Straubing:Im Zeichen der Zahnbürste

Werbegeschenke von Parteien

Kondome für Verkehrssicherheit: Ohne "Give-aways" geht Wahlkampf heute nicht mehr.

(Foto: dpa)

Straubing verschenkt neuerdings Zahnputz-Sets für den Notfall. Wer den Landkreis mit öffentlichen Verkehrsmitteln durchqueren will, der kann sie gut gebrauchen.

Glosse von Johann Osel, Straubing

Es sind kleine Dinge, die jetzt im Alltag fehlen, das merkt man gut vier Wochen nach der Landtagswahl. SPD-Kugelschreiber und CSU-Feuerzeuge sind inzwischen leer, FDP-Brillenputztücher verbraucht, AfD-Gummibärchen und das Basilikum der Grünen verspeist, die Linke-Luftballons geplatzt. Um Nachschub zu erhalten, gibt es Werbeartikel - modern: "Give-aways" - natürlich auch von Firmen und zunehmend von Kommunen.

Wer sich attraktiv für Neubürger oder die Ansiedlung von Betrieben zeigen wolle, könne auf Reklame samt Präsenten nicht verzichten, raten Experten; im Idealfall passe das Produkt zum Ort. Anbieter bedrucken, was man sich nur vorstellen kann - vom Furzkissen bis zum Kondom. Letzteres ist übrigens auch im Wahlkampf mitunter erhältlich, zum Thema Verkehrs- sowie Sicherheitspolitik.

Der Landkreis Straubing-Bogen offeriert jetzt neue Werbeartikel, einer Redakteurin des Straubinger Tagblatts ist aufgefallen, dass es mehr gibt als Kugelschreiber. Die Schreibgeräte sind in der Gegend sowieso ein spezielles Metier; der Landrat ist als passionierter Kuli-Sammler bekannt, 30 000 Stück soll er besitzen. Aber Neues sollte her, daher tragen nun unter anderem Pfefferminzbonbons und ein Notfall-Zahnputz-Set das örtliche Logo.

Was das mit Straubing-Bogen zu tun hat? Sammelt der Landrat etwa auch jene Objekte? Mancher Bürger hegt freilich eine Erklärung, die dem Standort kaum zum Ruhm gereicht: Der ausbaufähige öffentliche Nahverkehr mache es möglich, dass man jederzeit stranden könnte - da sei zumindest für die Notfallhygiene gesorgt.

Wer den Süden des Landkreises durchqueren will, von Laberweinting nach Mariaposching, sollte spätestens um 17 Uhr starten. Denn um 18 Uhr fährt er nach Bogen, dann per Bus nach Schwarzach, hat da elf Stunden Umsteigezeit und Zahnputz-Bedarf, bevor es morgens mit zweierlei Bussen zum Ziel geht. Das aber war sicher nicht Sinn des Werbeartikels, wohl eher die Botschaft: Wir kommen nicht auf dem Zahnfleisch daher!

Landschaftlich liebreizend und touristisch gefragt ist ja der Landkreis, Gäuboden im Süden, Bayerischer Wald im Norden, mittendrin die Donau; dazu innovativ und Heimat für Industrie, die Arbeitslosenquote ist minimal. Das mit dem Zahnputz-Set zu illustrieren: ein wahrer Marketingknaller!

Zur SZ-Startseite

CSU
:Wahlwerbung 1949

Wer ist die einzige Partei, die sich wirklich um die Nöte der Flüchtlinge kümmert? Die CSU! Jedenfalls war das 1949 so. Das Plakat, mit dem sie damals um die Stimmen der Vertriebenen warb, wirkt heute wie Hohn.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: