SZ-Interview mit Hubert Aiwanger:"Das ist eine ganz infame Unterstellung"

Sucht Hubert Aiwanger mit seiner Euro-Politik die Nähe zum dumpfen Spektrum? Der Vorsitzende der Freien Wähler wehrt sich im SZ-Interview vehement gegen den Populismus-Vorwurf - und bezeichnet diesen als Gemeinheit.

Frank Müller

Klausurtagung der Landtagsfraktion der Freien Waehler Bayern

Ein Mann fühlt sich missverstanden: FW-Chef Hubert Aiwanger.

(Foto: dapd)

Mit Sprüchen von der "schwarzrotgrüngelben Versagertruppe" zieht der Chef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, seit Monaten gegen die Eurorettungspolitik in Berlin zu Felde. Das brachte ihm von allen Seiten den Vorwurf ein, rein populistisch zu agieren - dafür liefen plötzlich NPD-Mitglieder bei seinen Veranstaltungen ein. Nun wehrt sich Aiwanger in noch nicht dagewesener Vehemenz gegen die Attacken auf ihn.

"Diese Vorwürfe sind eine Gemeinheit", sagte er in einem SZ-Interview. "Ich sage nichts anderes als die Mehrheit der Bevölkerung, Ifo-Präsident Sinn, der Bund der Steuerzahler und Hunderte Wirtschaftsprofessoren. Sind das alles Populisten?"

Aiwanger drohte dabei auch seinen möglichen Koalitionspartnern nach der bayerischen Landtagswahl, der SPD und den Grünen. Vor allem die Grünen hatten zuletzt die Angriffe auf Aiwanger verschärft.

Aiwanger sagte der SZ: "Wir zwingen niemanden, mit uns zusammenzuarbeiten. Wenn sie meinen, sie müssten uns umerziehen, dann müssen eben CSU, SPD und Grüne zusammen koalieren." SPD, Grüne und auch die CSU wollten mit ihren Angriffen eher von "ihrer eigenen Zerrissenheit in der Eurofrage ablenken", sagte Aiwanger. So sei seine Position im Prinzip identisch mit der von Grünen-Fraktionschef Martin Runge. Runge hatte sich ebenfalls in einem SZ-Interview kritisch mit dem Euro-Rettungskurs auseinandergesetzt.

Vorwürfe, er nehme Zuspruch von Rechtsextremen billigend in Kauf und gleiche sich bewusst in der Wortwahl an, wies Aiwanger scharf zurück: "Das ist eine Beleidigung und eine ganz infame Unterstellung." Im Gegenteil hätten die Freien Wähler stets versucht, NPD-Anhänger von ihren Kundgebungen fern zu halten. Dies sei aber wegen des Versammlungsrechts schwierig gewesen. Deswegen fänden Protestveranstaltungen der Freien Wähler gegen den ESM nun nur noch in geschlossenen Räumen mit Gesichtskontrolle statt. "Das ist ein trauriger Zustand", sagte Aiwanger.

Eine Zusammenarbeit mit SPD und Grünen nach der Landtagswahl schloss Aiwanger dennoch nicht aus. "An uns wird es nicht scheitern", sagte er, "aber wenn die Grünen weiter so unprofessionell gegen uns vorgehen, frage ich mich schon, was sie eigentlich wollen". Aiwanger hielt sich aber auch ein Zusammengehen mit der CSU oder einen Gang in die Opposition offen.

Kritik an Aiwanger hatte es zuletzt auch intern verstärkt gegeben. Im Wahlkampf wollen die Freien Wähler dennoch klar auf ihr Zugpferd setzen. An diesem Samstag soll der 41-Jährige bei einer Landesversammlung im mittelfränkischen Roth zum FW-Spitzenkandidaten gewählt werden. Er hat schon jetzt eine beträchtliche Ämterfülle: Aiwanger ist Landes-, Bundes- und Landtagsfraktionschef zugleich.

Das gesamte Interview mit Hubert Aiwanger lesen Sie in der Süddeutschen Zeitung vom 11.10.2012 sowie auf dem iPad.

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