Statistisches Jahrbuch über Bayern:Mehr Einwohner, mehr Geburten, mehr Übergewicht

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Die bayrische Flagge weht neben der Bavaria-Figur in München (Foto: imago/Ralph Peters)
  • Das statistische Landesamt hat sein aktuelles Jahrbuch veröffentlicht. Es bildet eine wichtige Grundlage für die Arbeit in Politik und gesellschaftlichen Institutionen.
  • Es leben immer mehr Menschen in Bayern, es gibt so viele Geburten wie schon lange nicht mehr.
  • Weitere Zahlen: Jeder zweite Erwachsene ist übergewichtig, jeder fünfte Bayer raucht, und es gibt 624 Brauereien.

Von Lisa Schnell, München

Wie schnell vermehren sich die Bayern und wie viele von ihnen sind übergewichtig? Was unterscheidet die mit Migrationshintergrund von denen ohne? Das statistische Jahrbuch gibt auf all diese Fragen Antworten und auf noch viel mehr. Mit 667 Seiten nennt es Innenminister Joachim Herrmann, der es am Montag vorstellte, einen Wälzer, der auch aufzeigt, wo die Probleme der Zukunft liegen könnten.

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So viele Kinder wie seit Langem nicht

Spätestens in diesem Jahr werden in Bayern mehr als 13 Millionen Menschen leben, vor 200 Jahren waren es noch 3,7 Millionen. Bis 2035 rechnen die Statistiker mit einem Zuwachs von 500 000 Einwohnern. Oberbayern soll als einziger Bezirk deutlich wachsen, um mehr als zehn Prozent. Unterfranken und Oberfranken wird ein negatives Wachstum vorausgesagt. Mit etwa 250 Einwohnern pro Quadratkilometer waren Oberbayern und Mittelfranken 2016 am dichtesten besiedelt. Am wenigsten drängen sich die Menschen in Niederbayern und der Oberpfalz.

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München soll 2035 mit einem Durchschnittsalter von knapp 43 Jahren der jüngste Flecken Bayerns sein. Seit 2012 steigt die Geburtenrate im Freistaat. 2016 wurden mit mehr als 125 000 Kindern sechs Prozent mehr geboren als im Vorjahr, so viele wie zuletzt 1998. Die Todesfälle aber können damit nicht ausgeglichen werden. So verließen 2016 knapp 4000 Menschen mehr diese Welt, als in sie traten.

Die Bayern wollen nach Berlin

Bayern ist für Bewohner aus anderen Bundesländern unattraktiver geworden. Zum ersten Mal zogen 2016 etwa 1700 Menschen mehr aus Bayern in den Rest von Deutschland als hinzukamen, wie der Präsident des Landesamts für Statistik, Thomas Gößl, sagte. Die meisten fanden in Berlin eine neue Heimat. Innerhalb Bayerns zogen die Menschen von Oberbayern, Unterfranken und Mittelfranken in die anderen Bezirke.

Aus dem Ausland kamen etwa 98 000 Menschen mehr nach Bayern, als den Freistaat verließen. Etwa die Hälfte von ihnen sind laut Gößl Schutzsuchende, die andere Hälfte Arbeitsmigranten. Die meisten, etwa 200 000, kamen aus Europa, aus Afrika waren es 2016 etwa 15 300. Der Ausländeranteil in Bayern beträgt 12,1 Prozent, die meisten stammen aus Europa, knapp unter ein Prozent aus Fluchtländern wie Syrien, Irak oder Afghanistan.

Bayern wächst durch Zuwanderung

Knapp 23 Prozent der Bayern haben einen Migrationshintergrund, die Mehrheit (rund 70 Prozent) wanderte aus Europa ein. Vier von fünf haben einen Job. Der Anteil von Arbeitern unter ihnen ist mit mehr als einem Drittel etwa doppelt so hoch wie bei den Bayern ohne Zuwanderungsgeschichte. Dabei haben Zugewanderte öfter einen Hochschulabschluss (37 Prozent) als Nicht-Zugewanderte (32 Prozent).

Die Bevölkerung der Zukunft wird nach Schätzungen der Statistiker noch internationaler ausfallen als jetzt. Es sei der Zuwanderung zu verdanken, dass der Freistaat überhaupt wächst. Von 2011 bis 2024 soll der Anteil von Zugewanderten um mehr als 380 000 Menschen steigen. Dazu kommt, dass Menschen mit Migrationshintergrund mehr Kinder bekommen. Von 2011 bis 2014 erwarten die Statistiker bei ihnen einen Geburtenüberschuss von 312 000, die Neugeborenen von Nicht-Zugewanderten allerdings könnten die Sterbefälle nicht ausgleichen. Das Minus läge bei mehr als 700 000.

Kriminalität

Am häufigsten verstoßen die Bayern gegen die Straßenverkehrsregeln, 53 Prozent aller 2016 Verurteilten begingen solche Delikte. Etwa 13 Prozent begingen Körperverletzungen. Nicht-Deutsche unterscheiden sich dadurch, dass sie weniger Trunkenheitsdelikte begehen und mehr Diebstähle. Elf Prozent der deutschen Verurteilten begingen Diebstähle, bei den Nicht-Deutschen sind es 18 Prozent.

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In den Städten lebt der Bayer alleine

Mehr als die Hälfte (52 Prozent) aller Großstädter in Bayern lebt alleine. In Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohnern sind es etwa ein Drittel. Für sich sind vor allem Jüngere unter 30 Jahren (20 Prozent) und Menschen im Rentenalter (39 Prozent). Seit 1979 hat sich die Zahl der Einpersonenhaushalte fast verdreifacht.

Jeder Zweite ist übergewichtig

Jeder zweite Erwachsene hat zu viel auf den Hüften. Gut zwei Prozent, meist junge Frauen, waren 2013 untergewichtig. Gut zehn Jahre nach der Einführung des Rauchverbots raucht noch etwa jeder fünfte Bayer. Männer rauchen mehr als Frauen, 27 Prozent stehen gegenüber 18 Prozent. Der Großteil der Bayern (40 Prozent) starb 2015 an Krankheiten des Kreislaufsystems wie Herzinfarkten oder an Krebs (knapp 24 Prozent). Etwa 1800 Menschen nahmen sich das Leben.

Bauen und Wohnen

Insgesamt wurden 2016 knapp 54 000 Wohnungen gebaut und damit nicht viel mehr als im Vorjahr. Insgesamt gab es Ende 2016 nicht einmal ein Prozent mehr Wohnungen als Ende 2015. In den vergangenen 30 Jahren hat sich der Bestand der Wohnungen um etwa ein Drittel erhöht. In den nächsten Jahren soll mehr gebaut werden. Die Baugenehmigungen stiegen von 2015 auf 2016 um 20 Prozent auf etwa 75 000 an.

Die Oberbayern zahlen am meisten für ihre Miete. 2014 waren es fast neun Euro pro Quadratmeter. In allen anderen Bezirken lag sie unter der Durchschnittsmiete von 7,25 Euro pro Quadratmeter, in Oberfranken waren es 5,20 Euro. Im Durchschnitt geben die Bayern 27 Prozent ihres Einkommens für die Miete aus, Erwerbslose zahlen 40 Prozent. Nur zwölf Prozent der Gesamtfläche besteht aus Siedlungen oder Straßen. Die Hälfte wird für Landwirtschaft genutzt. Auf fast neun Zehntel finden sich Wald, Gebirge oder Wasser.

Die Bayern und das Bier

Im Jahr 2016 gab es 624 Brauereien. Damit liegen mehr als 44 Prozent der deutschen Brauereien im Freistaat.

© SZ vom 27.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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