Stichwahlen in Bayern:Nur wenige Wähler an den Urnen

Stichwahl Oberbürgermeister München

Keine Lust, zur vierten Wahl in einem halben Jahr zu gehen: Die Beteiligung hält sich bei den Stichwahlen in Grenzen.

(Foto: dpa)

Es ist die vierte Wahl in einem halben Jahr: Die Unlust der Bayern, ins Wahllokal zu gehen, wird immer größer. Und dann ist da noch das schöne Wetter. Bis zum Mittag war das Interesse an der kommunalen Stichwahl gering - auch die Briefwähler waren deutlich weniger.

Bei strahlendem Sonnenschein sind die Stichwahlen von Bürgermeistern und Landräten am Sonntag verhalten gestartet. In Städten wie München, Regensburg oder Erlangen gingen am Vormittag weniger Bürger in die Wahllokale als noch vor zwei Wochen. "Momentan ist es ein wenig mau", sagte Würzburgs Wahlleiter Karl-Heinz Schwenkert. Auch an der Briefwahl war das Interesse in vielen Städten und Gemeinden dieses Mal geringer.

Schon bei den Kommunalwahlen am 16. März hatte bayernweit nur etwa jeder Zweite abgestimmt. Mit 55 Prozent war die gesamte Beteiligung so niedrig wie noch nie. In München lag die Wahlbeteiligung bis 17.30 Uhr bei 21,4 Prozent. Vor zwei Wochen waren es zu dieser Zeit 23,8 Prozent gewesen. Etwa 20 Prozent der Stimmberechtigten haben in der Landeshauptstadt zudem Unterlagen für die Briefwahl bekommen. Wahlamtsleiter Klaus Gasteiger machte unter anderem das sonnige Frühlingswetter für das geringere Interesse verantwortlich. "Die Leute gehen lieber an die Isar oder vielleicht noch zum Skifahren", mutmaßte er.

In München wetteifern Dieter Reiter von der SPD und der CSU-Kandidat Josef Schmid um die Nachfolge von Oberbürgermeister Christian Ude (SPD). Dieter Reiter gab sich an dem wichtigsten Tag seiner bisherigen politischen Laufbahn zuversichtlich. Er habe gut geschlafen, sagte der OB-Kandidat der SPD, als er um kurz vor 11 Uhr an der Seite seiner Frau Petra das Wahllokal in der Grundschule an der Plinganserstraße in München-Sendling betrat. 40,4 Prozent der Stimmen hatte er im ersten Wahlgang geholt, sein Kontrahent Josef Schmid von der CSU nur 36,7.

Er wäre doch merkwürdig, wenn er sich bei dem Ergebnis nicht siegessicher geben würde, sagte Reiter: "Ich bin absolut optimistisch." Einen Turnaround wollte er in den vergangenen beiden Wochen nicht entdeckt haben. Und der Auftritt von Angela Merkel, die am Donnerstag Wahlkampf für Schmid gemacht hat? "Das war zahlenmäßig nur eine kleine Unterstützung. Denn ich glaube nicht, dass die Kanzlerin stimmberechtigt ist."

CSU-Kandidat Josef Schmid machte sich ebenfalls um elf Uhr mit seiner Familie nach dem Gottesdienst in der Allacher Kirche Maria Himmelfahrt auf den Weg ins benachbarte Wahllokal an der Franz-Nißl-Straße. Dort warteten schon die Fernsehteams und Fotografen. "Toi-toi-toi", sagte ein Allacher. Man kennt Schmid in diesem beschaulichen Bezirk, hier ist er aufgewachsen und hier wohnt er immer noch.

In Regensburg ist die Beteiligung gut

In Würzburg, wo Christian Schuchardt (CSU/FDP/Würzburger Liste) die absolute Mehrheit nur knapp verfehlt hatte, gab es dagegen eine leichte Steigerung. Bis zum Nachmittag waren 16,2 Bürger an die Urnen gegangen. Vor zwei Wochen hatten bis dahin erst 15,6 Prozent der Wähler ihr Kreuzchen gesetzt. Allerdings lag die Zahl der Briefwähler damals mit 24,4 Prozent höher als am Sonntag (19,3 Prozent). Dem SPD-Kandidaten Joachim Wolbergs in Regensburg fehlten vor zwei Wochen nur 18 Stimmen. Verglichen mit anderen Städten war das Interesse an der Stichwahl von Wolbergs und Christian Schlegl (CSU) aber recht hoch: 28,7 Prozent der Regensburger hatten bis 16 Uhr abgestimmt, etwas weniger als vor zwei Wochen (31,5 Prozent). In Ansbach waren bis 16 Uhr 27,6 Prozent der Bürger in die Wahllokale gegangen (16. März: 33,2 Prozent), das Wahlamt in Erlangen registrierte um 16 Uhr 24,1 Prozent Urnenwähler (16. März: 25,4 Prozent).

Wer am 16. März bereits per Brief abgestimmt hatte, konnte damals bereits die Unterlagen für die Stichwahl beantragen. Wer wollte, konnte sich allerdings auch noch spontan in den vergangenen zwei Wochen dafür entscheiden. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte angesichts der niedrigen Wahlbeteiligung vor zwei Wochen von einem "Alarmzeichen für die Demokratie" gesprochen und angekündigt, die Gründe dafür intensiv zu analysieren.

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