Süddeutsche Zeitung

Strecke Nürnberg-München:Defekte Gleise bremsen ICE-Züge

3,6 Milliarden Euro hat die ICE-Trasse zwischen München und Nürnberg gekostet und schon nach vier Jahren weisen die Gleise erhebliche Mängel auf.

Olaf Przybilla

Die 3,6 Milliarden Euro teure Hochgeschwindigkeitsstrecke der Deutschen Bahn zwischen München und Nürnberg weist weniger als vier Jahre nach ihrer Eröffnung bereits erhebliche Mängel auf. Auf dem Abschnitt zwischen Ingolstadt und Nürnberg können ICE-Züge momentan nur mit Tempo 160 statt wie üblich mit Tempo bis zu 300 fahren.

Grund dafür sind Schäden an der Befestigung zwischen den Schienen und den darunter liegenden Kunststoffplatten, erklärte eine Bahn-Sprecherin. Um Folgeschäden zu vermeiden, müssten die Hochgeschwindigkeitszüge nun abschnittweise deutlich langsamer fahren, als sie können. Auch die Regionalzüge auf der Strecke sind betroffen. Für die Reisenden bedeutet dies Verzögerungen von durchschnittlich zehn Minuten.

Die Schäden an den Gleisen sollen nun überprüft werden. In dieser Zeit kann die Bahn nicht gewährleisten, dass sämtliche Anschlusszüge erreicht werden. Die Störungen treten seit knapp einer Woche auf. Wie viele Reisende in dieser Zeit ihre Anschlüsse nicht erreichen konnten, weiß die Bahn nicht zu beziffern. Wie lange die Kontrollen andauern werden, hänge vom Wetter ab. Dass die Strecke für Reparaturarbeiten zeitweise sogar ganz gesperrt werden muss, nannte eine Sprecherin "reine Spekulation".

Der Nürnberger Bundestagsabgeordnete Martin Burkert (SPD), ehemals Gewerkschaftssekretär bei der Transnet, nannte die Schäden "ärgerlich für Bahnkunden". Weniger als vier Jahre nach Eröffnung der Strecke müsse genau geprüft werden, ob Witterungsschäden oder Baumängel verantwortlich für die Störungen seien. Danach müssten Regressansprüche an Baufirmen geprüft werden.

Beim Bau der 77 Kilometer langen Strecke wurde auf ein klassisches Schotterbett verzichtet. Stattdessen wurde eine feste Fahrbahn eingebaut. Mit der im Mai 2006 eröffneten Strecke hatte sich die Fahrzeit zwischen Nürnberg und Ingolstadt auf eine halbe Stunde verringert, von Nürnberg nach München auf 65 Minuten. Den nun ebenfalls von Verzögerungen betroffenen Regionalverkehr bewirbt die Bahn als "schnellsten Regionalverkehr Deutschlands". Vor Baubeginn im Jahr 1998 hatte die Bahn mit Projektkosten von 2,3 Milliarden Euro kalkuliert. Tatsächlich war die Strecke um 1,3 Milliarden Euro teurer geworden.

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SZ vom 05.02.2010/dmo
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