Bildung:Das sind die neuen Studiengänge in Bayern

Teststrecke für autonomes Fahren in Friedrichshafen

Moderne Studiengänge sollen auf Lösungen für die Zukunft vorbereiten.

(Foto: Felix Kästle/dpa)

Medizinische Informatik, Translational Neuroscience oder Plant Sciences: So unterschiedlich die Fachrichtungen auch sein mögen, Digitalisierung spielt eine große Rolle.

Von Anna Günther

Während die bayerischen Schüler freudig die Herbstferien genießen und vom Lernen nichts hören wollen, geht es an den Hochschulen und Universitäten im Freistaat erst richtig los. Das Anfangsgeplänkel des Wintersemesters dürfte mittlerweile verklungen sein, in Hörsälen, Laboren und Seminarräumen denken, forschen und debattieren 394 000 junge Frauen und Männer. Einige von ihnen sind Pioniere in Studiengängen, die es an ihren Hochschulen und Universitäten bisher nicht gab. Eine Auswahl.

Medizinische Informatik

Der Bachelorstudiengang "Medizinische Informatik" ist ein Vorbote der neuen medizinischen Fakultät, die an der Universität Augsburg vom Herbst 2019 an aufgebaut werden soll. Dort soll die typische Trennung von theoretischem Büffeln und der Ausbildung am Patienten aufgehoben werden. Die Lehrpläne werden entsprechend angepasst. Geplant ist auch, dass die Medizin-Informatiker einige Vorlesungen mit den angehenden Ärzten gemeinsam hören.

Vorerst aber lernen die 44 Studenten alleine klassische Bereiche der Informatik kennen wie Programmieren, Software-Engineering, Theorie und Mathematik. Ziel ist, dass die Medizin-Informatiker sich unter anderem am Klinikum Augsburg spezialisieren, aber nach dem Abschluss auch in klassische Informatiker-Jobs wechseln könnten. Bleiben sie in der Medizin, könnten sie bei der Simulation biologischer Prozesse unterstützen, Medizintechnologie entwickeln oder medizinische Daten visualisieren - gerade in den Neurowissenschaften oder bei der Genomforschung arbeiten Wissenschaftler mit immer größeren Datenmengen.

Automatisiertes Fahren und Fahrzeugsicherheit

Eines der großen Themen der Automobilindustrie ist derzeit - neben Dieselabgasen - das autonome Fahren. Da stellt sich sogar die Frage, wieso erst zu diesem Wintersemester an der Technischen Hochschule in Ingolstadt ein Masterstudiengang zu "Automatisiertem Fahren und Fahrzeugsicherheit" beginnt. Aber der Akkreditierungsprozess von neuen Studiengängen kann sich hinziehen. Auch dieser Master ist englischsprachig, die Hochschule bildet ihre Studenten für alle internationalen Autobauer und deren Zulieferer aus, nicht nur für das Unternehmen in der Stadt.

Neues VRlab im Deutschen Museum in München, 2018

Virtuelle Welten in einer Simulation.

(Foto: Florian Peljak)

Die Absolventen sollen später Algorithmen und Sensorik entwickeln, die autonomes Fahren sicherer machen. Im Studium sollen Männer und Frauen verstehen, wie sich das Fahren ohne Mensch am Steuer auf alle Bereiche eines Fahrzeugs auswirkt, also auf Antrieb, Bremse, Lenkung, Sensorik oder die Anzeigeninstrumente. Besonders wichtig ist die Funktion von Sensoren, die Augen und Ohren des Menschen ersetzen und verhindern sollen, dass Auto und Fracht mit Dingen oder anderen Fahrzeugen kollidieren.

Visualisierung und Interaktion in digitalen Medien

Ähnlich in die Zukunft gerichtet ist der neue Bachelorstudiengang der Hochschule Ansbach: "Visualisierung und Interaktion in digitalen Medien". Der Studiengang richtet sich an Abiturienten, die sich für Grafikdesign, 3 D und Animationen interessieren oder schon Vorerfahrungen haben. Sie sollen in sieben Semestern lernen, neueste und hochkomplexe Erkenntnisse aus Wissenschaft, Forschung und Industrie bildhaft aufzubereiten. Mit Bildern und Grafiken soll die Fülle an Daten leichter verständlich sein. Die Studenten können sich aber auch auf das Design von Spielen, Animationsfilme für den Schulunterricht oder virtuelle Räume spezialisieren.

Translational Neuroscience

Wie das Gehirn und das zentrale Nervensystem genau funktionieren, und warum aus Nervensignalen Krankheiten entstehen, ist erst im Ansatz erforscht. Um neurologische und psychiatrische Krankheiten besser zu verstehen und therapieren zu können, setzt die Würzburger Julius-Maximilians-Universität seit diesem Wintersemester auf die allerbesten Studenten. "Translational Neuroscience" ist nicht nur ein neuer Masterstudiengang, die Studenten lernen dort als Teil des Elitenetzwerks Bayern.

Nervenzellen Neuronen und Synapsen im Gehirn Copyright imageBROKER SimonexBrandt ibxsab04293887 jp

Um neurologische Krankheiten besser verstehen zu können, setzt die Würzburger Julius-Maximilians-Universität auf die allerbesten Studenten.

(Foto: Imago)

Mit dieser Initiative des Wissenschaftsministeriums sollen im Freistaat bereits seit 2002 besonders begabte Nachwuchswissenschaftler gefördert werden. Entsprechend hoch sind die Anforderungen: Wer diesen Master machen will, muss ein dreistufiges Verfahren durchlaufen. Voraussetzungen sind ein abgeschlossenes Medizinstudium oder ein Bachelor in Mathe, Biologie, Psychologie, Physik oder Chemie sowie Life Sciences.

Die Frauen und Männer sollten sich vor Masterstudienbeginn in Molekular- sowie Zellbiologie und Biochemie auskennen. Schwerpunktfächer des Masters sind Neurobiologie, Neurologie, Neurochirurgie, Biopsychologie und Psychiatrie. Auf die allseits beliebte Frage, was die Studenten nach dem Abschluss damit machen können, heißt es auf der JMU-Homepage, die Studenten könnten promovieren, zu Forschung und Lehre an der Uni bleiben oder an Kliniken sowie in der Pharmaindustrie arbeiten.

Plant Sciences

Ein wenig aus der Zeit gefallen wirkt der neue Masterstudiengang der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Auf den ersten Blick. Mit verträumten Blätterpressern und Blütenbewunderern, die durch Wiesen wandeln, hat "Plant Sciences" nur noch wenig zu tun. Dieser englischsprachige Master soll Studenten auf naturwissenschaftliche Berufe in der Botanik vorbereiten, dabei spielen Themenkomplexe wie "Plant Molecular Biology", "Plant Cell Biology", "Systematics" und "Plant-Species Interactions" eine wichtige Rolle. Im neuen Master lernen die Studenten neben der Feldarbeit auch mit Computern zu analysieren und zu forschen.

Mais

Der Studiengang "Plant Sciences" soll Studenten auf naturwissenschaftliche Berufe in der Botanik vorbereiten.

(Foto: Günther Reger)

Wie Pflanzen auf klimatische Veränderungen reagieren oder auf Umweltgifte, wirkt sich nicht zuletzt über die Landwirtschaft direkt auch auf den Menschen aus. Botaniker sollen zum Beispiel mit ihrem Wissen aus der Grundlagenforschung langfristige Strategien zum Schutz der Ökosysteme entwickeln. Pflanzenschutz, Biotechnologie, Saatgutzucht und Forschung sind Bereiche, an denen auch die Pflanzen- und Agrarindustrie großes Interesse hat.

Geoinformatik und Landmanagement

Erde steht auch im neuen Bachelorstudiengang "Geoinformatik und Landmanagement" an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden ebenfalls im Mittelpunkt, nur anders als bei den Botanikern in München. Die Wissenschaft von der Vermessung der Welt, die Geodäsie, ist mehr als 150 Jahre alt. In Amberg sollen die Studenten dieses klassischen Ingenieursfaches künftig auch die Möglichkeiten der digitalen Welt kennenlernen und anwenden.

Bayerische Woche der Geodäsie, 2015

Die Wissenschaft von der Vermessung der Welt, die Geodäsie, ist mehr als 150 Jahre alt.

(Foto: Robert Haas)

Außerdem lernen die Studenten Raumplanung etwa von Gemeinden, Landstrichen oder Regionen, juristische Grundlagen und Kartografie. Weil Messmethoden immer feiner und damit die auszuwertenden Datenmengen immer größer werden, ist Informatik ein wichtiger Bestandteil des Studiums. Jobchancen sehen die Organisatoren des Bachelorstudiengangs in Vermessungsämtern, in Ingenieurbüros oder Ämtern für ländliche Entwicklung. Studenten können "Geoinformatik und Landmanagement" auch dual parallel zur Berufsausbildung oder mit vertieften Praxisphasen in Unternehmen studieren.

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