Sozialpreis:Seid umschlungen

Sie pflegen Kranke, speisen Arme und kümmern sich um Behinderte. Bayerns Sozialministerin Emilia Müller hat dafür hat 21 ehrenamtliche Helfer ausgezeichnet. Ohne sie würde der Staat nicht funktionieren

Von Dietrich Mittler

Mit seinen streng geometrischen weißen Stuck-Einheiten an den Wänden vermittelt der Max-Joseph-Saal der Münchner Residenz auf prachtvoll elegante Weise eine gewisse Kühle, ja Strenge. Davon war allerdings bei der Verleihung der bayerischen Sozialmedaille am Freitag nichts zu spüren. Und das lag nicht allein an den virtuosen Musikern Max Greger junior und Martin Weiss, die den Festakt mit swingender Kaffeehausmusik einleiteten. Alphabetisch war die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler als eine der ersten an der Reihe, eine der gülden glänzenden Sozialmedaillen in Empfang zu nehmen. Die Laudatio von Sozialministerin Emilia Müller war gerade verhallt und Keßlers Engagement - unter anderem für eine evangelische Hospizstiftung - gewürdigt, da umarmte die Regionalbischöfin auch schon die Ministerin und drückte sie fest an sich.

Fünf Jahre, nachdem die Verleihung der "Bayerischen Staatsmedaille für soziale Verdienste" das erste Mal in einer Bekanntmachung des Sozialministeriums vorgestellt wurde, sind die Herausforderungen gewachsen. Müller leitete ihre Eröffnungsrede mit dem Hinweis ein, sie komme gerade vom Krisenstab Asyl. Und in der gegenwärtigen Situation könne sie nur eines sagen: "Ohne ehrenamtliche Helfer geht gar nichts. Wir würden es nicht alleine schaffen, die täglich neu eintreffenden Menschen zu betreuen, unterzubringen und auch medizinisch zu versorgen."

Emilia Müller - ganz auf der Horst-Seehofer-Linie - versäumte es indes auch nicht, die Position der Staatsregierung in der Flüchtlingsfrage an die Festgemeinde zu bringen. Sie verkündete die Formel, die nahezu wortgleich auch schon auf der Messe ConSozial zur Anwendung kam. "Wir sind nicht an der Grenze unseres guten Willens angelangt, sondern an den Grenzen unserer logistischen Möglichkeiten", sagte die Ministerin. Folglich müsse der Zugang an Flüchtlingen reduziert werden, damit die Unterbringung und die Integration der Flüchtlinge überhaupt gesichert sei.

Sodann aber war sie voll bei den zu ehrenden Persönlichkeiten - in diesem Jahr sind es 21 Männer und Frauen aus ganz Bayern, die sich durch soziales Engagement ausgezeichnet haben. Darunter auch die Schauspielerin Christine Neubauer, die zunächst über "Plan International" ein Patenkind in Indien hatte. Mittlerweile kamen weitere zwei Patenschaften hinzu, und Neubauer unterstützt gemeinsam mit Plan International Projekte und Events, begleitete auch Kampagnen für einen besseren Schutz Minderjähriger vor Missbrauch und Ausbeutung. Es gibt viele Formen, zu helfen und sich für Mitmenschen einzusetzen, machte Müller klar. Sei es, dass sie sich im "Blauen Kreuz" für Alkoholkranke einsetzen, wie Gerhard Hörath aus Bischofsgrün. Sei es, dass sie sich für sterbenskranke Menschen einsetzen wie die Ärztin Elisabeth Albrecht aus Regensburg und ihrer Initiative "Palliamo".

Die Gesellschaft sei angewiesen auf Persönlichkeiten, die für andere da sind. "Niemand im Saal engagiert sich der Ehren wegen, sondern es geht Ihnen allen um die gute Sache", sagte Müller. Insbesondere nun zeige sich: "Werte müssen nicht nur in guten Zeiten hochgehalten werden", sondern auch in schlechten, in denen es auf das Engagement Einzelner ankomme. In diesem Sinne seien die Geehrten Vorbilder für diese Gesellschaft. Nächstenliebe und Empathie vereint mit Zuverlässigkeit seien unverzichtbar. "Aber der Staat kann das nicht verordnen", sagte Müller.

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