Region am Krückstock: Um 48 Prozent könnte die Anzahl der Pflegebedürftigen bis 2030 in München steigen, im Landkreis gar um 102 Prozent, prognostiziert die Bertelsmann-Stiftung. Es werden Tausende Fachkräfte gebraucht.
(Foto: Oliver Berg/dpa)Altwerden macht immer mehr Menschen Angst: Denn zum Lebensende drohen nicht nur Hilfsbedürftigkeit und Demenz, sondern obendrein eine schlechte Versorgung. Der Pflegenotstand, der alle Jahre wieder regelmäßig beschworen wird, ist nun schon älter als die Pflegeversicherung. Doch löst er zumeist nur ein ratloses Achselzucken aus.
Jetzt hat die Bertelsmann-Stiftung dazu auch noch eine völlig neue Rechnung aufgemacht, sie prognostiziert eine wesentlich dramatischere Versorgungslücke bis zum Jahr 2030. Bis dahin werden bundesweit rund eine halbe Million Pflegekräfte fehlen, wenn die demografische Entwicklung zuschlägt und die Zahl der Pflegebedürftigen bundesweit steigt: um 47 Prozent auf dann 3,4 Millionen Menschen.
Der Region München prophezeit der "Pflegereport 2030" der Bertelsmann-Stiftung dabei ein besonders düsteres Szenario. Erstmals weist er Daten für die Entwicklung in den Städten und Landkreisen aus. Ausgehend vom Basisjahr 2009 dürfte die Zahl der Pflegebedürftigen in München bis 2030 um 48 Prozent steigen. Legt man den bisherigen Personaleinsatz in diesem Bereich zugrunde, könnten dann der Prognose zufolge allein in München rund 4200 Pflegekräfte fehlen. Der Report berücksichtigt dabei nicht nur die steigende Zahl der Pflegebedürftigen, sondern auch, dass demografisch bedingt das Angebot an Arbeitskräften allgemein sinken wird.
Pflegebedürftigkeit verdoppelt sich in der Region
Die Region rund um München aber wird es aufgrund ihrer Altersstruktur weitaus härter treffen, vor allem weil dort die seit den 80er Jahren aus München zugezogenen jungen Familien ins höhere Alter vorrücken. So muss der Landkreis München mit einem Anstieg der Pflegebedürftigkeit um 102 Prozent rechnen, wofür dann 2450 Pflegekräfte fehlen würden. Auch der Landkreis Ebersberg müsste von einer Verdoppelung der Zahl der Pflegebedürftigen ausgehen. Rund 800 Pflegekräfte würden dort fehlen.
Eine Grafik zeigt, in welchen Regionen die Zahl der Pflegebedürftigen besonders stark zunehmend wird.
Auch in Dachau, Erding, Freising und Fürstenfeldbruck sähe es kaum besser aus, während sich in Bad Tölz-Wolfratshausen und Starnberg die Situation nicht ganz so dramatisch entwickeln dürfte. Ganz anders fallen die Prognosen zum Beispiel in den nord- und ostbayerischen Landkreisen aus, die schon länger unter der Abwanderung Jüngerer leiden: In Coburg dürfte infolge der davon geprägten Altersstruktur die Zahl der Pflegebedürftigen nur noch um 14 Prozent und in Wunsiedel um 18 Prozent zunehmen.