Fährt man als Vegetarier oder gar Veganer aus der Großstadt raus aufs Land, stößt man bisweilen noch an die Grenzen der bayerischen Kulinarik: Ein, zwei fleischfreie Gerichte gibt es vielleicht noch im Wirtshaus, Nudeln oder Käsespätzle, wenn nicht einfach nur die Beilage zum Fleisch zum vollwertigen veganen Hauptgericht erklärt wird. Kartoffeln schmecken ja auch einfach so.
Doch über den Vorschlag, eine ebensolche Beilage zu einem Grillfest zuzuliefern, war eine Veganer-Gruppe im niederbayerischen Viechtach wenig entzückt. Wobei der ursprüngliche Aufreger schon in dem Fest selbst liegt. Ein bisschen Hintergrund: Um Menschen in den Ort im Landkreis Regen zu locken, will der Bürgermeister von Viechtach, Franz Wittmann (CSU), dass auf dem Stadtplatz ganze Schweine unter Wettbedingungen gegrillt werden.

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Internationale Teams sollen antreten (und haben sich auch bereits angekündigt), eine eigens zu diesem Anlass gekrönte Genusskönigin soll dann das Grillgut geschmacklich bewerten und einen Gewinner küren. Starten soll der Tag mit einem Weißwurstfrühstück, der Magen wäre also eingestimmt.
Doch die Gruppe „Vegan in Viechtach“ ist von diesem Vorhaben „schockiert“, wie sie selbst der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Klimakatastrophen, Massentierhaltung, Nachhaltigkeitsprobleme – das alles steht laut Viechtachs Veganern in Zusammenhang mit Fleischkonsum. Und ein solches Fest: ein Zelebrieren eben dieses Fleischkonsums.

In Gesprächen mit dem Bürgermeister habe man das Grillfest stoppen oder einen Kompromiss finden wollen. Die Gruppe hat dabei sogar auf das Prozentrechnen zurückgegriffen: 75 Prozent veganes Essen könnte es ja auf dem Fest geben und 25 Prozent Fleisch. Das Angebot von Bürgermeister Wittmann, die Gruppe könne ja für die Beilagen sorgen, führte ebenfalls nicht zur gewünschten Deeskalation. Im Gegenteil, die Veganerinnen und Veganer fühlten sich nach eigenen Worten nicht ernst genommen.
Immerhin erfüllt die Kontroverse bei all dem Trubel auch einen Bildungsauftrag: Dass Veganer Fleisch nicht so toll finden, sollte nun auch bei denen angekommen sein, die immer noch verwundert fragen: „Wurst isst du aber schon, oder?“
Vielleicht ist in der Aufregung um das Fest den Viechtacher Veganern zu etwas Subversion zu raten. Denn Bürgermeister Wittmann, der im echten Leben auch Feinkosthändler ist, ist bekennender Fleischesser, „das sage ich ganz offen und ehrlich“. Er esse auch vegetarisch, „aber vegan – nein“. Da böte es sich doch an, im Geheimen ein veganes Seitan-Schwein zu präparieren, um damit den Wettbewerb zu gewinnen. Im Moment der Preisverleihung könnte man dann die Maske lüften. Der doppelte Triumph wäre gesichert und der Bürgermeister ganz sicher bekehrt.