Sommer:Wie man bei 50 Grad Hitze arbeitet

Heiß ist es sowieso schon. Bei Pizzabäckern oder im Food-Truck heizt der Ofen zusätzlich ein, Handwerker sind viel in der prallen Sonne und Richter stecken in schwarzen Gewändern.

Von Tabea Braun und Anna Gleiser

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Jugendrichter Ralf Jehle

Quelle: Franz Xaver Fuchs

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30°

Oft schon nach dem ersten Termin ist Jugendrichter Ralf Jehle durchgeschwitzt und "so muss man dann noch den Rest des Tages schaffen", klagt er. Denn das Amtsgericht Starnberg hat viele große Glasfronten, die zwar beschattet werden können, eine Klimaanlage gibt es jedoch zum Leidwesen der Prozessbeteiligten nicht. Verhandlungen müsse er manchmal auf Grund der Hitze von teilweise mehr als 30 Grad im Sitzungssaal unterbrechen, berichtet er. Das verlange die Fürsorgepflicht, die er gegenüber den Beteiligten und Zuschauern habe.

Fast ein bisschen neidisch ist Jehle auf die Anwälte, die könnten beantragen, ihre Robe nicht tragen zu müssen, er als Richter dagegen stecke immer in dem schwarzen Gewand. Frauen hätten es auch ein bisschen besser: Bei ihnen fällt die Krawatte weg und sie können bei ihren Kostümen beispielsweise mit einem Rock variieren.

Starnberg LRA Zimmerer Matthias Maier

Quelle: Nila Thiel

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34°

Dass man im Grunde nicht viel gegen die Hitze ausrichten kann, weiß Mathias Maier, Zimmerermeister beim Bauunternehmer Hubert Schmid. Er arbeitet auf dem Dach des Landratsamts in Starnberg, das zur Zeit komplett renoviert wird. In der prallen Sonne auf dem schwarzen Dach wird es besonders heiß, zudem hantiert er mit reflektierenden Zinkblechen. Für ihn ist es ganz normal, im Sommer um 6 Uhr morgens mit der Arbeit zu beginnen, so kann früher Feierabend gemacht werden.

In den kurzen Pausen, trinkt er besonders viel, so bekommt er keinen Sonnenstich. Zu lange rasten will Maier jedoch nicht, er wird lieber früher fertig. Sonnencreme stellt sein Chef, um keinen Sonnenbrand zu bekommen cremt sich Maier zwei bis drei Mal täglich ein. Das T-Shirt auszuziehen hält er für eine schlechte Idee, dann würden nämlich Fasern der Dämmung in die Poren gelangen, was furchbar juckt. Als glücklich gelten in seinem Betrieb diejenigen, die in der Halle arbeiten, dort ist es kühler. Letztlich gefällt Maier aber das derzeitige Wetter immer noch besser als Regen - dann könne auf dem Dach gar nicht gearbeitet werden.

Bachhausen Landschaftsgärtner Michael Fella

Quelle: Nila Thiel

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35°

So sieht das auch Michael Fella, Garten- und Landschaftsbauer aus Starnberg: "Ich find's schlimmer, wenn es den ganzen Tag regnet", erklärt er. An die Temperaturen gewöhne man sich, es gehöre ja schließlich zum Beruf. Trotzdem versucht auch er, sich die Arbeit so einzuteilen, dass er bei der größten Hitze im Schatten arbeitet, aber man könne es sich natürlich nicht immer aussuchen. Und wenn es ganz schlimm wird, macht Fella sein T-Shirt nass, das erfrischt wenigstens eine Zeit lang.

Gilching Brathändlstand von Barakat Chekh Nabo

Quelle: Nila Thiel

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48°

Noch einmal heißer wird es wohl, wenn zu der Sonne ein Grill hinzukommt: Um 9.30 Uhr misst Chekh Nabo in seinem Food-Truck, mit dem er an wechselnden Orten in der Region steht und Brathähnchen verkauft, bereits 33Grad. Mittags erreiche das Thermometer an besonders heißen Tagen dann Werte von bis zu 48 Grad. Da hilft nur noch "Maul halten, durchhalten". Und mindestens drei Liter, am besten viereinhalb Liter, trinken.

Utting Trattoria PINELLO- Pizzabäcker Pino

Quelle: Nila Thiel

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50°

Ruhig bleiben und nicht so viel reden, so überstehen auch die Mitarbeiter im Restaurant Pinello in Utting den Tag, wie Roberto Iezzi erzählt. In der Küche der Pizzeria werden bis zu 50 Grad erreicht. Solche Temperaturen kennt der gebürtige Italiener zwar aus seiner Heimat in den Abruzzen, doch Pizza essen, wie seine Kunden auf der Terrasse, kann er bei einer solchen Hitze nicht. Er greift dann lieber zu leichtem Essen wie einem Salat oder einer Melone. Und auch auf Alkohol verzichtet er und trinkt stattdessen Wasser.

Konjunkturprognose für Ostdeutschland und Sachsen 2017/2018

Quelle: dpa

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50°

Furchtbar heiß stellt man sich auch die Kabinen der Kranführer vor, die in schwindelerregender Höhe der Sonne schutzlos ausgeliefert sind. Josef Reindl, Mitarbeiter der Schußmann Kranservice GmbH weiß das zu bestätigen - bis zu 50 Grad warm kann es in den Führerhäuschen werden. Doch die meisten Kranführer haben heutzutage Glück: Kleinere Hebemaschinen können mit Hilfe einer Funkfernsteuerung bedient werden, einige große besitzen eine Klimaanlage. Zwar sei man beim Bedienen des Krans am Boden auch der Sonne ausgeliefert, da man ja möglichst nah am Geschehen sein müsse, aber die stickige Luft in der Führerkabine könne man zumindest vermeiden. Außerdem gebe es gesetzliche Vorschriften, berichtet Reindl. Da man sich bei über 30 Grad im Führerhaus nicht mehr ausreichend konzentrieren kann, sei das Bedienen der Kräne bei Überschreitung dieser Marke unzulässig.

© SZ/axi
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