Wohlfahrtsverbände finden kaum noch SammlerNiemand will mehr an Haustüren um Spenden bitten

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Die Caritas hat vielfältige Aufgaben. Dafür ist sie auch auf Spenden angewiesen.
Die Caritas hat vielfältige Aufgaben. Dafür ist sie auch auf Spenden angewiesen. (Foto: Sascha Steinach/Imago)

Es klingelt an der Tür – und davor stehen Freiwillige, um für Caritas oder Diakonie Spenden zu sammeln. Diese Tradition in Bayern ist auf dem Rückzug. Die Hilfswerke suchen andere Wege.

Die kirchlichen Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie finden immer weniger Freiwillige für ihre Haussammlungen. Deshalb suchen sie neue Wege, um bei ihren Frühjahrs- und Herbstsammlungen Spenden zu gewinnen. „Dort, wo die traditionelle Haussammlung nicht mehr stattfinden kann, wird in der Sammlungswoche per Brief um Spenden gebeten und in den Gottesdiensten der Woche für die Caritas gesammelt“, sagte Tobias Utters, Sprecher des Caritas-Landesverbandes. Laut Mitteilung des Bamberger Diözesen-Caritasverbandes können Menschen auch online spenden.

Die Sammlung an den Haustüren sei auf dem Rückzug, sagte auch der Sprecher des Diakonischen Werks Bayern, Daniel Wagner. Es werde immer schwieriger, Freiwillige für die Sammlung zu finden. Die evangelischen Gemeinden würden stattdessen vielerorts in den Gemeindebriefen Überweisungsträger für die Spenden beilegen. Sammlungen in den Straßen gebe es mancherorts noch – etwa wenn eine Konfirmandengruppe dies als Projekt mache.

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Die Zahl der Freiwilligen für die Haussammlung sei seit Jahren rückläufig, sagte Utters. „Tatsächlich sind einige Diözesen deswegen schon dazu übergegangen, die traditionelle Haussammlung einzustellen, da der Aufwand, die Ehrenamtlichen zu koordinieren nicht mehr im Verhältnis stand.“ Dennoch – für den Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche sei es sehr wichtig, dass es weiterhin ehrenamtliche Helferinnen und Helfer fürs Spendensammeln gebe. Sie leisteten einen „unschätzbaren Dienst“ als Botschafter der Caritas. Deshalb wolle man grundsätzlich an der Haussammlung festhalten. Auch Daniel Wagner von der Diakonie sagte: „Das ist eine wertvolle Tradition, mit der wir nicht brechen wollen.“ Man versuche aber, das Thema weiterzuentwickeln.

Caritas und Diakonie rufen in Bayern traditionell im Frühjahr und im Herbst zu Spenden auf. Etwa 30 Prozent des gesamten jährlichen Spendenvolumens der Caritas in Bayern gehe darauf zurück, sagte Utters. Da die Caritas dezentral über die Diözesen organisiert ist, gibt es keine Gesamtsumme. Das Geld der Sammlungswoche werde in der Regel gesplittet: 40 bis 50 Prozent blieben in den Pfarreien vor Ort, um dort direkt Menschen zu helfen. Der andere Teil gehe an den Diözesanverband, der damit Projekte finanziere oder Hilfsfonds fülle.

Das Erzbistum Bamberg etwa kündigte an, die Erlöse aus der Sammlung zu einem großen Teil in einen Notlagenfonds „Pflege“ zu geben. Damit werden Menschen unterstützt, die notwendige Pflegeleistungen nicht mehr selbst bezahlen können.

Das Diakonische Werk Bayern bezifferte die Spenden aus der Frühjahrssammlung des Vorjahres auf etwa 323 625 Euro. Im Jahr 2023 waren es noch 393 213 Euro. Auch hier gebe es einen Verteilschlüsse, durch den eine bestimmte Summe vor Ort bleibe.Die Kirchenbindung sinkt auch in Bayern immer weiter, die beiden großen Kirchen haben immer weniger Mitglieder. Dennoch seien die freiwilligen Sammlerinnen und Sammler keiner Kritik ausgesetzt, sagte Utters. „Anfeindungen oder Kritik ist uns nicht berichtet worden.“ Den Sammlern werde hohe Wertschätzung entgegengebracht.

Caritas und Diakonie betreiben in Bayern zahlreiche Alten- und Pflegeheime sowie weitere soziale Einrichtungen. Außerdem bieten sie konkret Hilfe für notleidende Menschen an und organisieren Beratungsangebote wie etwa Schuldnerberatungen. Die Caritas hat im Freistaat nach eigenen Angaben 184 000 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Diakonie beschäftigt rund 101 500 Menschen.

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