Süddeutsche Zeitung

Sudelfeld-Ausbau:Alpenverein zieht vor Gericht

"Wir klagen": Der Deutsche Alpenverein will den Ausbau des Sudelfelds nicht hinnehmen - und geht gegen eine "Aufrüstungsspirale in den Skigebieten des Freistaats" vor.

Von Christian Sebald

Der Deutsche Alpenverein (DAV) zieht gegen den umstrittenen Ausbau des Skigebiets im oberbayerischen Sudelfelds vor Gericht. Das hat das Präsidium der mit einer Million Mitgliedern weltgrößten Bergsteigerorganisation am Donnerstag beschlossen. "Wir haben von Anbeginn an gesagt, dass die gigantomanischen Pläne ein schlimmer Rückschlag für den Naturschutz in den Bergen sind", sagt DAV-Vizepräsident Ludwig Wucherpfennig.

"Deshalb nehmen wir die Genehmigung nicht hin, wir klagen." Damit profiliert sich der DAV als Naturschutzverband. Es ist das erste Mal in seiner 145-jährigen Vereinsgeschichte, dass er auf juristischem Weg ein Bauprojekt in den Alpen verhindern will.

Das DAV Präsidium sieht einen Präzedenzfall für die Alpen

Beim Bund Naturschutz (BN) und den kleineren Umweltorganisationen wie dem "Verein zum Schutz der Bergwelt" herrscht große Genugtuung über die Entscheidung. "Dieser Beschluss ist ein wichtiger Schritt nach vorne für den Schutz unserer bayerischen Bergwelt", sagte BN-Chef Hubert Weiger, dessen Verband ebenfalls gegen das Projekt klagt.

"Denn mit ihm wird für jedermann deutlich, dass auch für den Alpenverein das Maß der Naturzerstörung in den Alpen voll ist." Christoph Himmighoffen vom "Verein zum Schutz der Bergwelt" sprach von einem sehr wichtigen politischen Signal. "Das wird die Debatte über den Unfug solcher Ausbauten deutlichen Schub geben", sagte er.

Ein zentraler Grund für die Entscheidung des DAV-Präsidiums ist die Überzeugung, dass das Sudelfeld ein Präzedenzfall für die bayerischen Alpen insgesamt ist. "Sein Ausbau setzt eine neue Aufrüstungsspirale in den Skigebieten des Freistaats in Gang", sagte Wucherpfennig. "Das müssen wir verhindern - wegen des Klimawandels und weil es touristisch keine Perspektive ist." Kunstschnee, Schneekanonen und immer gigantischere Speicherbecken führten Tourismusorte auch wirtschaftlich in die Sackgasse.

Anstatt immer mehr Millionen Euro in technische Aufrüstungen zu investieren - allein die Pläne für das Sudelfeld belaufen sich im Endausbau auf 45 Millionen -, sollte die Staatsregierung endlich nachhaltige Konzepte für einen sanften Tourismus entwickeln, betonte Wucherpfennig. CSU, Freie Wähler und Teile der SPD sehen das anders. Sie befürworteten am Mittwochabend im Landtag den Ausbau des Sudelfelds.

Für den Alpenverein und den Bund Naturschutz geht es nun vor allem darum, dass die Bauarbeiten am Sudelfeld, die bereits angelaufen sind, sofort wieder eingestellt werden. Mit der Einreichung ihrer Klagen werden sie deshalb einen Baustopp fordern - bis zur Entscheidung des Gerichts.

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SZ vom 09.05.2014/amm
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