Süddeutsche Zeitung

Sturmtief "Fabienne":Frau in Oberfranken von Baum erschlagen - Hunderte Notrufe

  • Der erste schwere Herbststurm ist über Bayern hinweggezogen.
  • Fabienne sorgte für umgestürze Bäume, abgedeckte Dächer und Chaos im Bahnverkehr.
  • Eine Frau wurde in Oberfranken von einem Baum erschlagen.

Kaum ist der Herbst kalendarisch eingezogen, ist das Sturmtief Fabienne aufgezogen und hat Bäume umgestürzt, Dächer abgedeckt und für Stromausfälle gesorgt. Auch der Bahnverkehr wurde behindert. Mindestens ein Mensch starb bei diesem schweren Sturm.

Auf einem Campingplatz in Ebrach im Landkreis Bamberg ist eine 78 Jahre alte Frau von einem Baum erschlagen worden, wie die Polizei mitteilte. Die Spaziergängerin erlitt schwerste Verletzungen und starb noch an der Unfallstelle.

Beim Oktoberfest warnte die Festleitung gegen 19.20 Uhr erstmals die Besucher vor dem heranziehenden Unwetter. Später empfahl sie den Besuchern, "den Besuch im Außenbereich des Festgeländes zu unterbrechen". Bei Regen und Wind und nach einem Tag voller Bier traten jedoch ohnehin viele den Heimweg um diese Zeit an.

In der Oberpfalz rückte die Polizei wegen des Sturms nach eigenen Angaben zu 330 Einsätzen aus. Bei einem Fest in Neumarkt stürzte ein Baum auf ein Festzelt, sechs Besucher wurden verletzt. Bei Verkehrsunfällen erlitten drei Menschen Verletzungen. Die Autobahn 93 bei Weiden war wegen mehrerer umgefallener Bäume für rund drei Stunden gesperrt.

In Würzburg wurde ein Mann von einem umstürzenden Baum an Kopf und Schulter getroffen, wie die Polizei mitteilte. Eine Frau wurde von einem Ast am Arm getroffen und ebenfalls verletzt. In Unterfranken rückte die Polizei zu 335 sturmbedingten Einsätzen aus. In Mittelfranken zählte die Polizei rund 400 Einsätze wegen des Sturms.

Viele Haushalte waren am Sonntagabend ohne Strom. Nach Angaben des Bayernwerks fielen Bäume oder schwere Äste auf Stromleitungen. Besonders betroffen waren zunächst Unter- und Oberfranken - am späteren Abend konnten dort viele Haushalte aber wieder versorgt werden. Zeitweise seien Zehntausende Haushalte ohne Strom gewesen. Auch in Ost- und Oberbayern fiel der Strom aus.

In Unterfranken gingen nach Angaben der Polizei mehr als 350 Notrufe ein. Bei zahlreichen Verkehrsunfällen wurden zwei Menschen leicht verletzt. Die Aufräumarbeiten können noch mehrere Tage in Anspruch nehmen.

Viele Menschen waren ohne Strom

Im Landkreis Aschaffenburg zum Beispiel wurden zahlreiche Dächer abgedeckt, Keller liefen voll Bäume stürzten um, wie die Feuerwehr am Sonntagabend mitteilte. Besonders heftig sei es in Großostheim gewesen. Dort wehte der Wind ein Sportflugzeug um - Kraftstoff lief aus. Verletzte gab es dabei nicht, in dem Flugzeug saß niemand. Außerdem wurde das Baggerschiff eines Kieswerkes umgestoßen. Am Abend waren rund 400 Kräfte im Einsatz. In den Gemeinden Heimbuchenthal und Dammbach ist nach Angaben der Feuerwehr ebenfalls zeitweise der Strom ausgefallen.

In Würzburg meldete die Leitstelle mehr als 120 Einsätze. Die Feuerwehr riet Menschen davon ab, sich auf Wegen und Straßen unter Bäumen zu bewegen. Dort könnten Äste herabstürzen. Besonders Wälder, Parks und Friedhöfe sind betroffen.

In Oberfranken gingen rund 300 Notrufe bei der Einsatzzentrale ein. Im Stadtgebiet Pegnitz musste die Bundesstraße 2 komplett gesperrt werden, weil der Sturm das Dach einer Brauerei abgedeckt hat.

Bahnreisende saßen fest

Auch die Pläne vieler Bahnreisenden wurden am Sonntagabend durcheinandergewirbelt. Zwischen Erfurt und Nürnberg - auf der DB-Prestigestrecke Berlin-München - war zeitweise kein Verkehr möglich, hieß es von der Bahn. Die ICE-Züge wurden zurückgehalten.

Auch auf den Strecken Aschaffenburg-Würzburg und Würzburg-Nürnberg kam es zu Behinderungen. Wegen zahlreicher umgestürzter Bäume wurde der Zugverkehr auf den Strecken der Oberpfalzbahn, der Vogtlandbahn, des Alex-Nord des Trilex und der Waldbahn am Sonntagabend komplett eingestellt.

Auch am Montagmorgen gibt es noch zahlreiche Beeinträchtigungen im Bahnverkehr. Auf den Strecken zwischen Crailsheim und Ansbach sowie Crailsheim und Aschaffenburg sei wegen defekter Oberleitungen zunächst kein Bahnbetrieb möglich, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn. Die Strecken zwischen Nürnberg und Regensburg, zwischen Ingolstadt und Donauwörth sowie zwischen Plattling und Landshut seien ebenfalls gesperrt.

"Der Sturm hat im Norden und in der Mitte Bayerns große Teile unserer Infrastruktur beschädigt", sagte der Sprecher. In Nürnberg wurden in der Nacht mehrere Hundert Fahrgäste in einem Übernachtungszug untergebracht, weil die Verbindung nach Bayreuth ausgefallen war.

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