Streit um Bezahlung:Zukunft für Hebammen bleibt vorerst ungewiss

Beleghebammen in Bayern bleiben vorerst im Ungewissen über ihre weitere berufliche Zukunft. Das Schiedsgericht in Berlin, das den festgefahrenen Streit zwischen den Hebammen und den Kassen nun beenden sollte, hat überraschend seine Entscheidung auf den 4. Juli verschoben. Astrid Giesen, die Erste Vorsitzende des Bayerischen Hebammen Landesverbandes, riet am Montag zur Besonnenheit. "Mir ist es lieber, man macht das gründlich", sagte sie. Schließlich stehe viel auf dem Spiel - sowohl für die freiberuflichen Beleghebammen selbst als auch für viele der 107 bayerischen Krankenhäuser mit einer Geburtshilfeabteilung.

Im Kern geht es darum, dass der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) wesentliche Vertragsinhalte ändern will, die die bisherige Arbeitsorganisation der Beleghebammen sowie deren Honorierung betreffen. Deutlich wird dies insbesondere an einem Beispiel: Beleghebammen sollen künftig nach dem Willen der Kassen nicht mehr als zwei gleichzeitig erfolgte Betreuungen von Schwangeren abrechnen können - für jede weitere Betreuung bekämen sie von den Kassen kein Geld mehr. Aus Sicht der Hebammen wäre dies für sie finanziell nicht mehr rentabel, auch wenn die Kassen immer wieder betont haben, sie wollten die Vergütung der Beleghebammen um bis zu 30 Prozent erhöhen. Doch es geht nicht nur ums Geld: Beleghebammen haben nach Astrid Giesens Worten auch deutlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz als ihre von den Kliniken fest angestellten Kolleginnen.

Beim ausstehenden Schiedsspruch steht indes auch für jene Krankenhäuser einiges auf dem Spiel, die in ihren Geburtsabteilungen statt eigener Kräfte Beleghebammen beschäftigten. Dies kommt in Bayern häufig vor. "In bayerischen Kliniken liegt der Anteil von Beleghebammen bei 52,1 Prozent", sagt Gesundheitsministerin Melanie Huml. Im restlichen Bundesgebiet seien es gerade mal 17,2 Prozent. Da im Freistaat viele Landkreise Träger von Kliniken sind, mischen folglich Bayerns Landräte kräftig mit im Streit um die künftige Honorierung von Hebammenleistungen. Sie befürchten, durch das von den Kassen geplante Vergütungssystem würden sich immer weniger Beleghebammen finden, die sich noch im ländlichen Raum niederlassen. Damit, so die Landräte, drohe auch einigen Geburtsabteilungen das Ende.

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