Kultur in Starnberg und RegionWas das Fünf-Seen-Filmfestival 2024 zu bieten hat

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Mit Schwung ins Festival: Andreas Dresens Spielfilm "In Liebe, Eure Hilde" (im Bild Johannes Hegemann und Liv Lisa Fries) eröffnet die neue Ausgabe.
Mit Schwung ins Festival: Andreas Dresens Spielfilm "In Liebe, Eure Hilde" (im Bild Johannes Hegemann und Liv Lisa Fries) eröffnet die neue Ausgabe. (Foto: FSFF)

Das renommierte Sommerfestival zeigt in seiner 18. Ausgabe mehr als 100 neue Filme. Als Ehrengäste werden Andreas Dresen, Hans Steinbichler und Corinna Harfouch erwartet, die in Starnberg mit einem besonderen Preis geehrt wird.

Von Josef Grübl

Natürlich geht es bei Filmfestivals nicht ausschließlich um Filme. Nein, auch Cineastinnen und Cineasten streben nach besonderen Erlebnissen an besonderen Orten. Deshalb fahren sie nach Cannes (wo die besten Bilder immer noch am Strand entstehen), nach Locarno (wo die Menschenmengen auf der Piazza Grande oft die besseren Bilder ergeben) oder nach Venedig (wo man sich schon sehr blöd anstellen muss, um überhaupt ein schlechtes Foto zu machen). In Sachen Bildertauglichkeit hat es auch das Fünf-Seen-Filmfestival (FSFF) gut getroffen: Orte wie Starnberg, Gauting, Weßling oder Schloss Seefeld sind beliebt, die vor ihren Türen liegenden Seen sorgen nicht nur zu Festivalzeiten für eine attraktive Kulisse.

Dieses Jahr findet das FSFF ein bisschen später statt als in den Vorjahren, ganz in den September verschoben konkurriert es nicht mehr so sehr mit sommerlichen Freizeitaktivitäten. Mehr als 100 Produktionen werden an insgesamt zehn Festivaltagen aufgeführt, die meisten stammen aus Mitteleuropa.

Vor allem das Filmland Österreich ist dieses Jahr stark vertreten: Gezeigt werden so unterschiedliche Produktionen wie der frisch gekürte österreichische Oscar-Kandidat für 2025, „Des Teufels Bad“ (produziert von Ulrich Seidl), Ruth Beckermanns gefeierte Schul-Langzeit-Doku „Favoriten“ oder die Seniorinnen-Tragikomödie „80 Plus – Toni und Helene“. Deren Stars Christine Ostermayer und Margarethe Tiesel werden am 4. September nach Starnberg kommen.

Aber auch Festivalhits aus Indien („All We Imagine As Light“), Großbritannien („Die Fotografin“), Frankreich („Die leisen und die großen Töne“) oder Amerika („Memory“) werden gezeigt. Ein Länderschwerpunkt mit neuen Filmen aus Taiwan rundet das internationale Programm ab.

Christine Ostermayer und Margarethe Tiesel in "80 Plus". Die beiden Schauspielerinnen stellen ihren Film persönlich in Starnberg vor.
Christine Ostermayer und Margarethe Tiesel in "80 Plus". Die beiden Schauspielerinnen stellen ihren Film persönlich in Starnberg vor. (Foto: FSFF)

Eröffnet wird das Festival mit dem neuen Film eines deutschen Meisterregisseurs: „In Liebe, Eure Hilde“ von Andreas Dresen lief bei der Berlinale und erzählt die auf wahren Begebenheiten basierende Liebesgeschichte von Hans und Hilde Coppi, die sich im Berlin des Jahres 1942 einer Widerstandsgruppe anschlossen, die unter dem Namen „Die rote Kapelle“ bekannt werden sollte. Die Geschichte nahm ein tragisches Ende, der Film konzentriert sich auf Hilde (Liv Lisa Fries) und ihre letzten Wochen und Monate. Dresen wird ihn am Eröffnungsabend in der Starnberger Schlossberghalle vorstellen – und in den Tagen darauf bei den Vorstellungen seiner Filme „Stilles Land“, „Halbe Treppe“ und „Gundermann“ in den Kinos anwesend sein.

Das FSFF gilt ohnehin als Festival der Begegnungen, viele Filmmenschen haben ihren Besuch angekündigt: Marcus O. Rosenmüller (nicht zu verwechseln mit Marcus H. Rosenmüller) will sein bildgewaltiges Künstler-Biopic „Münter & Kandinsky“ vorstellen, Doris Metz ihre Politikerinnen-Doku „Petra Kelly – Act Now!“, Antonin Svoboda sein Missbrauchsdrama „Persona non grata“ oder Julia von Heinz ihre Lily-Brett-Literaturverfilmung „Treasure“. Auch ein Panel über Kulturschaffende in der krisengebeutelten Region Israel und Palästina und das alljährlich in der Akademie für Politische Bildung in Tutzing stattfindende „Filmgespräch am See“ stehen auf dem Programm.

Bildgewaltig: Marcus O. Rosenmüllers Künstler-Biopic "Münter & Kandinsky".
Bildgewaltig: Marcus O. Rosenmüllers Künstler-Biopic "Münter & Kandinsky". (Foto: FSFF)

Als Ehrengäste werden Martin Gschlacht und Hans Steinbichler erwartet. Der österreichische Kameramann Gschlacht dreht regelmäßig mit Jessica Hausner oder David Schalko („Kafka“); auf der diesjährigen Berlinale erhielt er einen Silbernen Bären (für „Des Teufels Bad“). Er ist sehr vielseitig, in Starnberg stehen außerdem noch seine Filme „Revanche“ und „Women Without Men“ auf dem Spielplan.

Eine Werkschau ist dem bayerischen Regisseur Hans Steinbichler gewidmet; insgesamt neun seiner Filme werden gezeigt. Darunter sind frühe Regiearbeiten wie „Hierankl“ oder „Winterreise“, aber auch hochgelobte Werke wie „Eine unerhörte Frau“ oder seine im vergangenen Herbst in den Kinos angelaufene Seethaler-Verfilmung „Ein ganzes Leben“.

In einer Werkschau wird Hans Steinbichlers Robert-Seethaler-Verfilmung "Ein ganzes Leben" gezeigt.
In einer Werkschau wird Hans Steinbichlers Robert-Seethaler-Verfilmung "Ein ganzes Leben" gezeigt. (Foto: FSFF)

Am meisten Aufmerksamkeit wird aber wohl Corinna Harfouch auf sich ziehen: Die Schauspielerin erhält den Hannelore-Elsner-Preis (mit dem vor ihr bereits Kolleginnen wie Sandra Hüller oder Birgit Minichmayer ausgezeichnet wurden).

Harfouch steht seit vielen Jahrzehnten auf der Bühne und vor der Kamera, derzeit ist sie gefragter denn je: Für ihre Rolle in Matthias Glasners Drei-Stunden-Familienepos „Sterben“ erhielt sie erst im Mai den Deutschen Filmpreis für die beste weibliche Hauptrolle, Anfang September läuft ihr neuer Film „Die Ironie des Lebens“ in den Kinos an. Beide Filme werden auch beim FSFF gezeigt, neben „Die Schauspielerin“, „Alles in bester Ordnung“ und „Was man von hier aus sehen kann“. Corinna Harfouch ist eine vielbeschäftigte Frau, zur Preisverleihung am 9. September wird sie aber nach Starnberg kommen.

Eine weitere Auszeichnung für Corinna Harfouch: In Starnberg wird sie mit dem Hannelore-Elsner-Preis geehrt.
Eine weitere Auszeichnung für Corinna Harfouch: In Starnberg wird sie mit dem Hannelore-Elsner-Preis geehrt. (Foto: Monika Skolimowska/dpa)

Im vergangenen Jahr besuchten rund 18 000 Menschen die Vorstellungen in Starnberg, Gauting, Schloss Seefeld und Gauting, zum Abschluss wurden die Preise verliehen. Auch bei der 18. Festivalausgabe gibt es den Fünf Seen Filmpreis, den Perspektive Spielfilmpreis, den Horizonte Filmpreis, den Dokumentarfilmpreis oder den Publikumsfilmpreis für herausragende Leistungen.

Und da das Festival von einem deutschen Film eröffnet wird, endet es auch mit einem deutschen Film: „Das Wachsfigurenkabinett“ wird vom Musik-Trio Tempo Nuovo live vertont, der Stummfilm mit Emil Jannings und Conrad Veidt wird dieses Jahr 100 Jahre alt.

18. Fünf-Seen-Filmfestival, Di., 3. Sep., bis Do., 12. Sep., verschiedene Orte, www.fsff.de

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