Spendenaffäre:Der Erneuerer unter Verdacht

Selbst wenn sich die Vorwürfe als falsch erweisen: Der Schaden für die SPD und Oberbürgermeister Wolbergs ist schon jetzt riesengroß

Von Andreas Glas

Mit Joachim Wolbergs ist jener Mann unter Verdacht geraten, den viele Regensburger auch deshalb gewählt haben, weil sie die Nase voll hatten von den vielen Affären der CSU. Der Sozialdemokrat Wolbergs steht für Transparenz und Offenheit. Ausgerechnet dieser Mann also soll verstrickt sein in eine Parteispendenaffäre. Insgesamt 500 000 Euro sollen drei Bauunternehmer an die SPD gezahlt haben - das sind Beträge, wie sie sonst allenfalls Großunternehmen an Landesverbände spenden. Es ehrt den Schatzmeister der SPD, dass er den Verdacht gegen seinen Parteigenossen Wolbergs an die Justiz weitergeleitet hat, obwohl alleine schon die Ermittlungen einen massiven Imageschaden bedeuten.

Wolbergs selbst schickte zur Pressekonferenz jedoch einen seiner Referenten vor. Es wäre besser gewesen, wenn er sich gleich den berechtigten Fragen der Öffentlichkeit gestellt hätte. Denn genau das dürfte in nächster Zukunft sein größtes Problem werden: die Glaubwürdigkeit. Ein amtierender Oberbürgermeister, gegen den die Staatsanwaltschaft ermittelt - da müssen selbst Kenner der bayerischen Kommunalpolitik in den Verbänden länger nachdenken, wann es das zuletzt gegeben hat: Es werden Erinnerungen an die Affären des Weidener CSU-Oberbürgermeisters Hans Schröpf wach, der damit der SPD zum Wahlerfolg verhalf.

Es ist durchaus möglich, dass sich die Vorwürfe gegen Wolbergs als haltlos erweisen. Doch bis dahin wird er kaum weitermachen können, als gebe es sie nicht. Er wird sich bei jeder Gelegenheit immer wieder aufs Neue erklären müssen, und seine Gegner werden nur allzu gerne darüber spekulieren, wie es denn sein kann, dass der Wahlsieg der SPD drei Unternehmern eine halbe Million Euro wert war. Ein Oberbürgermeister kann sein Amt nur aus gesundheitlichen Gründen ruhen lassen. Wolbergs muss sich und den Bürgern in den kommenden Monaten deshalb einiges zumuten: einen Oberbürgermeister, der nicht mehr über jeden Zweifel erhaben ist.

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