Streit um Sex-Clubs:Stadt Dachau unterliegt vor Gericht

Dachau muss weiter um seinen Ruf fürchten: Die Stadt hat mit strengen Auflagen versucht zu verhindern, dass sich im Gewerbegebiet der käufliche Sex ausbreitet - und nun zwei Prozesse krachend verloren.

  • Die Stadt Dachau hat vor dem Münchner Verwaltungsgericht eine schwere Niederlage erlitten. Sie wollte zwei Sex-Clubs verbieten.
  • Eine Domina darf ihr Fetischstudio weiter betreiben. Ein Bordellbetreiber darf sein "Wellnesscenter" wie geplant bauen.

Doppelte Niederlage für die Stadt

Im Streit um zwei Sex-Clubs hat die Stadt Dachau am Freitag vor Gericht eine krachende Niederlage erlitten. Das Bauamt im Rathaus hatte einer Domina den Betrieb ihres Fetischstudios untersagt und dem Bauherrn eines Wellnesscenters eine Ausweitung seines Betriebs verbieten wollen. Sie klagten gegen die Stadt. In beiden Fällen entschied die 11. Kammer des Verwaltungsgerichts München am Freitag gegen die Stadtverwaltung.

Nach einer Ortsbegehung entschied sie, dass eine Domina ihr Fetischstudio im Gewerbegebiet Dachau-Ost weiterhin betreiben darf. "Es geht um meine Existenz", hatte die Besitzerin gesagt. Der Vorsitzende befand ohnedies, es handle sich um ein "sehr diskretes" Gewerbe. Was sich im Innern des schlichten weißen Hauses abspielt, ist von außen nicht zu erkennen.

Bordellbetreiber erfüllt bauliche Auflagen

Im zweiten Streitfall sieht der Bauherr eines sogenannten Wellnesscenters den unfertigen Bau als Wertanlage. Er setzte sich vor Gericht gegen die Bauflagen der Stadt durch, die er als "Schikane" bezeichnete.

Er plant ein Konzept von Prostitution, das sich in immer mehr Städten ausbreitet: Prostituierte und Freier bezahlen Eintritt an den Betreiber und dürfen dafür die Räumlichkeiten nutzen. Die Modalitäten ihrer übrigen Geschäfte handeln sie selbst aus. Der Kläger beharrte im Prozess darauf, die gesamte Fläche von 1200 Quadratmetern für die Wellnesslandschaft zu benötigen. Das Gericht kam zur Überzeugung, dass er alle baulichen Auflagen erfüllt.

Die Stadt Dachau hatte versucht, mit Bauauflagen gegen ihn vorzugehen. So wollte sie nur fünf "Arbeitszimmer" zulassen, in denen die Frauen der Prostitution nachgehen können. Der Plan des Betreibers sieht jedoch ohnehin nur fünf Räume vor, dazu Saunen und einen Whirlpool.

Bereits seit einiger Zeit versucht die Stadt gegen "bordellähnliche Betriebe" vorzugehen, weil sie um ihren guten Ruf fürchtet. In Dachau gibt es mehr Prostitution als in jeder anderen Stadt im Münchner Umland. Sechs Etablissements sind es inzwischen, viel horizontales Gewerbe für nur 45 000 Einwohner.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: