Studie über Verbraucher:Schmankerl, aber bitte aus der Region

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Elisabeth Weil an ihrem Metzgereistand auf dem Schwabinger Elisabethmarkt in München. (Foto: Stephan Rumpf)

Abgepackter Aufschnitt? Würstchen im Familienpack? Das kommt vielen Bayern nicht auf den Tisch. Sie gelten im bundesvergleich als die anspruchsvollsten Lebensmittelkäufer. Worauf es den Kunden ankommt.

Von Ralf Scharnitzky, München

Wenn es ums Essen geht, dann sind Bayerns Bürger anspruchsvoller als der Rest der Republik. Deshalb kaufen sie auch viel häufiger in handwerklichen Betrieben ein und achten stärker auf regionale Lebensmittel. Das haben die Prüfer der Hamburger SGS-Gruppe in ihrer repräsentativen Verbraucherstudie 2014 festgestellt. Gemeinsam wurden dafür mit dem Institut für Demoskopie in Allensbach mehr als 1500 Bundesbürger befragt. Bayerns Handwerkspräsident Heinrich Traublinger sieht in dem Ergebnis ein Beleg "für die hohe Qualität und die Vielfalt unserer handwerklich produzierten heimischen Lebensmittel".

Egal ob Weißwurst, Schweinsbraten, Semmel oder Brot - für 71 Prozent der Bayern ist eine hohe Qualität das wichtigste Kriterium beim Einkauf. In keinem anderen Bundesland gibt es so anspruchsvolle Kunden. In Berlin ist nach der am Donnerstag veröffentlichten Studie nur rund die Hälfte der Verbraucher ähnlich qualitätsbewusst. In Nordrhein-Westfalen sind es mit 63 Prozent ebenfalls deutlich weniger.

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Weil sie mehr Vertrauen in den Landwirt aus der Umgebung haben als in den globalen Ernährungskonzern, kurze Transportwege befürworten oder Arbeitsplätze in ihrem Wohnort sichern wollen, bevorzugen immer mehr Deutsche regionale Produkte. Mittlerweile achten 54 Prozent der Bundesbürger darauf. Auch hier sind die Bayern noch einen Tick vorne: 61 Prozent legen beim Einkaufen besonderen Wert darauf, dass die Produkte aus ihrer Region kommen. Und auch in Sachen Tierschutz sind die Bayern deutschlandweit Vorreiter. So achten knapp 60 Prozent darauf, dass Fleisch- und Wurstwaren aus artgerechter Tierhaltung stammen. In Ostdeutschland ist das lediglich rund 36 Prozent der Befragten wichtig.

Der hohe Qualitätsanspruch beeinflusst auch das Einkaufsverhalten der Bayern. Der unabhängige Bäckermeister ist für mehr als vier von fünf Verbrauchern unangefochten die erste Anlaufstelle für Brot, Semmeln und Kuchen. In Nordrhein-Westfalen kaufen dagegen die Hälfte der Befragten ihre Backwaren im Supermarkt. Das gleiche Bild zeigt sich bei Fleisch- und Wurstwaren: Die Bayern kaufen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt deutlich lieber frische Ware im Metzgerei-Fachgeschäft als abgepackte im Supermarkt.

Handwerkschef Traublinger zieht aus der Studie noch einen weiteren Schluss: "Der Bayer ist eben ein Genussmensch, der den Wert unserer bayerischen Schmankerl - die bei uns ja schließlich ein Kulturgut sind - zu schätzen weiß."

© SZ vom 09.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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