Gäubodenfest:Wie man nach der Volksfest-Pause die Balance findet

Gäubodenfest: Bayerns zweitgrößtes Volksfest gilt als Vorlauf für die Münchner Wiesn - nicht nur in Sachen Pandemie.

Bayerns zweitgrößtes Volksfest gilt als Vorlauf für die Münchner Wiesn - nicht nur in Sachen Pandemie.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

Es ist endlich wieder Gäubodenfest in Straubing. Festwirte fragen sich, wie sie mit der Energie haushalten sollen. Besucher sollten sich diese Frage nach drei Jahren Bierzelt-Abstinenz auch stellen.

Glosse von Deniz Aykanat

Ganz Bayern, vielleicht sogar die ganze Welt, blickt dieser Tage auf Straubing. Dort findet seit Freitag nach drei Jahren endlich wieder das Gäubodenvolksfest statt, seines Zeichens das größte Volksfest Bayerns nach dem Oktoberfest. Und weil die Luft im Moment nicht nur vor Hitze sondern auch vor massig Omikron flirrt, schauen die sich im Angesicht der Wiesn befindlichen Münchner ganz genau an, wie die Straubinger das regeln. Wie regeln die das? Mit Cabrio-Bierzelten. Was tun, wenn die Bedienungen wegen Corona ausfallen? Metzgerei zumachen und Metzgereifachverkäuferinnen stattdessen ins Zelt schicken. Man nennt es niederbayerische Chuzpe.

Aber die Problemlage hat sich sowieso etwas verschoben. Festzeltwirte fragen sich gerade eher, wie sie ihren Ochsen gegrillt kriegen, ohne am Ende mehr fürs Gas zu zahlen, als das Viech Geld einbringt. Oder die Fahrgeschäfte. Was wäre ein Volksfest ohne die tausend blinkenden Lichter der Karussells, die einen an den Rand eines epileptischen Anfalls bringen?

Eines sollte man aber nicht vergessen: Nicht nur ein Volksfest verbraucht viel Energie. Auch ein Volksfestbesuch frisst Ressourcen: die des Volksfestbesuchers. Straubinger Mediziner riefen nicht nur zum Boostern vorm Bierzelt auf, sondern appellierten auch an die Gäste, doch bitteschön nicht volltrunken die Notaufnahmen zusätzlich zu belasten.

Nach drei Jahren ohne Training, sollte der nun ungeübte Bierzeltbesucher nicht unbedarft an die Sache herangehen. Drei Jahre lang hat man sein Bier nicht aus Ein-Liter-Gefäßen getrunken. Drei Jahre lang hat man sich nicht innerhalb von einer Dreiviertelstunde einen Gockel, eine einen Quadratmeter große Brezn, zwei Tüten gebrannte Mandeln und vier Obstler reingepfiffen. Drei Jahre lang hat man nicht auf der Bierbank stehend über geile Menschen und ihre Geschlechtsorgane gesungen. Alleine das Bierbank-Stehgrölen ist körperlich so herausfordernd, wie es intellektuell unterfordernd ist.

Es wird schwer werden, wieder die richtige Balance zu finden. Es gibt zwei Wege, zu alter Stärke zurückzufinden: es langsam angehen, vielleicht mal in den Biergarten. Oder die brachiale Methode, bei der man sich ohne Sinn und Verstand der Sache hingibt und hofft, dass einen irgendwer schon nach Hause trägt. Ganz München schaut gebannt auf Straubing - auch wegen Corona.

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