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Streit um Ex-Bayern-Präsident:Seehofer rügt Ude für Kritik an Hoeneß

Er habe "den Hals nicht vollkriegen" können und sei von "blanker Geldgier" getrieben: Mit diesen Worten teilte Münchens Ex-Oberbürgermeister Ude kräftig gegen Uli Hoeneß aus. Jetzt schießt jedoch nicht der Ex-Bayern-Präsident verbal zurück, sondern der bayerische Ministerpräsident.

Von Mike Szymanski und Frank Müller

Ex-Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) hat sich für seine verschiedenen Abrechnungen eine scharfe Attacke von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) eingefangen. "Ich kann den Christian Ude mit dem was da in den letzten Tagen stattgefunden hat, von seiner Verabschiedung bis zu seinem Interview über Hoeneß in keiner Weise nachvollziehen", sagte Seehofer am Montag der SZ. "Ich versteh's einfach nicht und ich bin auch ein Stück weit enttäuscht, wenn ein Politiker, nachdem er nicht mehr in der Verantwortung steht, solche grimmigen und auch in weiten Teilen nicht zutreffenden Bewertungen abgibt."

Ude hatte bei seinem offiziellen Abschied am vergangenen Freitag die SPD unter seinem Nachfolger Dieter Reiter offen für deren verfahrene Suche nach einer neuen Rathaus-Mehrheit kritisiert. Am Wochenende legte Ude dann nach mit einem Interview im Spiegel, in dem er den Ex-Präsidenten des FC Bayern, Uli Hoeneß, scharf angriff. Diesen treibe "blanke Geldgier", sagte Ude. Hoeneß habe "den Hals nicht vollkriegen" können und "nicht ein einziges Mal mit Anstand und Gelassenheit" verloren.

Diese Attacke habe schon beim DFB-Pokalfinale am Samstag in Berlin "nur noch Entsetzen und Kopfschütteln" ausgelöst, sagte Seehofer. Auf die Frage, ob Ude seinerseits noch frustriert sei wegen seiner Niederlage gegen Seehofer im vergangenen Jahr bei der Landtagswahl, meinte der CSU-Chef: "Ich kann's Ihnen nicht sagen. Ich bin ja gut mit ihm ausgekommen, davon nehm' ich jetzt auch nichts weg nach diesen beiden Auftritten."

Ude gehöre zu der Sorte Menschen, "die können nicht vergessen", fügte Seehofer hinzu. "Die sind im Grunde genommen ein bisschen arm dran. Es gibt ja diesen alten bayerischen Leitspruch: Wenn einer alles vergisst, ist er arm dran, wenn einer nichts vergessen kann, ist er viel ärmer dran. Mir scheint, das passt in diese Kategorie."

Seehofer zeigte sich auch "etwas überrascht" von den nochmaligen und mittlerweile gescheiterten Koalitionsgesprächen zwischen CSU, SPD und Grünen im Münchner Rathaus. Er habe aber nichts gegen sie einzuwenden gehabt. "Ich war immer einverstanden, zu Gemeinsamkeiten zu kommen, wenn es der Stadt dient." Mit den CSU-Verhandlungsführern, Münchens CSU-Chef Ludwig Spaenle und Spitzenkandidat Josef Schmid, sei er zufrieden, sagte Seehofer. "Da haben die mein volles Vertrauen, die machen das schon richtig."

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