Steuer:Volksfestbedienungen haben mehr vom Geld - zumindest kurzfristig

Arbeitzeiten auf Wiesn

Vorteil für Wiesn-Bedienungen: Sie bekommen erst einmal etwas mehr raus, weil der kurzfristig höhere Lohn aufs ganze Jahr umgelegt wird.

(Foto: Frank Leonhardt)
  • Sonderweg für Bayern: Volksfest-Bedienungen bekommen netto erst einmal mehr bar auf die Hand.
  • Normalerweise wird beim Lohnsteuerabzug ein kurzfristig hoher Lohn aufs ganze Jahr hochgerechnet, in Bayern wird er auf einen längeren Zeitraum umgelegt.
  • Bei der Steuererklärung gleicht sich allerdings alles wieder aus.

Von Franz Kotteder

Wiesn-Bedienungen haben es nicht leicht: Die Bierkrüge sind schwer, die Arbeitszeiten lang, und dann macht auch noch das Finanzamt Stress. Letzteres wird jetzt ein bisschen einfacher, denn Bayern geht wieder einen Sonderweg. Am Montag verkündete Finanzminister Markus Söder (CSU) gemeinsam mit Toni Roiderer, Sprecher der Wiesnwirte, beim Branchentreff "Gastro-Frühling" im Hippodrom-Zelt des Frühlingsfestes die mit den anderen Bundesländern "in einer schwierigen Operation" (Söder) vereinbarte Lösung.

Demnach bekommen Volksfest-Bedienungen netto erst einmal mehr bar auf die Hand. Denn während beim Lohnsteuerabzug ein kurzfristig hoher Lohn aufs ganze Jahr hochgerechnet wird, wird er in Bayern einfach auf einen längeren Zeitraum umgelegt. Das ergibt einen niedrigeren Durchschnittsverdienst, damit wird netto mehr ausbezahlt.

Bei der Einkommensteuerveranlagung holt sich das Finanzamt dann allerdings das Geld wieder, falls tatsächlich zu viel ausbezahlt wurde, denn am endgültigen Steuersatz ändert die Regelung nichts. Das bestreitet auch keiner der Beteiligten. Aber den Bedienungen sei es wichtig, sagt Roiderer, "das Geld gleich zu haben und nicht erst ein halbes Jahr später". Und die Wiesnwirte wollen ihr Personal natürlich bei Laune halten. "Wir arbeiten ja bis zu 80 Prozent mit eingearbeiteten Leuten", sagt Wirt Christian Schottenhamel, "die wollen wir gerne wieder dabei haben."

Söder stiehlt den Protagonisten mal wieder die Show

ür den Finanzminister ergibt das jedenfalls schöne Pressefotos mit hübschen, jungen Bedienungen aus allen Wiesnzelten. Erst ganz am Schluss des Blitzlichtgewitters gelingt es dem bayerischen Präsidenten des Hotel- und Gaststättenverbands, Ulrich Brandl, noch ins Bild zu hüpfen. Danach kann er dann mit seiner alljährlichen Grundsatzrede die 2500 im Hippodrom versammelten Gastronomen aus ganz Bayern auf die Politik seines Verbandes einschwören.

Er wettert gegen die "unsinnige Verordnungswut" und die "bescheuerte Kennzeichnungspflicht", die er vor allem an der Allergenverordnung und an den Dokumentationsvorschriften zum Mindestlohn festmacht. Dafür erntet er in seiner knapp halbstündigen Rede ebenso großen Applaus wie für seinen Protest gegen die "pauschale Vorverurteilung der Unternehmer" und seiner Forderung nach der Abschaffung der Erbschaftssteuer und nach dem "reduzierten Mehrwertsteuersatz für das gesamte Gastgewerbe".

Danach stiehlt ihm allerdings Söder die Schau, nicht nur, weil sein sogenanntes "Grußwort" zehn Minuten länger dauert als die Hauptrede. Söder macht es sichtlich Spaß, über die Regierung in Berlin herzuziehen, als sei die CSU an ihr gar nicht beteiligt. "Deutschland geht's nur so gut, weil es uns Bayern gibt", sagt er, und mit den vier Milliarden Euro, die Bayern 2015 für die Flüchtlingsproblematik ausgegeben habe, "könnten wir locker alles finanzieren, was sie da als Wunsch geäußert haben". Und die frisch eingestellten Zollfahnder für Verstöße gegen den Mindestlohn wären ohnehin besser an den Grenzen eingesetzt worden, "anstatt mittelständische Unternehmer zu quälen". Weiter geht er in seinen Forderungen nicht, aber es reicht für viel Applaus im Zelt.

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