Süddeutsche Zeitung

Sudetendeutsche:Seehofer sichert Vertriebenen Solidarität zu

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Ministerpräsident Seehofer lobt auf dem Treffen der Sudetendeutschen in Augsburg das deutsch-tschechische Verhältnis - und macht den Vertriebenenverbänden Versprechen.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) will den Dialog zwischen Bayern und der Tschechischen Republik neu beleben. Dazu kündigte er beim 60. Sudetendeutschen Tag am Pfingstsonntag in Augsburg einen Besuch in Prag im nächsten Jahr an.

"Ich stehe zu der Aussage in meiner Regierungserklärung, dass ich zusammen mit den Sudetendeutschen einen neuen Schritt auf unsern Nachbarn Tschechien zugehe", sagte Seehofer. Er werde diesen Besuch mit den Sudetendeutschen vorbereiten und sie daran beteiligen. Für den Dialog biete er eine "Politik der ausgestreckten Hand" an.

Seehofer bezeichnete es als "Unsinn", wenn behauptet werde, das bayerisch-tschechische Verhältnis sei schlecht. Es sei aber ein Zeichen gutnachbarschaftlichen Verhältnisses, auch offene und kontroverse Fragen anzusprechen.

Für ein "Europa der Werte"

Die kollektive Vertreibung der Sudetendeutschen auf der Grundlage der umstrittenen Benes-Dekrete bleibe Unrecht. Die Dekrete dürften in einem Europa der Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde nicht für immer gültig bleiben. Gemeinsam mit den Sudetendeutschen wolle er für ein "Europa der Werte" ohne Barrieren kämpfen.

Im Streit um ihren Sitz im Stiftungsrat des Zentrums gegen Vertreibung sicherte Seehofer den Vertriebenenverbänden die "totale uneingeschränkte Solidarität" der bayerischen Staatsregierung zu. Wen die Vertriebenen in den Stiftungsrat entsendeten, gehe weder die deutschen Parteien noch die Polen etwas an, sagte der CSU-Vorsitzende im Beisein der Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach.

Der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Franz Pany, kritisierte bei dem Treffen Tschechiens Staatspräsident Václav Klaus. Er warf ihm eine "antieuropäische Haltung" und das Festhalten an den Benes- Dekreten vor. Auch fünf Jahre nach dem Beitritt zur Europäischen Union sei die Tschechische Republik in Europa nicht vollkommen angekommen. Er forderte die tschechische Seite auf, mit den Sudetendeutschen in einen "direkten Dialog" einzutreten.

Zu dem 60. Sudetendeutschen Tag kamen nach Angaben der Veranstalter einige zehntausend Besucher aus Deutschland, Österreich, Tschechien und dem internationalen Ausland. Unter den Volksgruppenvertretern war auch eine Abordnung der Sudetendeutschen Landsmannschaft aus New York.

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