die Region ist sehr fruchtbar. Hier werden viel Getreide, Kakao, Reis, Mais und Bohnen angebaut. Die Bauern ernten aber auch Zitronen, Bananen, Kokosnüsse und andere Früchte.

In der Hauptstadt Ado Ekiti mit ihren 500 000 Einwohnern gibt es eine Universität sowie eine Radio- und Fernsehstation und ein Sportstadion mit 10 000 Zuschauerplätzen. Dort jubeln an den Wochenenden die Fußballfans ihrer heimatlichen Elf zu. Gut möglich, dass plötzlich ein Kuckuck über ihre Köpfe hinwegschwirrt. Denn seit einigen Tagen tummelt sich Käpt'n Kuck in der Umgebung von Ado Ekiti.

Es ist ein Riesensatz nach Nordwesten, den Käpt'n Kuck da gemacht hat. Vor gut einer Woche schwirrte der SZ-Kuckuck noch in den tropischen Regenwäldern am Kongo-Fluss hin und her und machte keinerlei Anstalten, aus seinem Überwinterungsgebiet im Grenzland zwischen der demokratischen Republik Kongo und der Republik Kongo aufzubrechen. Zumindest deutete nichts in den Daten darauf hin, die der winzige Sender auf dem Rücken von Käpt'n Kuck alle drei Tage in die Zentrale des Vogelschutzbundes LBV im mittelfränkischen Hilpoltstein übermittelt. Dort erforschen sie via Satellit den Winterflug der Kuckucke. Doch dann, gleichsam von einem Moment auf den anderen, hat ihn das Reisefieber gepackt.

Die erste Etappe: 1700 Kilometer

Vor fünf Tagen meldete sich Käpt'n Kuck plötzlich aus dem Grenzgebiet zwischen der Zentralafrikanischen Republik und Kamerun - gute 600 Kilometer Luftlinie vom Kongo-Fluss entfernt. Hier schwenkte der SZ-Kuckuck leicht nach Westen und flog über Kamerun hinweg. "Das sind noch einmal 700 Kilometer Luftlinie", sagt Friederike Herzog, die im LBV das Kuckucksforschungsprojekt betreut. "Auch sie hat er am Stück gemacht, das ist eine enorme Leistung."

Und in Nigeria selbst legte Käpt'n Kuck weitere 400 Kilometer zurück, bis er die Gegend um die Landeshauptstadt Ado Ekiti erreicht hat. Die Gesamtstrecke, die Käpt'n Kuck auf der ersten Etappe seines Rückflugs in seine Heimat an der Donau nahe Regensburg zurückgelegt hat, summiert sich bereits auf 1700 Kilometer.

"Das war sicher kräftezehrend", sagt die LBV-Frau Herzog. "Käpt'n Kucks Reserven dürften momentan ziemlich erschöpft sein. Deshalb wird er in Ekiti einen Tankstopp einlegen." Aber keinen langen. Bis Mitte April muss der SZ-Kuckuck zurück in seiner bayerischen Heimat sein. Denn dann beginnt hier die Paarungs- und Nistzeit der Kuckuck-Wirtsvögel. Und die dürfen die Kuckucke auf keinen Fall verpassen. Und zwar nicht nur, weil ja zur selben Zeit ihre Paarungszeit beginnt. Die Kuckuck-Weibchen müssen ihre befruchteten Eier auch zum selben Zeitpunkt in die Nester der Wirtsvögel ablegen wie diese. Verpassen sie ihn nur um ein paar Tage, fällt ein ganzer Jahrgang junger Kuckucke aus. "Deshalb müssen sich unsere Kuckucke auf dem Rückflug aus Afrika viel mehr sputen als auf dem Hinflug", sagt Herzog. "Das ist jetzt eine richtig spannende Zeit."

Zurück geht es immer über Westafrika

Ein Forschungsergebnis haben Herzog und die anderen LBV-Leute aber bereits eingefahren. "Egal, ob unsere bayerischen Kuckucke im Kongobecken, Angola oder anderen tropischen Regenwäldern Afrikas überwintern, zurück in die Heimat geht's immer über Westafrika", sagt Herzog. Denn auch Kucki und Reinhard, die wie Käpt'n Kuck in den Donau-Auen nahe Regensburg daheim sind und ebenfalls winzige Satelliten-Sender auf den Rücken tragen, sind bereits auf dem Rückflug - und haben ebenfalls Strecken über Westafrika gewählt.

Das Kuckucksweibchen Kucki ist sogar auf ziemlich exakt der gleichen Route unterwegs wie 2014. Derzeit streift es in der Republik Côte d'Ivoire umher, der Elfenbeinküste. Reinhard jedoch schwirrt noch etwas unentschlossen in Kamerun herum. "Aber auch er wird noch weiter nach Westen fliegen", sagt Herzog. Die spannendste Frage für sie ist jetzt: Wann drehen Käpt'n Kuck und seine Artgenossen ganz nach Norden ab, zum großen Flug über die Sahara? "Sicher ist nur", sagt Herzog, "lang wird's nicht mehr dauern."

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