Streit in der CSU:Gauweiler isoliert sich mit Kritik an Bundeswehr-Einsätzen

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In der CSU rumort es nach der Europawahlniederlage kräftig: CSU-Vize Gauweiler gerät wegen seiner Kritik an Bundeswehr-Auslandseinsätzen in die Isolation. Innenminister Herrmann und CSU-Landesgruppenchefin Hasselfeldt griffen ihn scharf an.

In der CSU rumort es nach der Europawahl-Niederlage nun erneut: Der Vizevorsitzende Peter Gauweiler gerät wegen seiner Kritik an Bundeswehr-Auslandseinsätzen in die Isolation. Innenminister Joachim Herrmann und CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt griffen Gauweiler am Freitag an, weil dieser die Auslandseinsätze für verfassungsrechtlich fragwürdig hält.

Der CSU-Vize zielt vor allem auf den Afghanistan-Einsatz: "Eine Aktivität, die unserer Verfassungslage in nichts entspricht", schreibt Gauweiler in einem Redemanuskript, das er auf seiner Webseite veröffentlicht hat. Gauweiler zieht aber auch andere Auslandsmissionen der Bundeswehr in Zweifel.

"Was Gauweiler gesagt hat, ist völlig falsch", sagte Herrmann daraufhin. Landesgruppenchefin Hasselfeldt übt ebenfalls deutliche Kritik: Dass Gauweiler Einsätzen der Bundeswehr grundsätzlich äußerst skeptisch gegenüberstehe, sei nichts Neues. "Diese Auffassung ist grundfalsch und nicht die Meinung der CSU-Landesgruppe im Bundestag. Peter Gauweiler vertritt eine Einzelmeinung."

Herrmann warf Gauweiler darüber hinaus vor, es sei unverantwortlich, den Bundeswehrsoldaten in Afghanistan zu unterstellen, sie würden sich außerhalb der vom Grundgesetz gesetzten Grenzen bewegen. "Wir dürfen unseren Soldatinnen und Soldaten nicht in den Rücken fallen." An der verfassungsrechtlichen Legitimation des Auslandseinsatzes der Bundeswehr in Afghanistan gebe es nicht den geringsten Zweifel, sagte Herrmann.

Der Bundestag habe den Bundeswehreinsatz mit breiter Mehrheit beschlossen und mehrfach verlängert, betonte Herrmann. Schließlich habe das Bundesverfassungsgericht 2007 bestätigt, dass der ISAF-Einsatz der Bundeswehr vollständig in Einklang mit dem NATO-Vertrag und dem Grundgesetz stehe.

Gauweiler hatte sich in seiner Rede an der Hamburger Bundeswehr-Universität auf die Vorschrift des Grundgesetzes bezogen, dass die Bundeswehr nur zur Verteidigung eingesetzt werden darf. "Wenn das ein Krieg war, hätten wir uns nicht beteiligen gedurft", heißt es in Gauweilers Manuskript. "Deutschland wurde nicht angegriffen und auch im Übrigen bestand keine Verteidigungslage mit Blick auf Afghanistan mehr", heißt es weiter.

Herrmann hatte Gauweiler bereits am Montag wegen dessen jahrelanger Kritik an der Euro-Rettung angegriffen. Nachdem die CSU bei der Europawahl auf 40 Prozent abgestürzt war, entlud sich der Ärger an Gauweiler, dem schärfstem Brüssel-Kritiker der Partei. Die Schlappe hat auch Parteichef Horst Seehofer in Schwierigkeiten gebracht. Der frühere Ministerpräsident Günther Beckstein mahnte Seehofer im Focus, er könne die Frage des personellen Übergangs an der Parteispitze "nicht alleine" beantworten.

Seehofer dagegen hat in den vergangenen Monaten mehrfach durchblicken lassen, dass er selbst über seine Nachfolge entscheiden will. Seehofer will bis 2018 amtieren. Zu Wochenbeginn hatte bereits der frühere CSU-Chef Erwin Huber Seehofer scharf kritisiert und ihm einen autoritären Führungsstil wie im 19. Jahrhundert vorgeworfen.

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