Süddeutsche Zeitung

Landtagswahl 2023:Machtkampf in Regensburger SPD

Die Regensburger Abgeordnete Margit Wild will 2023 doch wieder antreten - und stößt damit einige vor den Kopf. Die Konkurrenz hat längst eigene Pläne.

Von Deniz Aykanat, Regensburg

Um die Regensburger Landtagsabgeordnete Margit Wild (SPD) war es zuletzt ruhig geworden. Viele in der bayerischen SPD gingen davon aus, dass dies ihre letzte Legislaturperiode im Landtag sein würde. Umso überraschter waren einige Genossinnen und Genossen, als Wild vergangene Woche in der Mittelbayerischen Zeitung ankündigte, auch 2023 für den Landtag kandidieren zu wollen. Wild, 64 Jahre alt, sitzt seit fast 14 Jahren im Landtag und ist derzeit stellvertretende Fraktionsvorsitzende.

"Ich habe so eine Lust - und so viele Ideen", wird sie zitiert. Einigen in der Partei dürfte daraufhin die Lust eher vergangen sein. Vor allem der Partei-Nachwuchs zeigt sich seither erbost. Man habe erst durch die Medien von den Plänen erfahren, sagte Alexander Roth, Bezirksvorstand der Oberpfälzer Jusos. Eine anschließende Aussprache zwischen Jusos, Wild und dem Regensburger Stadtverband führte zu keinem Ergebnis. Im Gegenteil. Danach stand der Vorwurf der Altersdiskriminierung im Raum.

Die Oberpfälzer Jusos kündigen daraufhin in einem offenen Brief an Wild an, ihre Kandidatur nicht zu unterstützen und keinen Wahlkampf für sie zu machen. Bezirksvorsitzender Alexander Roth spricht von "Platzhirschgehabe". Wild sei ohne Absprache vorgeprescht. Zwar "war und ist" Wild eine gute Abgeordnete. Die Kandidatur sei auch keine Frage des Alters. Wohl aber des Engagements. "Du hast dich immer mehr aus der Politik vor Ort zurück gezogen und das ist auch aufgefallen", heißt es im Brief.

Die Stimmkreis-Konferenz in Regensburg findet am 16. September statt. Und da wird es wohl auch andere Anwärter auf die Kandidatur geben. "Was die Alternativen angeht, haben wir eine Luxussituation", befindet Roth. Die SPD-Landesvorsitzende Ronja Endres wird als Kandidatin gehandelt, sie hat es ohne Mandat bislang schwer, neben Co-Chef Florian von Brunn aufzufallen, der auch der Landtagsfraktion vorsteht. Auch SPD-Unterbezirksvorsitzender Sebastian Koch, der mit 71 Prozent Zustimmung zum Bürgermeister von Wenzenbach gewählt wurde, gilt als aussichtsreicher Kandidat. Wild selbst soll ihn als Nachfolger favorisiert haben - als sie noch mit dem Aufhören liebäugelte.

Das Regensburger Direktmandat holte sich in den vergangenen Jahren die CSU, deren Kandidat Franz Rieger tritt nach seiner Verurteilung als Erpresser in der Parteispendenaffäre nicht mehr an. 2023 werden dem Grünen Jürgen Mistol beste Chancen prognostiziert. Entscheidend ist für den oder die Regensburger SPD-Kandidatin also ein guter Listenplatz in der Oberpfalz. Und den gibt es nur mit einer großen Mehrheit. Nach Geschlossenheit sieht es aber gerade nicht aus in der Regensburger SPD.

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