Studie:Auf Opfersuche im Internet

Symbolbild zum Thema Cyber Grooming *** Symbol image on the subject of Cyber Grooming

233 Minderjährige wurden im Jahr 2018 Opfer von strafbaren Annäherungsversuchen im Internet. Der Großteil der Verdächtigen ist männlich.

(Foto: Sven Ellger/imago)

Cyber-Grooming: Das Landkriminalamt mahnt junge Menschen zur Vorsicht

Von Alena Specht

Oft beginnt es mit einem harmlosen Chat. Unverfängliche Nachrichten, Komplimente, sexuelle Belästigung und irgendwann die Forderung nach pornografischen Bildern oder Videos. Immer mehr Kinder und Jugendliche sind vom sogenannten Cyber-Grooming betroffen. Sexualstraftäter geben sich im Internet als Jugendliche aus und belästigen Minderjährige. Cyber-Grooming reicht von sexueller Anmache durch Gleichaltrige bis hin zu Übergriffen durch Erwachsene. Das Austauschen pornografischer Inhalte durch Nachrichten oder Fotos, bis hin zu sexuellen Handlungen vor der Webcam zählen dazu. Der von der Kriminologischen Forschungsgruppe im bayerischen Landeskriminalamt kürzlich veröffentlichte Jahresbericht "Kriminalität und Viktimisierung junger Menschen in Bayern 2018" befasst sich mit den Gefahren des Internets für Kinder und Jugendliche und schlüsselt die Täter- und Opferzahlen der vergangenen zehn Jahre nach verschiedenen Gruppen und Delikten auf. Während bei den meisten Vergehen über alle Altersgruppen hinweg eine rückläufige Tendenz zu beobachten ist, stieg die Zahl der Minderjährigen, die von Cyber-Grooming betroffen waren, von 64 im Jahr 2010 auf 233 im Jahr 2018 an. Die Opfer sind überwiegend weiblich und zwischen sechs und 13 Jahre alt. Mit 94 Prozent ist der Großteil der Tatverdächtigen männlich. Auffällig ist, dass Jugendliche zwischen zehn und 20 Jahren am häufigsten als Tatverdächtige ermittelt werden. Verglichen mit Fällen des sexuellen Kindesmissbrauchs ist Cyber-Grooming ein noch eher selten auftretendes Phänomen. Allerdings ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer der im Internet sexuell belästigten Kinder und Jugendlichen deutlich höher ist.

Um im Notfall reagieren zu können, ist es wichtig, Kinder im Umgang mit digitalen Medien zu sensibilisieren. Kommunikation über Social Media gehört für sie zum Alltag und ist für die soziale Entwicklung von großer Bedeutung. Auch der Austausch über Sexualität trägt zur sexuellen Orientierung- und Identitätsfindung bei. Sollten hierbei aber Grenzen überschritten werden, ist es wichtig, sich Hilfe zu suchen. Eltern und Lehrer sind oft die ersten Ansprechpartner. Aber auch die kostenlose App "Cyber-Mobbing Erste-Hilfe" mit Hilfe-Videos, rechtlichen Tipps und Kontaktdaten für Beratungsstellen, der Kika-Kummerkasten und die "Nummer gegen Kummer" können helfen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: