Spitzengespräch:Nationalparkstreit wird Chef-Sache

Nun hat sich Horst Seehofer (CSU) direkt in den Streit über einen Nationalpark im unterfränkischen Spessart eingeschaltet. Am Freitagnachmittag empfing der Ministerpräsident Umweltministerin Ulrike Scharf, den Landtagsabgeordneten und Vorsitzenden des Haushaltsausschusses im Maximilianeum, Peter Winter, und weitere CSU-Politiker zu einem Spitzengespräch in der Staatskanzlei. Teilnehmern zufolge betonte Seehofer, dass der Dialog über den dritten Nationalpark für Bayern wie geplant fortgesetzt werde, eine Entscheidung über den Standort sei im Juli zu erwarten. Dabei habe Seehofer ausdrücklich betont, dass der Dialog offen sei. Schon deshalb habe er nicht erkennen lassen, ob und, wenn ja, welche Region er persönlich für das Großschutzgebiet bevorzuge. Scharf und große Teile der CSU-Fraktion stehen sich in der Auseinandersetzung konträr gegenüber. Scharf kann sich Bayerns dritten Nationalpark durchaus im Spessart vorstellen. Viele CSU-Abgeordnete, allen voran der Unterfranke Winter, der zugleich Chef des Anti-Nationalpark-Vereins "Wir im Spessart ist", bekämpfen das Projekt mit aller Härte. Aus fachlicher Sicht steht der Spessart klar auf Platz eins der Auswahlliste für den neuen Nationalpark. Gründe sind die urwüchsigen Buchenwälder mit ihrer einzigartigen Artenvielfalt. Nach einer Bewertung des Bundesamts für Naturschutz zählen sie zu den wertvollsten in Deutschland. Allein im Spessart ist der Widerstand so massiv, dass viele Fachleute nicht mehr daran glauben, dass die Region eine Chance haben wird. Anführer der emotionalen Proteste ist neben Peter Winter der frühere Staatskanzleichef Eberhard Sinner. Beide fürchten um den Fortbestand der ebenfalls sehr wertvollen Eichenwälder im Spessart, wenn dort der Naturschutz ausgeweitet wird.

© SZ vom 08.04.2017 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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