Streit über Lehrermangel:Spaenle verspricht "zusätzliche Ressourcen"

Die Hilferufe der Schulrektoren zeigen offenbar Wirkung: Kultusminister Spaenle will den Lehrernotstand an den Mittelschulen beheben. An den Grundschulen soll es künftig kleinere Klassen geben. Dazu werden bayernweit noch einmal zusätzliche 190 Lehrer eingesetzt.

Martina Scherf

Die Brandbriefe von Rektoren und Schulamtsleitern ans Ministerium haben offensichtlich Wirkung gezeigt: Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) hat am Freitag den Grund- und Mittelschulen versprochen, man werde "zusätzliche Ressourcen mobilisieren", um den Lehrernotstand vor allem an den Mittelschulen zu beheben. Genaue Zahlen, welche Schule wie viele Lehrer bekommt, seien aber erst zum Schuljahresbeginn zu erhalten. Dies sei nicht ungewöhnlich: Der landesweite Abgleich des Bedarfs ziehe sich regelmäßig bis zum Ferienende hin.

Ludwig Spaenle Kultusministerkonferenz

Will kleinere Klassen an Grundschulen: Kultusminister Ludwig Spaenle

(Foto: ap)

"Wir werden die Unterrichtsversorgung trotz erhöhter Schülerzahlen auf dem Vorjahresniveau halten können", sagte Spaenle. Der Minister hatte sich von seinem Urlaubsort aus in die Debatte um den Lehrermangel eingeschaltet. Am Freitag waren die Bereichsleiter aus allen sieben Regierungsbezirken zu einer Besprechung mit den Ministeriumsvertretern nach München gekommen.

Die Stellenverteilung an den Grund- und Mittelschulen ist nämlich weit komplizierter als an den Gymnasien: Während die höheren Schulen direkt mit dem Ministerium verhandeln, geht die Verteilung der Stellen für die bayernweit 3000 Grund- und Mittelschulen über die Ebenen der Schulämter und der Regierungsbezirke - eine komplizierte Bürokratie, die zu Verzögerungen führt.

Musik- und Sport-AGs bleiben

Im Anschluss an das Treffen sagte Spaenle, er gehe davon aus, dass durch die Aufstockung der Mittel die meisten Zusatzangebote wie Musik- oder Sport-AGs, Computerkurse und Intensivierungsstunden an den Mittelschulen aufrechterhalten werden könnten. Dies war die größte Befürchtung der Rektoren gewesen, die sich seit Jahren für die Qualität an ihren Schulen engagieren und nun befürchteten, dass höchstens noch der in der Stundentafel vorgesehene Pflichtunterricht möglich sei.

An den Grundschulen wird zudem in den dritten und vierten Klassen die maximale Klassenstärke gesenkt - von 29 auf 28 Kinder in der dritten und von 30 auf 29 Kinder in der vierten Klasse. Dafür werden bayernweit laut Ministerium zusätzliche 190 Lehrer eingesetzt.

Für die Prognosen der Schülerzahlen spielt die demografische Entwicklung eine wichtige Rolle - und die verläuft in den Regierungsbezirken unterschiedlich. Während in Franken die Schülerzahlen seit Jahren sinken, sind sie in Oberbayern unverändert hoch und steigen an manchen Orten sogar geringfügig. Lehramtsanwärter wissen oft bis zum ersten Schultag nicht, wo sie eingesetzt werden. Dann müssen sie so schnell wie möglich eine Wohnung suchen und sich mit der neuen Schule vertraut machen.

Spaenle bedauerte, nicht alle Wünsche erfüllen zu können. Er freue sich aber, dass es jetzt gelungen sei, zumindest fast alle junge Familien in der Nähe ihres Heimatortes unterzubringen. Viele hatten befürchtet, von Franken nach Oberbayern umziehen zu müssen.

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