Steigerwald:Kampf um Nationalpark: "Das ist vielleicht unsere letzte Chance"

Buchenwald bei Handthal im Steigerwald, 2014

Der alte Buchenbestand in Steigerwald verdient besonderen Schutz.

(Foto: sij)

Eine Allianz aus Naturschützern und Politikern fordert, den Steigerwald nicht von vornherein als Standort für einen Nationalpark auszuschließen. Es geht um viel Geld.

Von Katja Auer, Nürnberg

Als Ministerpräsident Horst Seehofer vor ein paar Wochen ankündigte, einen dritten Nationalpark in Bayern einrichten zu wollen, da hat er den Steigerwald ausdrücklich ausgenommen. Sollte er gehofft haben, die Diskussion damit zu beenden, hat er sich getäuscht, denn viele Naturschützer halten gerade den nach wie vor für am besten geeignet. Es gebe "keine demokratische Legitimation" dafür, den Steigerwald einfach auszuschließen, sagte Hubert Weiger, der Vorsitzende des Bundes Naturschutz (BN) am Montag in Nürnberg.

Max-Dieter Schneider (SPD), Bürgermeister von Ebrach, sieht seine Gemeinde und die ganze Region benachteiligt, wenn nicht wenigstens ernsthaft geprüft werde, ob der Steigerwald als Nationalpark geeignet sei. Schließlich geht es nicht nur um Naturschutz, sondern auch um eine Menge Geld. "Das ist vielleicht unsere letzte Chance", sagte deswegen Benedikt Schmitt vom Verein "Nationalpark Nordsteigerwald", die Gegend könne einen wirtschaftlichen Anschub dringend gebrauchen.

So bekräftigten Naturschützer und Kommunalpolitiker nun ihre Allianz für den Steigerwald, SPD und Grüne im Landtag bekundeten ihnen ihre Sympathie. Ein "Bündnis der Vernünftigen" nannte es der SPD-Umweltexperte Florian von Brunn. Gemeinsam fordern die Nationalpark-Befürworter, den Steigerwald in den Suchprozess für den Nationalpark aufzunehmen.

"Die Staatsregierung ist ab jetzt gefordert, die Wahrheit zu sagen"

Dabei sind sie recht optimistisch. Immerhin habe es bis zu jener denkwürdigen Kabinettsklausur gar keine Option für einen weiteren Nationalpark gegeben, weder im Steigerwald noch sonstwo. Nun sei die Staatsregierung von diesem Tabu abgerückt und wenn sich Seehofer nicht lächerlich machen wolle, müsse das Verfahren sachlich und professionell ablaufen, sagte Weiger. Den Steigerwald ohne eine fachliche Prüfung auszuschließen, wäre ein "internationaler Skandal made in Bayern".

Zumal die Naturschützer glauben, dass sich die Stimmung in der Bevölkerung längst zugunsten eines Nationalparks gewandelt habe. Schmitt macht das auch daran fest, dass sein Pro-Nationalpark-Verein 1100 Mitglieder habe und damit die größte Bürgerinitiative in Deutschland sei, die sich für einen Nationalpark einsetzt. Zwar gibt es auch den Verein "Unser Steigerwald", dem Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU) vorsteht, der sich lautstark und gelegentlich auch recht derb gegen einen Nationalpark ausspricht.

Doch durch viel Aufklärungsarbeit seien die Befürworter immer mehr geworden, sagte Weiger, die Gegner hätten teilweise mit gezielten Unwahrheiten die Menschen verunsichert. "Die Staatsregierung ist ab jetzt gefordert, die Wahrheit zu sagen", sagte er. Und wenn es nun bei den Leuten einen Meinungswandel gegeben habe, hoffen die Naturschützer auf einen solchen auch bei Seehofer.

"Wenn der Ministerpräsident seine Aussage ernst nimmt, dass er mit der Bevölkerung regieren will, muss er das zur Kenntnis nehmen", sagte Weiger. Die Nationalpark-Befürworter jedenfalls wollen in den kommenden Monaten die Menschen noch besser informieren und so den Druck auf die Staatsregierung erhöhen, den Ausschluss zurückzunehmen.

Der sei ohnehin "reine Willkür", sagte der Bamberger Alt-Landrat Günther Denzler (CSU), der sich schon einmal mit der Staatsregierung angelegt hat, als er kurz vor seiner Pensionierung das Schutzgebiet "Hoher Buchener Wald" im Ebracher Forst auswies. Die Staatsregierung hat die Regierung von Oberfranken inzwischen gezwungen, dieses wieder aufzuheben.

Fest steht, dass der Steigerwald von der Unesco als bedeutendes Buchenwaldgebiet eingestuft wird, weit vor dem Spessart, der ebenfalls als möglicher Nationalpark im Gespräch ist. "Ich kann nur an die Staatsregierung appellieren, das geeignetste Gebiet nicht von vornherein auszuschließen", sagte Denzler. Er werde sich bemühen, den Steigerwald weiter in der öffentlichen Diskussion zu halten. "Steter Tropfen höhlt den Stein", sagte Denzler.

Unterdessen geht der Dialogprozess weiter, den Umweltministerin Ulrike Scharf angestoßen hat. Im Protokoll des ersten Runden Tisches heißt es, dass eine Potenzialanalyse erstellt werden soll, die alle denkbaren Modelle für den Steigerwald vergleicht. Auch das eines Nationalparks übrigens.

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