- München hat ausgezählt und Dieter Reiter (SPD) liegt mit 56,7 Prozent klar vorne
- Die Grünen freuen sich - und haben schon Wünsche für Koalitionsgespräche
- Die CSU feiert Verlierer Schmid. Der gibt sich kämpferisch
Von der SPD-Wahlparty berichtet Thierry Backes, bei der CSU in München sind Melanie Staudinger und Eva Limmer, im KVR ist Florian Fuchs. Anna Fischhaber und Ingrid Fuchs betreuen den Newsblog in der Redaktion.
Erleichterung bei der SPD: "Heute gilt es einfach, Danke zu sagen": Dieter Reiter wird unter lauten "Dieter, Dieter"-Rufen auf der Wahlparty der SPD am Oberanger empfangen. Er bedankt sich ausgiebig - auch bei seinem Amtsvorgänger Christian Ude. "Ich weiß, er hat mich unterstützt, und zwar genau in dem richtigen Maß, dass ich ein wenig aus seinem Schatten treten konnte." Seinen Herausforderer erwähnt Reiter nur einmal kurz, eine kleine Spitze erlaubt er sich mit Blick auf den Bulli, mit dem Josef Schmid (CSU) Wahlkampf machte: "Rosen verteilen ist halt doch besser als Busfahren." Aus den Gesichtern der Genossen spricht Erleichterung. Viele haben sich Sorgen gemacht, dass die niedrige Wahlbeteiligung sich negativ für sie auswirkt. Nun führt Reiter nach Auszählung aller Wahllokale deutlich mit 56,7 Prozent der Stimmen. "Ich hatte darauf gehofft. Die Grünen haben mir mit ihrer Wahlempfehlung sehr geholfen, dass das ein entspannter Nachmittag für mich wird", sagt er.
Reiter spricht über Koalitionsoptionen: Reiter hat sich am Sonntagabend auch zu möglichen Partnern geäußert - denn er hat zwar die Stichwahl gewonnen, die rot-grüne Mehrheit im Rathaus gibt es allerdings nicht mehr: "Ich wünsche mir eine Koalition Rot-Grün-Rosa-Plus." Er wolle für ein möglichst breites Bündnis werben und mit ÖDP, Linken und Piraten reden, sagt er. Ein Bündnis mit AfD und den Rechten schließt er aus, eines mit den Freien Wähler sei unwahrscheinlich. Inhaltich wolle er sich erst dem Leerstand in städtischen Wohnungen widmen: "Das Thema muss 2014 beendet sein." Am Herzen liegt Reiter auch das Thema Schulsanierungen. Bald soll es außerdem eine Bürgersprechstunde geben. Und noch etwas hat Reiter heute klargestellt: Sein erstes Fass auf dem Oktoberfest will er mit drei Schlägen anzapfen. Noch-OB Christian Ude würdigt Reiter in seiner Rede als "hervorragenden Spitzenkandidaten". Für ihn persönlich sei es ein "sehr berührendes Ereignis".
Grüne freuen sich: Um kurz vor 20 Uhr taucht auch Sabine Nallinger auf der SPD-Wahlparty auf. "Es war mir ein Bedürfnis, Dieter Reiter so schnell wie möglich die Hand zu schütteln, um ihm zu gratulieren", sagt sie. Dass er so ein gutes Ergebnis eingefahren habe, "hat sicher auch mit unserem Wahlaufruf zu tun". Nallinger war für die Grünen als OB-Kandidatin angetreten. Die ersten Koalitionsgespräche in den vergangenen Wochen seien "sehr konstruktiv" verlaufen, sagt Nallinger. Sie sei offen für alle Gespräche mit möglichen Koalitionspartnern, eines aber sei sicher: Ein neues rot-grünes Bündnis müsse "eine deutlich grüne Handschrift" tragen. Die Frage, ob sie jetzt Zweite Bürgermeisterin wird, beantwortet sie mit einem verschmitzten Lächeln, das aber keinen Raum für Deutungen lässt. Bei künftigen Zuständigkeiten wird sie konkreter: "Als Stadt- und Verkehrsplanerin ist es ja klar, dass ich mich künftig gerne um diese Themen kümmern würde."
Ernüchterung bei der CSU: Die CSU feiert im Löwenbräukeller. Die Stimmung ist dank 43,3 Prozent mau, der Münchner Parteichef Ludwig Spaenle sagt trotzdem: "Josef ist der Oberbürgermeister der Herzen." Und: "Er war der beste Kandidat, den wir hätten haben können." Spaenle hätte gerne, dass Schmid Fraktionsvorsitzender bleibt. Schmid selbst bedankt sich für die Unterstützung bei den Wählern, seiner Frau und der Partei. "Ich wünsche Dieter Reiter alles Gute im Amt des Oberbürgermeisters und eine glückliche Hand." Gleichzeitig gibt er sich aber kämpferisch. "Rot-Grün, die die Verantwortung für viele Entscheidungen der vergangenen Jahre tragen, haben keine Mehrheit mehr. Und wir, die christlich-soziale Union München, wir sind stärkste Fraktion in München. Wir sind wieder da!" Warum die Stichwahl nicht zu seinen Gunsten ausgegangen ist, dazu will sich Schmid noch nicht äußern. "Wir werden das jetzt eingehend analysieren und bewerten."
Rest von Bayern: Ergebnisse gibt es jetzt auch aus anderen Städten im Freistaat. In Regensburg ist Sozialdemokrat Joachim Wolbergs seinem Konkurrenten weit voraus. Auch in Erlangen wird der SPD-Politiker Florian Janik neuer Oberbürgermeister werden. Der 34-Jährige löst damit den langjährigen CSU-OB Siegfried Balleis ablösen. In Würzburg liegt dagegen CSU-Kandidat Christian Schuchardt vorn. In Ansbach ist die parteilose Oberbürgermeisterin Carda Seidel wiedergewählt.
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