Statistik:Polizisten werden immer häufiger von Menschen gebissen

Drogenkriminalität am Münchner Hauptbahnhof, 2016

Polizisten bei einer Kontrolle am Hauptbahnhof in München.

(Foto: Florian Peljak)

Wenn sie sich nicht mehr zu wehren wissen, beißen Menschen immer öfter um sich. Die Meldungen über Beißattacken etwa gegen Polizisten nehmen zu. Und der Eindruck lässt sich sogar mit Zahlen belegen.

Bei der Kontrolle eines streitlustigen Pärchens in einer Fürther Gaststätte beißt eine Frau einer Polizistin ins Bein. In der Münchner S-Bahn erwischen Kontrolleure einen 71-Jährigen ohne Ticket - der daraufhin einem Mitarbeiter der Bahn gegen das Bein tritt und einem Bundespolizisten in die Hand beißt. In einem Schwimmbad in Zirndorf bei Nürnberg beißt eine Frau einem Polizisten in den Arm, der sie nach einem Platzverweis herausgeleitet.

All diese Fälle ereigneten sich allein im August - und sie passen zum Trend: Die Zahl der Beißattacken gegen Polizisten in Bayern wächst.281-mal sind Polizisten im Freistaat im vergangenen Jahr gebissen worden, wie aus Zahlen des Bayerischen Landeskriminalamts (LKA) hervorgeht. 2014 lag die Zahl noch bei 256, im Jahr zuvor bei 223 und 2012 sogar bei nur 198 Fällen. Das entspricht einem Anstieg von rund 40 Prozent in diesem Zeitraum.

Allein zwischen 2014 und 2015 betrug der Zuwachs 10 Prozent. Im Zuständigkeitsbereich der Münchner Polizei ging die Zahl im vergangenen Jahr entgegen dem bayernweiten Trend um 9 auf 63 Beißattacken zurück, wie eine Sprecherin mitteilte.Im selben Zeitraum schwankte die Zahl der Gewalt gegen Polizeibeamte laut LKA von landesweit 6713 Taten 2014 bis 6919 im vergangenen Jahr. Wurde 2012 also noch bei 2,9 Prozent aller Fälle von Gewalt gegen Polizisten ein Beamter gebissen, so war dies 2015 bei 4,1 Prozent der Delikte der Fall.

Daten für 2016 liegen noch nicht vor."Beißen ist eine eher ungewöhnliche Form der Widerstandshandlung", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Nord. Über die Gründe, warum neben Treten und Schlagen vermehrt das Beißen zum Angriff auf Polizisten genutzt wird, könne er nur spekulieren. Entscheidend sei wohl vor allem, ob der Täter es schafft, die Distanz zum Beamten zu überbrücken, um ihn überhaupt beißen zu können.

Grundsätzlich obliegt es den Polizisten selbst, sich gegen mögliche Infektionen durch Bisse zu impfen, wie ein Sprecher des Innenministeriums sagte. "Wir bieten aber auch dienstliche Impfungen an. So können sich bayerische Polizeibeamte gegen Hepatitis B impfen lassen." Nur im Einzelfall würden beispielsweise bei Auslandsmissionen in besondere Risikogebiete dienstliche Impfungen etwa für Tollwut angeboten - eine durch infizierte Tiere übertragbare Krankheit, die in Deutschland selten ist.

Die Vorsichtsmaßnahmen sind nicht ohne Grund: Im Juni hatte eine Kaufhausdiebin einem Polizisten in München in den Unterarm gebissen. Die Frau sagte danach aus, sie habe sich mit Hepatitis C infiziert und in dem Moment gehofft, den Beamten mit dem Virus anzustecken. Ein Bluttest wies die unbehandelte Infektion bei der Frau nach.

Für den Polizisten ging die Attacke jedoch glimpflich aus: Der gebissene Beamte infizierte sich laut der Präsidiumssprecherin nicht.Zum Vergleich: Die Zahl der durch Hunde gebissenen Polizisten scheint zu schrumpfen. Die LKA-Statistik weist die Fälle "Hunde hetzen" und "Hundebiss" gemeinsam aus. 2012 passierte dies achtmal, im vergangenen Jahr lediglich in drei Fällen.

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