Süddeutsche Zeitung

SPD-Bayern:Starkes Signal für Rinderspacher

Die SPD-Fraktion hat sich für den Jüngsten entschieden: Die Abgeordneten wählten Markus Rinderspacher zum Nachfolger von Franz Maget.

Katja Auer

Eine Leiter haben sie ihrem neuen Chef geschenkt, als Karriereleiter und Aufstiegshilfe. Die wird Markus Rinderspacher brauchen, der am Mittwoch von den 39 SPD-Landtagsabgeordneten mit 35 Jastimmen zum Nachfolger von Franz Maget gewählt wurde. Der mit 40 Jahren jüngste Genosse versuchte gar nicht, die Lage zu beschönigen. "Wir befinden uns zweifellos in einer tiefen Krise", sagte Rinderspacher, und die Bayern-SPD sei immer noch im Abwärtstrend. Angesichts der schlechten Wahlergebnisse sei es angebracht, eine gewisse Demut an den Tag zu legen.

Das "denkbar stärkste Signal der Erneuerung" habe die Landtagsfraktion an diesem Tag gegeben, sagte Rinderspacher. Es gehöre Mut dazu, den Jüngsten zum Chef zu machen, und fast sei ihm das Ergebnis ein wenig zu gut, weil viel Luft nach unten sei. Rinderspacher, der sich als "Gestaltungslinken" bezeichnet, will zunächst das schlechte Bundestagswahlergebnis von 16,8 Prozent analysieren und vor allem um jüngere Wähler werben. Auf einer Bayerntour 2010 solle sich die SPD im Land präsentieren und schließlich mit einer "Bayern-Charta 2030" ihr Konzept von einem gerechteren Freistaat vorlegen.

Mit Rinderspacher wurde der gesamte Fraktionsvorstand gewählt. Bestätigt wurden die Vizes Thomas Beyer mit 34 Stimmen, Johanna Werner-Muggendorfer (29) und Christa Naaß (20). Als parlamentarischer Geschäftsführer wurde Harald Güller mit 28 Stimmen wiedergewählt. Franz Maget, dem Peter Paul Gantzer seinen Vizepräsidentenposten überließ, erhielt 31 Jastimmen.

Überraschend heftigen Gegenwind bekam Rinderspacher von CSU-Fraktionschef Georg Schmid, der sich nicht lange mit Gratulationen aufhielt. "Über Herrn Rinderspacher als Person sagt die heutige Wahl nicht viel aus. Aber sie sagt sehr viel über die SPD-Fraktion aus, wenn sie jetzt auf einen absoluten Neuling als neuen Chef setzt", sagte Schmid. An dieser Personalie werde deutlich, wie "verbraucht und eingerostet das bisherige Personaltableau der SPD ist. Oder es wollte kein ernstzunehmender Kandidat diese Truppe führen".

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SZ vom 22.10.2009/bica
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