Streit in CSU:Quelle-Rettung entzweit Seehofer und Guttenberg

Während der CSU-Chef den Versandkonzern retten will, verweigert der Wirtschaftsminister Hilfe. Doch offene Kritik äußert Seehofer nicht.

A. Ramelsberger und M. Szymanski

Die Verhandlungen um die Rettung des angeschlagenen Versandhauses Quelle haben eine tiefe Kluft zwischen Bayerns Ministerpräsidenten und CSU-Chef Horst Seehofer sowie dem von ihm ins Amt gebrachten Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg offenbart. Während Seehofer immer wieder fordert, Berlin müsse die Entscheidung über Hilfen für Quelle beschleunigen, zieht sich Guttenberg auf die Vorschriften zur Kreditvergabe zurück.

Streit in CSU: Uneinig über die Quelle-Rettung: Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und CSU-Chef Horst Seehofer.

Uneinig über die Quelle-Rettung: Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und CSU-Chef Horst Seehofer.

(Foto: Foto: seyboldtpress.de)

Seehofer hat am Donnerstag den Druck auf die Bundesregierung noch verstärkt: Er besuchte demonstrativ das Quelle-Werk in Nürnberg und präsentierte den neuen Winterkatalog, für dessen Druck etwa 50 Millionen Euro gebraucht werden. Unter dem Beifall von mehreren hundert Mitarbeitern betonte Seehofer, dass Bayern "in jedem Falle" zu seiner Kreditzusage in Höhe von 21 Millionen Euro stehe. "Ich appelliere mit großem Nachdruck an die Bundesregierung, dass sie die Überprüfungen schnell abschließt", mahnte der CSU-Chef. Seinen Parteifreund Guttenberg erwähnte er mit keinem Wort.

Der Wirtschaftsminister zeigt sich - wie schon bei der Hilfe für den Autokonzern Opel - auch im Fall Quelle deutlich zurückhaltender als sein Parteichef. Guttenberg erklärte sogar, es sei eine "klare und richtige Entscheidung" gewesen, Quelle die zunächst angestrebte staatliche Bürgschaft über die 50 Millionen Euro für den Katalog zu versagen.

Eine Bewilligung wäre wegen der damit verbundenen Risiken nicht vertretbar und verantwortbar gewesen. Das Ausfallrisiko soll bei fast 100 Prozent gelegen haben. Der nun angestrebte Massekredit für Quelle, der vom Insolvenzverwalter vorrangig bedient werden muss, sei eine Option. "Aber dafür muss gesichert sein, dass Sicherheiten stehen", sagte Guttenberg. Ob das der Fall sei, prüfe die Regierung nun über das zuständige Bundesfinanzministerium.

Damit ließ er auch seinen Parteifreund im Regen stehen, den bayerischen Finanzminister Georg Fahrenschon, der bereits am Mittwoch verkündet hatte, Quelle sei gerettet, und am Donnerstag erklärte, der Massekredit stehe. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) warf Seehofer und den Seinen in der Leipziger Volkszeitung vor, sie preschten mit Nachrichten vor, "die im Kern so auch nicht zutreffend sind".

Wie die Süddeutsche Zeitung erfuhr, hat es zwischen Seehofer und Guttenberg in Sachen Quelle bereits mehrere "härtere Unterhaltungen" gegeben. Seehofer habe Guttenberg daran erinnert, dass er Bayern und Franken besonders verpflichtet sei. Guttenberg allerdings weiß um seinen Ruf als Ordnungsliberaler in der CSU, den er nicht verspielen will. Insbesondere der Mittelstand lobt ihn für seine klare Haltung, maroden Unternehmen keine Steuermillionen zu geben. Diese Position will Guttenberg, der sich selbst einer gewissen "Bockigkeit" rühmt, nicht aufweichen.

Seine Haltung irritiert die CSU zunehmend. "Offensichtlich meint Guttenberg das, was er sagt", wundert sich ein hochrangiger CSU-Funktionär. Guttenberg hätte mit einem freundlichen Satz die Lage entschärfen können. Ein weiteres Problem für Seehofer: Er kann den neuen Star der Partei nicht öffentlich rüffeln. Deshalb stichelt er gegen Guttenberg im Präsidium und im bayerischen Kabinett.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: