Oberbayern:Gruppe will in Rosenheimer "Spukhaus" einbrechen

Die Polizei stößt nachts auf eine sehr ungewöhnliche Einbrechergruppe. Die vier Leute wollten angeblich nichts stehlen, sondern entdecken: paranormale Phänomene.

Kolumne von Johann Osel

Plötzlich platzen Glühbirnen, es fliegen Teller, Schubladen gehen auf und zu wie von Geisterhand, Telefone telefonieren eigenständig. Im Sommer 1967 war in einer Rosenheimer Anwaltskanzlei Unerklärliches geschehen. Parapsychologen, Zauberkünstler, Geisterjäger, Wissenschaftler und Poltergeistologen von Nah und Fern machten sich prompt auf den Weg - um festzustellen, dass alle Phänomene stets im Beisein einer jungen Anwaltsgehilfin stattfanden.

Ob es sich nur um Tricks handelte, das Mädchen übersinnliche Kräfte hatte oder ob doch die Haustechnik irgendwie verrückt spielte - bis heute weiß man es nicht genau, das damalige Buhei ist aber nicht vergessen. Was bleibt: ein Wikipedia-Artikel "Spuk von Rosenheim" und damit Prominenz in gewissen Kreisen. Das Kanzleihaus selbst, an der Königsstraße 13 (uuuh!), ist mit seiner Gründerzeitfassade recht hübsch anzuschauen.

Viel unansehnlicher ist das neue Spukhaus von Rosenheim - ein Spukhaus zumindest nach Ansicht vier junger Geisterjäger. Sie versuchten kurz vor den Osterfeiertagen nachts in das leer stehende Gebäude einzudringen, Taschenlampen dabei. Ein Zeuge rief die Polizei, das Quartett flüchtete in alle Richtungen, sie wurden einzeln aufgegriffen.

Die Aussage bei der Befragung, unabhängig voneinander: Man suchte nach paranormalen Phänomenen. Schon früher hätten sie der berüchtigten Weißen Frau im Ebersberger Forst nachgespürt; nachdem diese Dame nicht anzutreffen war, habe man nun Spuk in dem Haus vermutet. Es scheint "glaubhaft" zu sein, dass sie auf Geisterjagd waren und "nicht in Bereicherungsabsicht" eindringen wollten, meldet die Polizei.

Dafür spreche: Stehlenswertes gebe es in dem Haus gar nicht; auch hätten alle eben dieselbe Aussage gemacht; zudem sei neben den drei Männern noch eine Frau, alle zwischen 20 und 25, beteiligt gewesen - eine eher untypische Einbrecherbande. Gegen die "Ghostbusters" laufen aber Anzeigen wegen versuchten Einbruchs und Hausfriedensbruchs.

Offen bleibt die Spuk-Frage: Einheimische wissen, dass das Haus auch am helllichten Tag gespenstisch und gruselig wirkt, verfallen, mit Efeu bewachsen. "Spuk von Rosenheim, Teil zwei?" Die Poltergeistologen dürften bald anreisen.

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