Statistisches Jahrbuch Bayern:Land der dicksten Kartoffeln

Zahlen, Daten, Rekorde: Das Statistische Jahrbuch des Freistaats birgt jede Menge Überraschungen - und Wachstum. Nur der Bierabsatz geht zurück. Und Maria Höfl-Riesch dient immer weniger Bayern als Vorbild. Ein Überblick.

Ulrike Heidenreich

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Stammtisch

Quelle: dpa

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Fast müsste man das "Statistische Jahrbuch 2011" in "Buch der Rekorde Bayerns" umbenennen. So reihte jedenfalls Innenminister Joachim Herrmann (CSU) einen Superlativ an den nächsten, als er am Mittwoch das 597 Seiten starke Werk mit 165.000 Ergebnissen vorstellte.Zu den berühmten fünf W's der Statistiker - Wo, Wie, Wann, Warum und Was - darf man in Bayern getrost ein W für Wachstum hinzufügen.

Allein Bayerns Bevölkerung ist im Jahr 2010 auf Rekordniveau angestiegen. 12,54 Millionen Einwohner zählten die Statistiker im Freistaat. Der Trend hält an, im ersten Halbjahr 2011 kamen schon weitere 21000 neue Bayern hinzu. Damit sind die Zuzüge in den Freistaat höher als in jedem anderen Bundesland, das Bevölkerungswachstum hält entgegen dem bundesweiten Trend an. Allein in den vergangenen 20 Jahren betrug es 1,1 Millionen Menschen. "Wir ziehen die Menschen an, sind hochattraktiv und bieten beste Zukunftschancen", so Herrmann. Zum Vergleich: Zu Anfang des 19.Jahrhunderts lebten nur rund 3,7 Millionen Menschen in Bayern.

Zeitung: Koalition wünscht mehr Migranten als Lehrer

Quelle: dpa

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Die Rekordzahl ist zurückzuführen fast ausschließlich auf die Zuwanderung, vor allem aus dem Ausland. 34.869 Personen mit so genanntem Migrationshintergrund waren dies im vergangenen Jahr, durch Umzüge innerhalb Deutschlands nach Bayern kamen 10746 Einwohner zusätzlich. Die Bilanz von Karlheinz Anding, Präsident des Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung, klingt dazu recht nüchtern: "Damit kann der Saldo aus Geburten und Sterbefällen mit minus 17.838 mehr als ausgeglichen werden."

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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In unmittelbarem Zusammenhang mit der wachsenden Bevölkerung steht natürlich der Wohnungsbau. Auch hier stehen die Zeichen auf Wachstum: Erstmals seit Jahren liegen die Zahlen für Baufertigstellungen mit 33.000 Wohnungen um 5,7 Prozent über den Vorjahreswerten. Auch die Zahl der Baugenehmigungen ist gestiegen: um 19 Prozent auf 42.000 Wohnungen. "Als positive Entwicklung auf niedrigem Niveau" bezeichnet der Innenminister dies: Weil in der Vergangenheit zu wenig gebaut worden sei, habe sich ein Nachholbedarf von etwa 282.000 Wohnungen angestaut. Bis zum Jahr 2029 werde die Zahl der Haushalte in Bayern außerdem um sechs Prozent steigen, auf 850.000 Wohnungen schätzt Herrmann den Neubaubedarf.

Kirchturm am Stefansberg, 2011

Quelle: Johannes Simon

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Wer wegen des zu erwartenden Baubooms schwarz für Bayerns Natur sieht, sei mit folgenden Zahlen aus dem Fundus der Datenschützer getröstet: Lediglich 11,3 Prozent werden als Siedlungs- oder Verkehrsfläche genutzt, zu fast neun Zehnteln besteht der Freistaat somit noch aus "freier Landschaft".

Junge Frauen

Quelle: iStockphoto

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Wie groß die Fleißarbeit der staatlicher Statistiker war, zeigt sich an der Themenfülle, die bewertet, gemessen und gezählt wurde. Eine Auswahl: In Bayern gibt es einen Frauenüberschuss - Ende 2010 lebten hier 222.000 mehr Frauen als Männer. Der Überhang setzt jedoch erst...

Zuschussrente

Quelle: dpa

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... mit dem 64. Lebensjahr ein. Der Anteil der älteren Bevölkerung (60Jahre plus) beträgt übrigens 25 Prozent. Seit 1950 ist diese Gruppe von Bayern im Durchschnitt pro Jahr um die Größe einer Stadt wie Straubing mit etwa 44.100 Einwohnern gewachsen.

Jahreswechsel - Hochzeiten des Jahres 2011

Quelle: dpa

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Die Zahl der Verheirateten (auf dem Foto die Hochzeit von Maria Riesch und Marcus Höfl) nimmt laufend ab, mit 5,2 Millionen sind es 41 Prozent der Bevölkerung, die Zahl der Geschiedenen nimmt zu, 995.000 sind es derzeit. Das Heiratsalter liegt bei 33,2 Jahren bei den Männern, die Frauen sind beim Gang zum Standesamt im Schnitt 30,3 Jahre alt. Im Jahr 2010 wurden in Bayern 105.251 Kinder geboren.

Das Gewicht liegt in den Genen - Übergewichtige junge Frau

Quelle: dpa

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Sogar das Gewicht spielt eine Rolle in der Jahresstatistik: Nach dem Body-Mass-Index war in Bayern im Jahr 2009 jeder zweite Erwachsene übergewichtig bis stark übergewichtig. Gut zwei Prozent, meist jüngere Frauen, waren untergewichtig. Über ihren Rechercheweg schweigen sich die Experten des Landesamtes aus. Haupttodesursache von 123.089 gestorbenen Bayern im Jahr 2010 waren mit 41,9 Prozent Krankheiten des Kreislaufsystems, 25 Prozent sind auf Krebs zurückzuführen.

Eröffnungspremiere der Münchner Opernfestspiele, 2011

Quelle: Alessandra Schellnegger

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Auch kulturell waren die Statistiker unterwegs: 4,7 Millionen Besucher zählten sie an den bayerischen Theatern, das meistbesuchte Stück in der Spielzeit 2009/2010 an mehreren Stätten war übrigens "Ronja Räubertochter" von Astrid Lindgren mit gut 30.000 Fans.

Christian Ude und Ernst Wolowicz beim Geldbeutelwaschen am Aschermittwoch, 2011

Quelle: Stephan Rumpf

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Die Portemonnaies der Bayern waren ebenfalls nicht sicher vor den Leuten vom Landesamt: Demnach hatten 30 Prozent der Erwerbstätigen ein monatliches Nettoeinkommen von mindestens 2000 Euro, zehn Prozent aller Bayern mussten mit weniger als 500 Euro auskommen.

Auftakt im Prozess wegen Mordes an getrennt lebender Ehefrau

Quelle: dapd

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155.500 Bayerns wurden rechtskräftig wegen einer Straftat verurteilt, nur 19 Prozent von ihnen waren Frauen. In den Justizvollzugsanstalten saßen 11.200 Gefangene ein.

Oktoberfest 2011 - Last Day

Quelle: Getty Images

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Was wäre eine bayerische Statistik ohne Berücksichtigung des Bierabsatzes? 637 Braustätten gibt es, das sind fünf mehr als im Vorjahr. Der Bierabsatz ist jedoch gesunken: um drei Prozent auf 21,6 Millionen Hektoliter. Unter den Bundesländern rangiert der Freistaat damit hinter Nordrhein-Westfalen.

Widerstand gegen den Wassercent in Sachsen-Anhalt

Quelle: dpa

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Statistisches Jahrbuch Bayern:Leitungswasser

Jeder Bayer verbraucht außerdem durchschnittlich 133 Liter Wasser am Tag. Insgesamt flossen 601 Millionen Kubikmeter Trinkwasser in Haushalte und Kleingewerbe.

BASF will Amflora-Ernte einlagern

Quelle: dpa

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Bayerns Bauern ernteten trotz ungünstiger Witterungsbedingungen übrigens die größten Kartoffeln, nach Niedersachsen steuerten sie mit 16,2 Prozent den zweitgrößte Anteil zur deutschen Kartoffelernte bei. Das waren 1,6 Millionen Tonnen - auch ein Rekord.

© SZ vom 29.12.2011/tob
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