Studie zum Gasthofsterben:Statistisch wie ein Meteoritenschlag

Lesezeit: 3 min

Dort sind rund zwölf Prozent weniger Getränkelokale zu finden. Am schlimmsten von den Rückgängen in Sachen Bars und Kneipen betroffen sind Oberpfalz, Ober- und Unterfranken, was sich auch deutlich im Gesamtergebnis in diesem Bereich für Bayern negativ auswirkt: Jede dritte Gemeinde verfügt über keine Kneipe mehr, also 752 Gemeinden von insgesamt 2056.

Die Ursachen für diese Entwicklung scheinen vielfältig. In Bars und Kneipen blieb bereits das erste gesetzliche Rauchverbot von 2008 nicht ohne Folgen: "Das Jahr 2008 wirkte statistisch wie ein Meteoritenschlag", sagt Zwerenz. Der Umsatz der Schankwirtschaften reduzierte sich um ein Drittel, Selbstbedienungsläden hingegen legten deutlich zu. Doch rein darauf lässt sich die schlechte Lage der bayerischen Gastronomie der Studie zufolge nicht reduzieren.

"Rückzug ins Private"

Das Verbraucherverhalten hat sich demnach immer widersprüchlicher entwickelt: Einerseits sind Qualitätsbewusstsein und die Forderung nach Regionalität gestiegen - andererseits aber auch die Nachfrage nach Fast Food und Fertiggerichten. So wurden hierzulande nur drei Prozent des monatlichen Budgets in der Gastronomie ausgegeben, in Österreich ist der Anteil mit 6,5 Prozent mehr als doppelt so hoch.

Auch sehen sich die Wirte in ihrer unternehmerischen Freiheit beschränkt: In ihren Antworten bei den Onlinebefragungen klagten sie über zu viele Verbote und Verordnungen, eine zu geringe Wertschätzung, ungleiche Wettbewerbsbedingungen und zu wenig Unterstützung von Gemeinden und Regierung. Auch der "Rückzug ins Private" wird beklagt: Denn wer im Internet surft, der kann halt nicht gleichzeitig Schafkopf spielen.

Auf Basis all dieser Ergebnisse fordert der Verein nun unter anderem die Politik auf, alle Betriebe, die Speisen anbieten, mit einer reduzierten Mehrwertsteuer zu bedenken, bürokratische Hürden abzubauen, gleiche Rahmenbedingungen für Dortwirtshäuser und Vereinsheime zu schaffen und ein regionales Förderprogramm für Wirtshäuser im ländlichen Raum aufzulegen. Die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Wirte und Personal müssten verbessert, die Regionalität durch Einkaufsgemeinschaften und Kooperationen mit der Landwirtschaft gestärkt werden. Und: Die Qualität von Speisen und Service muss stimmen.

Zur SZ-Startseite