Strafanzeige gegen XXXLutz:Extragroße Wut

Die Gewerkschaft stellt Strafanzeige gegen XXXLutz: Der Möbelkonzern soll die Arbeit des Betriebsrats behindert haben.

Max Hägler

Einer der größten Möbelhändler der Welt ist das österreichische Unternehmen XXXLutz. Auf Platz zwei in der Welt steht die "Handelsflotte" mit Marken wie Mömax, Hiendl oder Lutz - und der Konzern ist stolz darauf.

Strafanzeige gegen XXXLutz: Der rote Stuhl ist das Markenzeichen des Möbelriesen XXXLutz. Nun gibt es internen Ärger.

Der rote Stuhl ist das Markenzeichen des Möbelriesen XXXLutz. Nun gibt es internen Ärger.

(Foto: Foto: Peter Roggenthin)

Wer an den Filialen vorbeifährt, dem stechen immer wieder die übergroßen Stühle ins Auge, das Markenzeichen des Möbelhändlers.

Ähnlich gewaltig wie die Außendarstellung scheint allerdings auch der Ärger im Konzern. "Was ich bei der XXXLutz-Gruppe gegenüber Mitarbeitern erlebe, ist brutal", beklagt Dirk Nagel, Verdi-Gewerkschaftssekretär in Niederbayern. "Das habe ich noch nirgendwo anders erlebt."

Die Arbeit des Betriebsrats werde behindert, die Bezahlung sei teilweise auf Dumping-Niveau. Zudem lägen über 150 Klagen von Mitarbeitern der Hiendl-Filiale in Passau, die zu XXXLutz gehört, beim Arbeitsgericht. Es geht um Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld und um Kündigungen.

Nach Ansicht des Konzerns sind die Vorwürfe unberechtigt. Die Mehrzahl der Klagen seien bei der Übernahme des Möbelhauses Hiendl im Jahr 2007 geerbt worden, heißt es aus dem Unternehmen. Auch die Vorwürfe der Gewerkschaft Verdi wegen geringer Stundenlöhne seien nicht berechtigt.

Die Gehälter seien abhängig von der Dauer der Betriebszugehörigkeit. In der Tat war die Situation in Passau schon beim Vorgängerunternehmen Hiendl schwierig; ein Betriebsrat gründete sich erst im Jahr 2007, kurz vor der Übernahme durch XXXLutz.

"Aber früher waren die Stellen zumindest fast sicher, das ist jetzt nicht mehr der Fall", sagt Antje Klemp, Betriebsratsvorsitzende in Passau, wo mittlerweile Dutzende Mitarbeiter entlassen wurden.

Auch mit den Interessenvertretern wird nach Angaben von Verdi nicht allzu zimperlich umgegangen. Gemeinsam mit der Gewerkschaft hat der Betriebsrat im Februar Strafanzeige gegen die Geschäftsführung gestellt - wegen Behinderung der Betriebsratsarbeit.

Auf einem Plakat hatte ein Abteilungsleiter den Betriebsräten vorgeworfen, sie vernichteten Arbeitsplätze und seien eine Sammelstelle für Leistungsverweigerer. "So etwas passiert nicht ohne Wissen der Führung", sagt Nagel, der auf Probleme in anderen Filialen des Möbelhauses verweist. So würden bei XXXLutz in München gewerkschaftlich aktive Jugendvertreter trotz Rechtsanspruchs nicht übernommen.

In anderen bayerischen Häusern seien Betriebsräten Abfindungen von mehreren zehntausend Euro angeboten worden, wenn sie freiwillig aus dem Unternehmen ausschieden.

Für die Konzerngeschäftsführung sind auch diese Vorwürfe nicht nachvollziehbar. Die Münchner Azubis seien schlicht zu schwach in der Leistung gewesen. Und auch die betriebliche Mitbestimmung werde nicht vernachlässigt. "Wir haben nur mit Verdi Probleme", sagt Sprecher Thomas Saliger.

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