Bald soll es einen Kulturatlas für ganz Bayern geben, in den alle Kulturorte verzeichnet sind – von der Blasmusik bis zur Oper, vom Volkstanz bis zur Performance, vom Dorftheater bis zur Alten Pinakothek. Das ist aber nur eines der ehrgeizigen Ziele, der neu gegründeten „Stiftung Kulturzukunft Bayern“.
Die Vorgeschichte zu deren Gründung reicht in die Zeit der Landtagswahlkampfs 2023 zurück: Wieder einmal schien sich keine Partei so recht dafür interessieren, auch Kulturpolitik zu verkünden. Und das, obwohl Bayern gemäß Verfassung nicht nur Rechts- und Sozial-, sondern auch Kulturstaat ist, und obgleich der Steuerzahler in den nächsten Jahrzehnten Milliarden für die Sanierung und inhaltliche Modernisierung seiner Kulturbauten und -institutionen im Freistaat bezahlen wird – so oder so, so oder anders. Also mehr von Teilhabe geprägt etwa, facettenreicher, freudiger.
Diese Beobachtung führte im November 2022 zur Gründung der „Initiative Kulturzukunft Bayern“. Darin organisiert sind 36 Freundeskreise bayerischer Kulturinstitutionen mit weit mehr als 17000 Mitgliedern. Jetzt ist diesem Kreis zusätzlich eine gleichnamige Stiftung entwachsen. Sie soll sich darum kümmern, dass auch umgesetzt werden kann, was zuvor eifrig diskutiert worden ist.
Deren Vorstand besteht aus bekannten Köpfen des kulturellen Lebens in Bayern und verbindet verschiedene Generationen. Der ehemalige Gasteig-Chef und heutige Geschäftsführer der Beisheim Stiftung, Max Wagner, ist ebenso mit dabei wie die international tätige Kulturmanagerin Anna Kleeblatt, der Kunstmäzen Markus Michalke sowie Franz Herzog von Bayern, der seit Jahrzehnten im Besonderen das kulturelle Leben hierzulande mitprägt. Alle vier sind bekannt als Menschen mit Tatkraft und klaren Visionen. Sie wollen mit der Stiftung nichts Geringeres als „einen Meilenstein für die kulturelle Zukunft des Freistaates Bayern setzen“, so heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.
Finanziert wird die Stiftung zunächst durch die Stifter. Auch für erste geplante Projekte – darunter der Kulturatlas – gibt es bereits Zuwendungen. Sie wurden von der Beisheim Stiftung zugesagt, aber auch die Regierungsfraktionen im Landtag haben bereits Mittel dafür vorgemerkt. Auf lange Sicht solle aber ein unabhängiges Stiftungsvermögen aufgebaut werden, sagen die Stiftungsleute, das den laufenden Betrieb sichert und so die Umsetzung der gesteckten Ziele gewährleisten kann. „Durch die Einbindung der Kulturschaffenden und die Unterstützung der Wirtschaft schaffen wir eine Plattform, die den Dialog und das Know-how in der Branche stärkt“, sagt Max Wagner. Er hat gemeinsam mit Anna Kleeblatt schon bei der Organisation der Faust- und Flower-Power-Festivals in München entsprechende Erfahrungen gesammelt.
Lernen aus dem Faust-Festival
Beide Festivals sind international auf hohe Beachtung gestoßen und beide haben den Akteuren nachhaltige Netzwerke beschert. Ziel sei es nun, mit der detaillierten Kulturlandkarte des Atlas’ die Grundlage für eine nachhaltig erfolgreiche Kulturpolitik auf allen Ebenen zu schaffen – also etwa zu erkennen, wo welche Art von Kultur fehlt – und Zahlen zu liefern, die helfen, eine konsequente Kulturstrategie für den gesamten Freistaat Bayern aufzubauen.
Wie diese womöglich Hand in Hand geht mit der „Kulturagenda Bayern“ des amtierenden Kunstministers Markus Blume (CSU) wird beim „2. Münchner Kulturgespräch“ auszuloten sein, das die Initiative an diesem Dienstagabend in der Pinakothek der Moderne veranstaltet. Blume wird gemeinsam mit Kleeblatt und Michalke auf dem Podium sitzen.
2. Münchner Kulturgespräch, Di., 9. Juli, 19 Uhr, Pinakothek der Moderne, Eintritt frei, Anmeldung: www.initiativekulturzukunft.de