Jetzt werden also auch in Bayern die Studiengebühren abgeschafft. Das ist einerseits wenig erstaunlich, weil sich das Thema mit seiner schlichten Ja/Nein-Fragestellung bestens für den Wahlkampf eignet. Und ja, die Gebühren sind für all diejenigen, die sie zahlen müssen, ein Ärgernis - auch wenn die Universitäten mit dem Geld die Studienbedingungen nachweislich verbessert haben.
Aber wer startet schon gerne mit 5000 Euro oder mehr Schulden ins Berufsleben? Doch sollte man sich keinesfalls der Illusion hingeben, dass Bayern nun das Land der Bildungsgerechtigkeit wird. Das Gegenteil ist der Fall.
Denn entlastet wird jetzt ausgerechnet jene Schicht, die im staatlichen System bereits ganz oben angekommen ist und vergleichsweise gute Aussichten auf einen Job hat. Kinder aus ärmeren Familien und insbesondere Nachkommen von Einwanderern schaffen es dagegen nur selten bis zum Uni-Campus. Der eigentliche Ausleseprozess in Bayern erfolgt am Anfang der Bildungskarriere und nicht erst am Ende. Normalverdiener mit zwei Kleinkindern müssen für deren Betreuung jeden Monat mehr zahlen als ein Student für ein ganzes Semester.
Auch an den staatlichen Schulen ist die Bildung keineswegs kostenlos, sondern hier werden gerade an Gymnasien allerlei Beiträge der Eltern verlangt und nicht zuletzt deren ehrenamtliches Engagement in Form von Hausaufgabenbetreuung. Wer das nicht leisten kann oder will, der wird mit seinem Nachwuchs an weiterführenden Schulen scheitern. Selbst Handwerker, dies nur nebenbei, zahlen selbstverständlich Tausende Euro für ihre Meisterschule. Daran hat sich bis vor Kurzem niemand gestört.
Es wirkt daher einigermaßen beliebig, dass jetzt ausgerechnet die Studiengebühren fallen. Wenn die Mittel schon knapp sind, sollte der Staat zuerst dafür sorgen, dass mehr junge Menschen zum Abitur kommen. Den Studenten aber wären 500 Euro pro Semester zuzumuten.