Stadtpark an der Donau:Ingolstadts goldene Stadtpark-Träume

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Wenn es nach den Vorstellungen von Silvia Benedito und Alexander Häusler vom Ingolstädter Planungsbüro "Oficinaa" geht, kann das Donau-Ufer bald auf spektakuläre Art erkundet werden. (Foto: OFICINAA Werkstatt für Architekt)
  • Architekten wollen das Ingolstädter Donauufer zu einem sinnlich erlebbaren Stadtpark am Wasser machen.
  • Das Projekt wurde in der Stadt schon vor Jahren diskutiert, dann versandete es im Stadtrat.
  • Eine Ausstellung in der Münchner Architekturgalerie stellt die Pläne vor.

Von Evelyn Vogel

Wie ein Ring aus Gold umschließt der Pfad ein Stück Wiese, überquert den Weg und ragt auf Stelzen in den Fluss hinaus, wo er für einen Moment scheinbar über dem Wasser schwebend verharrt, bevor er sich wendet und wieder zurückführt zur Wiese. Dort können die Spaziergänger ebenso goldfarbene Ruhekissen entdecken, die zum Sitzen und Verweilen einladen, während daneben eine kleine Anordnung hoch aufgerichteter Stangen Kinder dazu verlocken soll, Fangen zu spielen.

Eine Illusion? Noch. Doch wenn es nach den Vorstellungen von Silvia Benedito und Alexander Häusler vom Ingolstädter Planungsbüro für Architektur und Städtebau "Oficinaa" und - was noch viel wichtiger ist - dem Beschluss des Stadtrats in Ingolstadt geht, dann soll dieser Verweilring und noch eine ganze Reihe anderer hübscher Verweilstationen als Donau Rundweg alsbald Wirklichkeit werden.

Renaturierung der Donau
:So könnte der Stadtpark Donau aussehen

Die Idee wurde schon vor Jahren vorgestellt, sie versandete im Stadtrat. Jetzt nimmt das Projekt wieder Fahrt auf.

Doch was heißt alsbald? Bereits 2012 hat das Büro damit begonnen, die Rolle der Donau im Stadtgebiet zu untersuchen. Nach drei Jahren und einer regen Bürgerbeteiligungsaktion lag eine Studie vor, in der die Eigenheiten des Flusses, des Flussraumes und der bestehenden Nutzungen und Bedeutungen für die Bürger dargestellt wurden.

Das Ergebnis: Die Donau in Ingolstadt wurde in früheren Zeiten vor allem als Hindernis einer städtischen und industriellen Entwicklung gesehen. Deshalb begradigte man im 19. Jahrhundert den in vielen Schleifen und Seitenarmen dahin mäandernde Strom und dämmte ihn ein. In der Folge wurde er als Barriere und Gefahrenzone im urbanen Kontext wahrgenommen. Die Donau war ein Hindernis für die Ausdehnung der Stadt.

Aber die Donau ist auch ein Landschaftsraum mit Naherholungswert. Einige Bereiche am Fluss sind so gestaltet, dass sie dem entgegen kommen, beispielsweise am Klenzepark. Die Frage ist nur: Wie macht man aus einer, über Jahrhunderte wirtschaftlichen Interessen unterlegenen Wasserschneise einen gut erschlossenen Stadtpark am Wasser für Erholung suchende Anwohner wie für Touristen, die beispielsweise über den Donau-Radweg kommen? So entstand das Konzept "Stimmung" für den Donau-Landschaftsraum.

Mit Renaturierungsmaßnahmen und wenigen gestalterischen Eingriffen wie Wegmarkierungen, Sitzmobiliar und verschiedenen aktiven wie passiven Stationen will man die Umgebung besonders erfahrbar machen, außerdem Aussichten und Einblicke schaffen. Langfristig soll im Zuge der Stadtentwicklung ein Stadtpark mit einem zwölf Kilometer langen Rundweg entstehen, der aber auch in kleinen Abschnitten genutzt werden kann und an sieben Stationen zum Verweilen einlädt. Denn der Mensch mag es, wenn er sich auf eine Route begibt, deren Verlauf zu kennen und nicht gänzlich ins Unbekannte zu wandern.

Im Stadtrat versandete das Projekt einst

Der Donau-Rundweg soll aber auch die Entdeckerlust des Homo Sapiens fördern und ihn vielleicht zeitweilig wieder zu einem Homo-Ludens machen. Doch ob mit Fußgängerbrücken verbundene Kies-Inseln zum Sonnenbaden, ein Trimm-Dich-Pfad für die Sportlichen, kleine, aus Naturmaterialien geschaffene Installationen, ein "Baumwipfelsteg" über dem Wasser oder ein Aussichtsturm als "Tor zur Stadt" - all dies soll die Ingolstädter Donauufer zu einem sinnlich erlebbaren Stadtpark am Wasser machen.

Wie das alles aussehen könnte, wurde bereits vor drei Jahren im Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt vorgestellt. Was damals hohe Wellen der Zustimmung schlug, versandete alsbald in den Mühlen der Bürokratie. Nachdem die Vorschläge aber durch einen Stadtratsbeschluss vom Sommer diesen Jahres wieder in schnelleres Fahrwasser geraten sind, ist die Ausstellung nun erneut zu sehen, diesmal in der Münchner Architekturgalerie. Und wie immer hat man sich einiges einfallen lassen, um die Architekturausstellung anschaulich und lebendig zu gestalten.

Schon wenn man die hinter der Buchhandlung Werner gelegene Galerie betritt, riecht man die Natur. Der Boden ist mit Mulch bestreut. Aber nicht mit jenem scheußlich stinkenden Zeug, das als Unkrautverhinderungsschicht auf Zierbeeten allenthalben in Städten und Dörfern ausgebracht wird. Sondern mit nach Wald duftenden Pinienraspeln. Darin steht ein XXL-Baumstumpf aus gelbem Beton, auf dem man sich niederlassen kann, um beispielsweise den großformatig projizierten Film anzuschauen.

Der lässt die Donau lebendig werden mit all ihren Geräuschen: Da gluckert das Wasser, zirpen die Grillen, schnattern die Enten, bellt ein Hund, oder man sieht und hört die Menschen, die im Fluss baden oder ihn mit dem Schlauchboot befahren. Ihnen auf umweltverträgliche Weise mehr Raum am Wasser zu verschaffen, Fluss-, Landschafts- und Stadtraum an vielen Stellen zu verschränken, das ist das Ziel des Donau-Loops, wie der Plan auch genannt wird.

Darüber hinaus gibt es in der Ausstellung ein stilisiertes Birkenwäldchen, dessen Stämme ebenso, wie die Kiesaufschüttung oder der Pinienmulch haptische Erlebnisse garantieren, sowie Modelle, Fotos und Materialstudien. Die aus Beton gegossenen Sitzegelegenheiten könnten nicht nur abgesägten Baumstümpfen ähneln, sondern auch als halbrunde steinerne Bänke und als geschwungene Bänder entlang des Weges auftauchen oder sich staffelförmig ins Erdreich hineindrücken.

In jedem Fall aber sollen sie in der alles kennzeichnenden gelben Farbe leuchten. Wegmarkierungen, Hinweisschilder, Stangen, Sitz- und Liegemöglichkeiten bis hin zu den Brücken - alles in Gelb. Gelb so leuchtend wie Gold, das, so die Vorstellung der Planer, im Winter aus dem Schnee hervor spitzt, im Frühling mit den ersten Blüten um die Wette leuchtet, im Sommer mit der Sonne wetteifert und im Herbst mit dem Gold des Laubes verschmilzt. Bei so viel poetischer Sinnlichkeit bedarf es nicht einmal einer Wortspielerei mit dem Namen der Stadt. Der im Übrigen sowieso nichts mit Gold zu tun hat, sondern mit Ingold, der hier seine Stadt baute.

Landschaft Stimmung - Ein Stadtpark an der Donau, Architekturgalerie, Türkenstraße 30, verlängert bis 16. September, geöffnet im August: Mo.-Sa. 10-18 Uhr, im September: Mo.-Sa. 9-19 Uhr

© SZ vom 25.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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