SPD in Bayern:Mehr als nur ein Denkzettel

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Wiedergewählt, aber abgewatscht: der Landesvorsitzende der bayerischen SPD, Florian Pronold. (Foto: dpa)

Bayerns SPD-Chef Florian Pronold wird im Amt bestätigt, erhält aber nur 63,3 Prozent der Stimmen. Er verkörpert das Dilemma, in dem seine Partei steckt: In Berlin mit der CSU regieren, in München gegen sie opponieren.

Kommentar von Katja Auer

Die bayerischen Sozialdemokraten haben am Wochenende ebenso eindrucksvoll wie unfreiwillig offengelegt, wie zerrissen die Partei zurzeit ist. Die Delegierten des Parteitags straften ihren Landesvorsitzenden derart massiv ab, dass viele hinterher erschrocken waren von der eigenen Courage. 63,3 Prozent für Florian Pronold, das ist mehr als ein kleiner Denkzettel. Nun ist der Mann an allenfalls mittelmäßige Wahlergebnisse gewöhnt, aber dass ein Drittel der Delegierten ihre Stimme einem bislang unbekannten Pensionär aus Niederbayern gab, war ein harter Schlag. Auch für die Partei.

Denn Adam war keine echte politische Alternative. Der Mann ist 71 Jahre alt und wollte das Amt eigentlich gar nicht haben. Aufrütteln wollte er seine Partei und jetzt hat er sie gleich richtig durchgeschüttelt. Dass so viele Delegierte für ihn votierten, liegt nicht nur daran, dass er die bessere Rede gehalten hat. Es zeigt, dass er sehr wohl wunde Punkte getroffen hat.

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Nur 63,3 Prozent für Florian Pronold: Damit ist er zwar als Landesvorsitzender der Bayern SPD bestätigt, das Ergebnis ist jedoch schlechter als erwartet. Sein kauziger Herausforderer überzeugte vor allem durch mahnende Worte.

Von Katja Auer

Es gibt viele in der Partei, die mit dem Spagat nicht gut zurechtkommen, dass die Sozialdemokraten in Berlin mitregieren und in Bayern in der Opposition verharren. Pronold ist dafür nun stellvertretend abgestraft worden. Zwar zeigt die SPD immer wieder eine Lust an der Selbstzerfleischung, aber wenn die Delegierten ihren Unmut so brachial in einer geheimen Wahl abladen, fehlt es offenbar an einer alternativen Streitkultur.

Sicher, Walter Adam hätte sich schon früher zu Wort melden können, nicht erst ein paar Tage vor der Wahl. Einerseits. Die Parteispitze hätte andererseits mehr Dialog mit den Kritikern suchen können, zu denen auch die Jusos gehören. Wäre vorher mehr debattiert worden, dann hätte die Wahl am Parteitag vielleicht nicht zu einem solchen Debakel werden müssen. Jetzt müssen sie wohl erst mal reden in der SPD.

© SZ vom 29.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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