Streit um Bahnhof:Lindauer stimmen gegen Inselbahnhof

Überraschende Wendung: Gerade hatten die Lindauer noch für ihren Inselbahnhof gestimmt, nun haben sie ihre Meinung offenbar geändert. Bei einem zweiten Bürgerentscheid votiert die Mehrheit dafür, den Hauptbahnhof doch auf das Festland zu verlegen. Damit steht die Stadt mit der Planung wieder am Anfang.

Seit Jahren wird in Lindau über den Standtort des Hauptbahnhofs diskutiert, jetzt haben die Bürger bereits zum zweiten Mal darüber abgestimmt - und ein überraschendes Votum getroffen: Der Hauptbahnhof soll nun in Reutin entstehen und die Insel nur noch über ein Gleis ans Festland angebunden werden.

Lindau entscheidet erneut ueber Bahnhofsstandort

Seit Jahren wird in Lindau über den Inselbahnhof gestritten, nun haben sich die Lindauer in einem zweiten Bürgerentscheid überraschend dagegen ausgesprochen.

(Foto: dapd)

Vorgesehen war eigentlich eine Kombilösung, die bei einem Bürgerentscheid vor wenigen Monaten auch noch eine Mehrheit gefunden hatte. Diese sah einen Hauptbahnhof auf der Insel und einen zusätzlichen Stopp im Festland-Stadtteil Reutin für Fernzüge vor. "Die Lindauer haben ihre Meinung total geändert. Das war jetzt schon überraschend", sagte der stellvertretende Hauptamtsleiter Peter Sternbeck. Der Entscheid werde das Verfahren wohl um Jahre verzögern, weil nun neu verhandelt werden müsse.

Noch im Dezember hatten sich etwa 61 Prozent der Wähler für die Kombilösung ausgesprochen. Jetzt, drei Monate später, stimmten allerdings 53,13 Prozent wieder dagegen. Die Wahlbeteiligung lag diesmal bei 43,97 Prozent - und damit etwa drei Prozent höher als noch bei der Abstimmung im Dezember. Das Votum ist für den Stadtrat bindend.

Verantwortlich für das zweite Votum war die Bürgerinitiative "pro Reutin". Initiator dieses Bündnisses ist Rainer Rothfuß, ehemaliger Bürgermeisterkandidat der CSU, der an seinem Standpunkt festhielt, dass das Festland die bessere Lösung sei - auch als seine Partei nach dem ersten Bürgerentscheid auf die ungeliebte Kombilösung einschwenkte.

Dadurch überwarf sich Rothfuß mit seiner Partei und legte sogar seine Bürgermeister-Kandidatur nieder. In den vergangenen Monaten musste er viel Kritik für seine Entscheidungen einstecken. Mit einem Sieg der Bürgerinitiative pro Reutin hatte kaum jemand gerechnet. "Wir freuen uns, aber wir triumphieren nicht", sagte Rothfuß am Sonntag nach der Abstimmung.

Seit Jahren wird in Lindau über einen neuen Bahnhof gestritten. Bisher müssen die Züge über einen langen Bahndamm fahren, um den Kopfbahnhof am westlichen Ufer der Insel zu erreichen. Die Bahn wollte deshalb den Hauptbahnhof von der Insel auf das Festland verlegen, um die Fahrtzeit auf der Strecke München-Zürich zu verkürzen. Nach langen Diskussionen sprach man sich für den vom bayerischen Verkehrsministerium vorgeschlagenen Kompromiss einer Kombilösung aus.

"Ich gebe offen zu, dass mir ein anderes Resultat besser gefallen hätte", teilte der bayerische Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) mit und kündigte an, schon bald Gespräche mit der Stadt Lindau und der Deutschen Bahn zu führen. Einfach würden die Verhandlungen nicht, sagte er. Bei mehreren Prüfungen in den vergangenen Jahren habe sich weder eine Finanzierung noch ein überzeugendes Betriebskonzept für den jetzigen Antrag gefunden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: