Im Sekundentakt hagelt es neue Gebote, zwei, manchmal sogar drei Bieter liefern sich einen energischen Wettstreit - bis schließlich der Hammer fällt. Doch es geht um kein Gemälde, auch nicht um Antiquitäten. Es geht um Holz. In Litzendorf bei Bamberg ersteigern Sägewerksbesitzer, Furnierhersteller, Schreiner oder Holzhändler aus ganz Deutschland und Österreich besonders wertvolle Nadelholzstämme.
"Diesem Holz gebührt eine wertschöpfende Verarbeitung", sagt Sebastian Klinghardt von den Bayerischen Staatsforsten, bevor die Auktion beginnt. Dass Wertholz bei sogenannten Submissionen an Meistbietende verkauft wird, ist durchaus üblich in der Forst- und Holzwirtschaft. Doch meist werden die Gebote schriftlich eingereicht. Eine Auktion in Litzendorf mit Konkurrenten um die besten Stämme an einem Tisch wie am Dienstag - das ist selten.
Ortswechsel. Im Wald bei Strullendorf, ebenfalls nahe Bamberg, sind die begehrten Stämme aufgereiht. Douglasie, Fichte, Kiefer, Lärche, Tanne - so weit das Auge reicht. Akkurat liegt Stamm neben Stamm. Insgesamt mehr als 1200 Festmeter Holz, meist geschlagen in fränkischen Revieren bis hinauf in den Spessart. Interessenten können hier bereits seit einigen Wochen die Ware prüfen. Eines der Kriterien für Wertholz: Möglichst astfrei soll es sein. Es eigne sich dann beispielsweise dafür, Holzfenster herzustellen, sagt Konrad Schneider, Holzverkaufsleiter der Staatsforsten beim Forstbetrieb Forchheim. Als die Stämme des Forchheimer Betriebs versteigert sind, ist er zufrieden: "Kiefer wurde gut verkauft, überraschend gut lief es auch mit der Lärche."
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Veräußert werden die Stämme nicht einzeln, sondern in Paketen gebündelt, in sogenannten Losen. Bei 120 bis 200 Euro pro Festmeter liegen die Anfangsgebote. Nach 45 Minuten ist die 500-Euro-Marke erstmals geknackt - zwei Lärchen-Lose kommen auf 690 beziehungsweise 750 Euro. Zum Vergleich: Lärchenholz, das nicht den Kriterien des Wertholzes entspricht, wird für etwa 130 Euro pro Festmeter gehandelt.
Auf dem Holzmarkt insgesamt war im vergangenen Jahr viel in Bewegung: Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat fossile Energie teuer gemacht, Holzprodukte wie Pellets oder Scheitholz waren extrem gefragt. Umgekehrt trübte sich die Lage auf dem Bausektor ein. Der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband mahnte hinsichtlich der Entwicklung auf dem Holzmarkt "verlässliche Rahmenbedingungen im Bausektor" an. "Nachdem sich die Bauwirtschaft während der Corona-Pandemie als Konjunkturmotor erwiesen hat, ist ihre Entwicklung im Jahr 2022 ins Stocken geraten", teilt der Verband mit. Die Bauwirtschaft sei im Abschwung, zugleich werde dringend neuer Wohnraum benötigt, sagt Verbandsgeschäftsführerin Julia Möbus. Die Nachfrage auf dem Schnittholzmarkt sei zurückgegangen.
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Das gegenteilige Bild zeigte sich bei den Holzpellets, die aus Reststoffen der Sägewerke hergestellt werden: Die Nachfrage stieg stark an. Fundierte Prognosen für die Säge- und Holzindustrie für dieses Jahr seien derzeit nur schwer möglich, heißt es beim Verband. Zentrale Aufgabe der kommenden Jahre müsse es sein, "die Wälder klimastabiler zu entwickeln, sie zu bewirtschaften und zu pflegen und das anfallende Holz hier zu verarbeiten und zu verwenden". Aktuell sei die Nachfrage nach Bauholz und Konstruktionshölzern wieder ansteigend, sagt Konrad Prielmeier, Sprecher der Bayerischen Staatsforsten. Es werde erwartet, dass die Nadelschnittholzpreise erneut ansteigen.
Die Staatsforsten schlugen nach eigenen Angaben im vergangenen Geschäftsjahr (bis Ende Juni 2022) 4,88 Millionen Erntefestmeter ein - damit ist das Holz gemeint, das tatsächlich verkauft werden kann. Wertholz freilich ist nur ein kleiner Teil davon, etwa 5000 Festmeter. Prielmeier betont: "Die hochwertigen Stämme wurden von mehreren Förstergenerationen über Jahrzehnte durch geeignete Waldpflege erzeugt."