SPD:Nicht jugendfrei

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Die Chefin der Bayern-SPD, Natascha Kohnen, will in ihrer Partei Mitglieder unter 35 fördern.

(Foto: Angelika Bardehle)

Natascha Kohnen will mehr Jusos auf den Listen. Das stößt nicht nur auf Zustimmung

Von Lisa Schnell

Für Johanna Uekermann kommt der Vorschlag fast auf den Tag genau zwei Jahre zu spät. Uekermann war damals Vorsitzende der Jusos im Bund und deutschlandweit bekannt, so etwas wie der SPD- Jungstar aus Bayern. In den Bundestag aber schaffte sie es nicht. Die SPD-Delegierten platzierten sie ganz hinten auf ihrer Aufstellungsliste. Es folgten: Empörung bei den Jusos und Kommentare in der Zeitung über die seltsame Nachwuchsförderung der SPD.

So etwas will SPD-Landeschefin Natascha Kohnen offenbar nicht mehr erleben. Sie schlägt vor, bei den nächsten zwei Bundes- und Landtagswahlen jeden dritten Platz mit einem Juso-Kandidaten zu besetzen. Uekermann freut sich, dass "endlich ein konkreter Vorschlag zur Verjüngung der Partei auf dem Tisch liegt". Kohnens Vorstoß aber löst nicht bei allen in der Partei Gegenliebe aus.

Bela Bach ist selbst erst 28 Jahre alt, auch sie bewarb sich 2017 um ein Bundestagsmandat und schaffte es am Ende nicht. Ihr hätte eine solche Regelung überhaupt nichts genutzt, sagt Bach und verweist auf Kohnens Antrag, in dem steht, dass jeder dritte Platz "mit einem Kandidaten oder einer Kandidatin unseres Jugendverbands" besetzt werden solle. Dass sie keine Juso-Kandidatin sei, hätte der Jugendverband im Wahlkampf immer betont, sagt Bach. Auch sie ist zwar Mitglied, so wie jedes SPD-Mitglied, das unter 35 Jahre alt ist, mit den eher linken Positionen des Jugendverbands konnte sie aber nur wenig anfangen. Offenbar sei die Förderung nur für solche gedacht, die der Mehrheitsmeinung der Jusos entsprechen, sagt sie: "Wenn diese Regelung kommt, sehe ich mich in meinem passiven Wahlrecht verletzt." Etwas anderes wäre es, wenn nicht von Juso-Kandidaten die Rede wäre, sondern allgemein von Kandidaten unter 35 Jahren.

Die Jusos dagegen fordern ein ganz klares Mitspracherecht. "Es ist unser Anspruch in die Partei hineinzuwirken", sagt der stellvertretende Juso-Landeschef Tobias Auinger und verweist auf Kohnens Ankündigung, die Jugend zum Gesicht der Partei zu machen. Kommenden Samstag, wenn der Landesvorstand über den Vorschlag beraten wird, werde er auf eine Lösung drängen.

Alleine bestimmen sollten die Jusos nicht, sagt Kohnen. Einbinden aber wolle sie den Jugendverband schon. "Wir lassen die Jusos nicht nur im Wahlkampf laufen. Das ist ein Zeichen des Respekts", sagt Kohnen. Auch mit einem anderen Missverständnis möchte sie aufräumen. Ihr Vorschlag gelte nur für die nächsten zwei Bundes- und Landtagswahlen, ansonsten wäre es ja "Altersdiskriminierung".

Doch auch jetzt fragen sich wohl manche Bundestagsabgeordnete, ob ihr Platz auf der nächsten Liste noch sicher ist. Derzeit gibt es in der Landesgruppe keinen unter 35 Jahre. Der Jüngste ist 37 Jahre alt und heißt Florian Post. "Ich finde die Fokussierung auf Jüngere schwierig, wenn ich sehe, wer die Partei mit am Leben hält", sagt Post. Ohne die 60-Plus-Leute in seinem Wahlkreis hätte er keinen Wahlkampf machen können. Mehr Wechsel unter den Abgeordneten brauche es aber. Er schlägt deshalb vor, dass jeder Abgeordnete höchstens drei Amtsperioden absolvieren darf. Post ist derzeit in seiner zweiten.

"Wir brauchen jüngere Leute, wenn dann ein Vorschlag kommt, passt er wieder nicht", sagt der Landtagsabgeordnete Klaus Adelt, 62. Er plädiert dafür, jetzt erst mal den Vorstand abzuwarten: "Es ist ja nur ein Denkanstoß".

Würde er vom Parteitag im Januar beschlossen, könnte sich Johanna Uekermann freuen. Bei der nächsten Bundestagswahl wäre sie gerade noch unter 35 Jahre alt.

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